Gentlemen's Club
muss ich Ihnen das sagen? Sir Simeon hat mir nur gesagt, dass ich mich um die Gäste kümmern soll.«
Aber ich lernte, dass Merlin nie lange irgendwo stillstand. Er band unsere Pferde fest, bevor er mich behutsam in das dunkle Hausinnere führte. Ich verzichtete darauf, meinen Auftrag zu wiederholen.
Für mich blieb kaum Zeit, einen kurzen Eindruck von der großartigen Halle zu erhalten - viele frische Blumen, dunkle Paneele und Ölgemälde mit nachdenklich blickenden Männern -, dann hatte er schon eine Tür am Ende eines langen Korridors geöffnet. Wir befanden uns in einer großen modernen Küche. Eine Terrassentür führte zu einem makellosen Garten mit herrlich geformten Ziersträuchern.
Merlin kniete sich hin und legte den Helm auf den Tisch. Ich schaute auf seine glatten dunklen Haare. Ich musste mich zurückhalten, um nicht die Hand auszustrecken und ihm über den Kopf zu streicheln. Aber der Gedanke verschwand, als er den fest sitzenden Stiefel von meinem Fuß zog. Ich unterdrückte noch einmal einen Schrei, als das Fleisch und die Knochen sich zurechtrückten.
»Das wird helfen.« Zu meiner Überraschung reichte er mir lachend ein großes Glas mit dunkelrotem Portwein. Die Temperatur zwischen uns war von frostig bis sommerlich gestiegen. Ich begann seine Gesellschaft zu mögen. Auf der anderen Seite schien es ihn nur zu amüsieren, dass ich im Moment kaum meine Aufgabe erfüllen konnte. »Die meisten Dienstboten haben wegen der Jagd einen freien Tag. Lassen Sie doch den Greys ihren Ausritt. Ich habe gehört, dass Mrs. Grey nichts gegen einen kräftigen Hengst einzuwenden hat.«
Bevor ich ihn fragen konnte, was genau er damit meinte, war er wieder aufgestanden und suchte im Kühlschrank nach irgendwas. Er kam mit einem Beutel mit Tiefkühlerbsen zurück und drückte sie auf meinen Fuß.
»Nicht allzu lange, sonst bekommen Sie Frostbeulen. Was halten Sie davon, wenn wir dieses Haus erforschen, nachdem die zehn Minuten Erbsenbehandlung vorbei sind?«
Zehn Minuten später führte er mich durchs Haus und flüsterte mit mir, als wären wir Einbrecher. Er ging übertrieben auf den Zehenspitzen, und ich hoppelte hinter ihm her, die Treppen hoch und wieder hinunter und über quietschende Dielenbretter. Oben erklärte er mir, welche Gäste in welchen Zimmern geschlafen hatten.
Mr. und Mrs. Grey bewohnten nicht ein gemeinsames Schlafzimmer, erfuhr ich, aber ich reagierte nicht darauf. Ich interessierte mich mehr für das Spiel seiner Muskeln, als er vor mir ging und ich seine Waden sehen konnte.
Es hatte was Illegales an sich, als wir in die verschiedenen Zimmer der Gäste schauten, aber es war auch sexy, wenn man die zerwühlten Betttücher sah. In den meisten Zimmern standen Himmelbetten. Ich musste daran denken, dass viele Gäste sich nach einem anstrengenden Galopp für einen weiteren Ritt im Bett bereitfinden würden.
Merlin stoppte am Ende des Korridors im Obergeschoss und wies auf die vielen Wandteppiche hin. Wir hatten in alle Zimmer geguckt, und plötzlich wurden wir still. Ich fühlte, wie eine lähmende Scheu mich erfasste.
Der freche Wortwechsel im Stall und auch noch unsere vorwitzige Begehung des Landhauses hatten mir Laune gemacht, aber die großartige Umgebung schüchterte mich ein. Merlin schien das Haus gut zu kennen; offenbar war er schon einige Male hier gewesen. Aber ich hatte das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Ja, es war aufregend, aber es flößte mir auch Angst ein. Sie hätten früher als erwartet von der Jagd zurückkommen und uns beim ungehörigen Tun erwischen können.
Mein Herz begann wie verrückt zu schlagen, und auch in meinem Fuß pochte es. Merlin zog die Doppeltür vor uns auf, als gehörte ihm das ganze Haus.
»Und das ist das Schlafzimmer des Herrn. Sir Simeons Privatgemächer.«
Jetzt fühlte ich mich wirklich wie ein Eindringling. Der Gedanke, dass Sir Simeon hier etwas Intimes tun würde, sich ausziehen und zu Bett gehen zum Beispiel, ließ mich erröten wie ein Schulmädchen, aber ich trat trotzdem vor, weil ich meine Neugier nicht bezwingen konnte.
Es war ein riesengroßes Zimmer mit einem gigantischen Himmelbett. Dicke Steppdecken und mehrere Kissen lagen auf dem hohen Bett. Zahlreiche Sessel standen herum, und überall gab es Kissen. Ich sah zu meiner Überraschung das Feuer im offenen Kamin. Hohe Fenster schauten hinaus auf die Rasenflächen und dahinter auf die Ställe und Felder.
»Das sieht wie ein Schlafgemach bei Fürsten aus«, bemerkte ich laut, um
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