Gentec X 02 - Der Untergang von Chicago
Verletzte und Verstümmelte, Menschen mit schweren Schocks, überall dazwischen Bewaffnete. Notoperationen am laufenden Band, überlastetes Personal. Und ständig brachten Ambulanzwagen Verletzte und Versehrte durch die Tiefeinfahrt an der Seite des Krankenhauses zur Notaufnahme.
Die Gencoys ließen die meisten Ambulanz- und Rotkreuzfahrzeuge durch. Allerdings hörte ich Gerüchte – ob sie echt waren, wusste ich nicht –, die Genmutierten hätten Krankenfahrzeuge samt Personal und Verletzten förmlich in Stücke gerissen.
Drohnen flogen ab und zu über das Hospitalgelände weg. Sie griffen jedoch nicht an. Der brennende Polizei-Mannschaftswagen an der Einfahrt des Krankenhauses war mit Schaumlöschern gelöscht worden. Es stank nach verbranntem Kunststoff, Gummi und heißem Metall.
Im Lutheran General Hospital war es schwer, so etwas wie eine notdürftige Ordnung aufrecht zu erhalten. Der Police Lieutenant McCourtney hatte die Leitung der zivilen Kräfte übernommen. Ihm waren auch die Ärzte und das Pflegepersonal untergeordnet, was Verteidigungszwecke des Krankenhauses betraf.
Ständig schlugen sich geschockte Menschen zum Hospital durch, die irgendwie erfahren hatten, dass hier ein Auffanglager war. Wie viele noch in den Häusern und Kellern waren, sich irgendwo in der Stadt versteckten, wussten wir nicht.
Ich wanderte gefolgt von Nick Carson durch die Krankenhausgänge und schaute mich um. Ich hatte geduscht und mich umgezogen, trug genau wie Nick einen Army-Kampfanzug mit Springerstiefeln. Die schwere Laserpistole, die Astra, hatte ich wieder am Gürtel. Mit dem Barett am Kopf, meinte Nick, würde ich schick aussehen.
Manchmal gab es Radiodurchsagen und wir konnten übers Fernsehen Meldungen empfangen. Dann wieder fiel alles aus. In der Stadt krachten immer wieder Explosionen und wurde heftig geschossen. Die Feuerwehr konnte nicht ausrücken, an verschiedenen Stellen von Chicago loderten Brände. Phantom- und Wildcat-Kampfjets orgelten immer wieder über Chicago weg und versuchten, die Drohnen der Gencoys abzuschießen, was ihnen jedoch höchst selten gelang.
Diese verbargen sich vor den Abfangjägern in den Straßenschluchten. Sie machten Jagd auf Menschen. Und ab und zu ballerten Laserkanonen der Gencoys auf die Kampfflugzeuge der Air Force, die trotz ihrer hohen zahlenmäßigen Präsenz ziemlich hilflos wirkten.
Ich hörte Meldungen und sah Fernsehnachrichten in der Halle des Krankenhauses, wo sich jede Menge Flüchtlinge befanden. Wie sie versorgt werden sollten, war ungewiss. Noch funktionierten die Wasserleitungen, aber wie lange noch?
Den Strom für das Krankenhaus lieferte ein Notstromaggregat. Es war inzwischen Nacht geworden. Wie ich den Fernsehmeldungen entnahm, bewegten sich Hunderttausende von Flüchtlingen aus Chicago heraus, der Metropole, die die Army und die Nationalgarde und andere Kräfte abgeriegelt hatten.
Von einem Hubschrauber aus – irgendwelche irren Reporter wagten es noch im Katastrophengebiet umherzufliegen –, wurden Autoschlangen gefilmt, die die Ausfahrtsstraßen füllten. Und ungeheure Menschenkarawanen, die zu Fuß dahinmarschierten und ihr Gepäck auf dem Rücken schleppten oder teils mit Einkaufswagen fuhren.
Auch gegenüber dem Hospital im Shopping Center, der riesigen Einkaufs-Mall, befanden sich zahlreiche Menschen, wie ich über Funkmeldungen erfahren hatte. In und bei Chicago ging alles drunter und drüber.
Die Army wollte rein und konnte oft nicht, weil die Flüchtlinge die Straßen blockierten. Stellenweise, wo die Soldaten reinkamen, mit Panzern, LKWs und mit Geschützen ausgerüsteten Jeeps und dergleichen, bereiteten ihnen die Gencoys und Genmonster ein blutiges Willkommen.
Die Bestien gebärdeten sich wie die Herren von Chicago. Von einem gezielten und massierten Angriff auf den Hype der Gencoys vom O'Hare Airport konnte keine Rede sein. Immerhin, auch das teilten die Meldungen mit, sollte der Hype bombardiert werden, was bisher jedoch noch nicht möglich war. Die Medienübertragungen funktionierten nicht immer, aber öfter.
Im Senat, der zu einer Krisensitzung zusammengekommen war, redeten sie sich die Köpfe heiß. Wie es im Ausland aussah, wusste ich nicht – jedoch schien es dort noch keine Katastrophe wie die von Chicago zu geben, dessen Skyline düster und nur ein Zwanzigstel so stark erleuchtet war wie sonst in den regnerischen Nachthimmel ragte. Chicago, in dem Brände flammten und mordende Bestien dahinzogen. Die Army und die Marines
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