Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas
während die Übrigen in der Kommandozentrale wie erstarrt und total geschockt standen.
»So lange, wie es der Große Rat für richtig hält«, erwiderte der Gencoy in der Gestalt einer attraktiven, hochintelligenten Frau. »Du bist Sniper, die den Hype bei Chicago entdeckte und unsere Pläne störte?«
Ich hatte eine Direktschaltung. Außer mir hörten noch etliche andere CIA-Agenten und Stellen zu und hatten die Szene gesehen, die sich in Langley abspielte. Norris P. Bender wurde von Robotern weggeschafft, ein unrühmliches Ende für einen so fähigen Mann, wie er es war.
»Ich bin Sniper, Blechbüchse«, erwiderte ich.
Die Beleidigung verfing bei der Coleman nicht.
»Wir kriegen dich, Sniper«, erwiderte sie. »Du stehst ganz oben auf unserer Liste. Von dir werden wir ein Double machen. Du aber wirst den Helm tragen, durch den Spitzen in dein Gehirn dringen, sowie eine Sonde ins Rückenmark. Wir nehmen alles von dir, was wir brauchen, bei lebendigem Leib und bei vollem Bewusstsein.«
Damit schaltete sie ab. Ich bebte vor Zorn, nicht vor Furcht. Die Drohung war grausam, doch aus der Sicht eines Gencoys logisch. Sie zeigte nur einmal mehr, wie sie uns einschätzten. Menschen warfen Hummer, die gesotten wurden, lebend ins kochende Wasser.
»Washington fällt«, stöhnte der kommandierende General. »Was nun?«
Mir fiel dazu nichts ein. Die Menschheit geht unter , dachte ich. Hilfesuchend schaute ich Nick Carson an. Wir sind , dachte ich in dem Moment, eine aussterbende Spezies. Ein gigantischer Meteoriteneinschlag, der das Gesicht der Erde veränderte, hatte vor Jahrmillionen die Saurier ausgelöscht, nachdem sie 160 Millionen Jahre lang die Erde beherrschten.
Der Mensch hatte in seiner Geschichte, soweit man sie als Zivilisation bezeichnen konnte, gerade mal zehn- oder zwölftausend Jahre gehabt. Die Evolution löscht uns aus , dachte ich, und Tränen stiegen mir in die Augen.
Wir haben keine Daseinsberechtigung mehr.
Ich wankte aus dem Zelt. Nick folgte mir. Erst am Rand des Camps blieb ich stehen und lehnte mich an den rauen, rissigen Stamm einer Burreiche. Neblig und trüb war es, November in Illinois. Der Winter kam spät dieses Jahr.
Bald würden von Kanada her Kältewellen über das Land fluten, würden Blizzards heranorgeln mit einer Urgewalt und mit eisiger Kälte. Was wurde in diesem bitteren, verzweifelten Winter dann aus den Menschen, wenn unsere Versorgungssysteme zusammenbrachen, Fernheizungen und dergleichen, die Kommunikationsmittel versagten?
»Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber die Menschen werden keinen Ort haben, wo sie sich in Sicherheit fühlen können« , fielen mir Nicks Worte ein.
Ich erinnerte mich, dass in der Bibel irgendwo etwas Ähnliches stand. Es traf mich ins Innerste, zumal das Auftreten der Gencoys etwas Apokalyptisches an sich hatte. Ich bin Baptistin, allerdings keine bekennende oder sonderlich motivierte.
Die Gencoys waren die größte Plage der Menschheit. Nick legte mir den Arm um die Schultern. Eine Meile entfernt rauchten die Trümmer dessen, was einmal Oldwaters Villa und der darunter befindliche Hype gewesen waren. Was ich dort sah, als ich von MUTTERS Leitstrahl geführt mit Nick Carson eindrang und den Spider befreite, würde ich nie vergessen.
Noch viel mehr das, was ich ahnte , was dort vor sich ging und was es mit der Restverwertung der Menschheit auf sich hatte. Ich war sehr verzweifelt.
»Sie sind stärker als wir, Nick«, sagte ich. »Wir sind fertig.«
»Denke an Ast'gxxirrth«, sagte Nick. »Es gibt viele Intelligenzen im Universum. Viele davon sind organisch, keine Kunstlebebewesen. Auch sie haben es geschafft, vielleicht hatten sie in ihrer Entwicklung ähnliche oder eine analoge Krise.«
Ich hatte ihm erzählt, was Ast'gxxirrth mir bei unserem letzten telepathischen Kontakt übermittelte.
»Vielleicht«, sagte ich und lehnte mich an ihn. »Doch es gibt auch die Technos. Die Gencoys sind Technos. – Körperlich sind sie uns ungeheuer überlegen, so wie ein Raupenbagger einem Menschen mit einer Schaufel überlegen ist. – Wie sollen wir gegen sie bestehen?«
»Ein Bagger kann zerstört werden.«
»Ja, aber die Gencoys sind intelligent, sie haben ein Programm und kosmische Unterstützung. Sie können sich selber herstellen und vermehren, reparieren und dergleichen. In der Tiefe der Ozeane und auf dem Mond können sie existieren. Sie sind dem Menschen tausendfach überlegen.«
»Menschen haben sie
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