Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
warfen mich hinein. Das letzte, was ich sah, bevor sich die Türen hinter mir schlossen, war Debs, die in die entgegengesetzte Richtung lief. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht in dem Versuch, die Tränen einzudämmen. Sie konnte mich nicht mal ansehen. Ich vermutete, dieses Bild würde mich sehr lange nicht mehr loslassen.
    Hinten im Transporter bekam ich einen schweren Stiefel in den Bauch. Ich rollte mich zusammen, dann kamen die Gummiknüppel.
    Ich trat mit den Füßen um mich.
    »Verpisst euch, ihr Schweine«, brüllte ich.
    Die Gummiknüppel tanzten weiter.
    »Faschistischer Abschaum.«
    Ein paar meiner Tritte waren erfolgreich, aber sie warfen sich auf mich. Während ich mich wand, packten Hände meine Arme und Beine. Und schon hatten sie die Kabelbinder aus Plastik draußen – sie verschnürten mich wie eine Schweinelende.
    Ich konnte mich kaum bewegen, das Atmen wurde immer schwerer, bei jedem Luftschnappen schnitten sich die Plastikfesseln tiefer in meine Handgelenke. Die Uniformierten sahen zu, wie ich mich krümmte, dann steckten sie die Knüppel weg und nahmen ihre Fäuste.
    Meine neuen Zähne waren das erste Opfer. Verteilten sich wie Glasperlen auf dem Boden.
    »Wo ist dein freches Maul jetzt, häh?«
    Darauf gab’s keine Antwort. Besonders nicht, wenn man den Mund voller Blut und gerade den zweiten Satz Zähne in einem Monat verloren hat.
    Ich versuchte mich zusammenzurollen, die Prügel über mich ergehen zu lassen. Schon bald würden sie erschöpft sein.
    Auf dem Revier leerten die Bullen meine Taschen. War erleichtert, dass ich beschlossen hatte, die Glock zur Beerdigung meines Vaters nicht mitzunehmen. Als sie mir Fingerabdrücke nahmen, ging die Tür des Reviers auf, und Collins und Roberts tauchten auf, brachten Amy mit. Ihre Hände waren gefesselt, sie sah erschöpft aus. Die Haare zerzaust, die Augen ein Chaos an verschmiertem schwarzem Mascara.
    »Amy«, sagte ich. Meine Stimme überschlug sich, ich hörte, wie der Schock bei mir einsetzte.
    »Gus, Gus«, schrie sie, kurz vor dem Zusammenbruch. »Was passiert mit mir, Gus?«
    »Keine Sorge, die haben nichts.« Ich machte einen Satz nach vorn, versuchte zu ihr zu kommen, wurde aber zurückgehalten. »Die wollen uns nur einschüchtern. Keine Angst, Amy.«
    Collins und Roberts schoben sich vorbei. Ich spuckte sie an, verfehlte sie aber um eine Meile, brüllte: »Ihr verweichlichten Pisser. Nehmt doch mich.«
    »Oh, das werden wir«, sagte Collins. »Geduld, Geduld, Mr. Dury.« Er warf seinen Kopf in den Nacken und lachte. »Für Sie haben wir uns was ganz Besonderes ausgedacht.«
    Ich spuckte wieder. Dieses Mal bekam Collins die Ladung voll ins Gesicht.
    Er schäumte vor Wut wie ein Geisteskranker, jagte mir einen Ellbogen in den Solarplexus.
    »Du stehst auf meiner Abschussliste, Dury«, fauchte er, als er sich mit lodernden Augen vor mir aufbaute. »Hast du das geschnallt?«
    Ich sackte gegen den Schreibtisch, glitt dann zu Boden.
    »Schafft mir dieses Stück Scheiße aus den Augen«, brüllte er.
    Sie brachten mich in eine Ausnüchterungszelle. Ich schlug mehrere Male gegen die Wand. Brüllte nach einem Anwalt. Wenig überraschend wurde ich ignoriert. Und die ganze Zeit machte ich mir Sorgen um Amy. Mein Gott, sie war doch nur ein Mädchen. Du hast sie wirklich in die Scheiße manövriert, Dury, sagte ich mir.
    Ich wusste, dass die Bullen mich erst mal richtig schwitzen ließen, bevor sie anfingen, mich fertigzumachen. Als sie dann kamen, sah ich sofort, dass ich recht hatte.
    Collins, total erregt, brüllte: »Ich sollte dir den Kopf abreißen und in deinen Hals kacken.«
    »Wollen wir nicht wieder Guter-Bulle–böser-Bulle spielen?«
    Er packte mich an den Haaren, so fest, dass ich spürte, wie mir die Augen heraustraten. »Stell mich auf die Probe, und du spielst garantiert kein Spielchen mehr … nie mehr.«
    Ich versuchte es auf die dreiste Tour. »Falls ich anfange zu zittern, dann, weil ich auf Entzug bin. Bilde dir auf gar keinen Fall ein, dass ich womöglich Angst vor dir hätte.«
    Er öffnete seine Hand und schob sie mir ins Gesicht. Ich spürte, wie meine Nase nachgab, sich in meine Wange drückte. Mit einem Mal begann der Raum sich zu drehen. Meine Augen verdrehten sich nach oben, und Blut tropfte in meinen Hals. Ein paar Minuten lang fiel ich von einer Bewusstlosigkeit in die andere.
    Wasser – ein Eimer voll – wurde über mir ausgeschüttet.
    »Machen Sie’s nicht schlimmer, als es sein muss, Mr. Dury«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher