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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wollen.«

V or einiger Zeit landeten die Produzenten des Brit Awards einen Coup, als sie Paul Weller dazu überreden konnten, auf ihrer Preisverleihungsgala aufzutreten. Sie hatten allen Grund, stolz auf sich zu sein, wo sie doch schon seit Jahren versucht hatten, den Modfather zu bekommen. Aber dann vermasselten sie es.
    Sie baten Weller, ein Duett mit James Blunt zu singen.
    »Eher fresse ich meine eigene Scheiße«, soll er darauf geantwortet haben.
    Genauso fühlte ich mich, was meine einzige Option betraf.
    Während ich in der Zelle saß, arbeitete ich im Kopf einen Plan aus. Aber nichts davon gefiel mir so richtig.
    Ich ging auf und ab, wetzte praktisch den Boden durch.
    Nach etwa einer Stunde bekannten Collins und Roberts Flagge und schickten mir einen Arzt.
    Er untersuchte meine Nase. »Das ist ein sauberer Bruch, aber sie ist nicht das erste Mal gebrochen.«
    Ich roch Whisky in seinem Atem. »Und?«
    Er wischte das getrocknete Blut mit einem Wattestäbchen weg und drückte auf den Sattel. »Aus Scheiße kann man kein Gold machen.«
    »Ist das eine medizinische Meinung?«
    »Es ist meine Meinung.« Er stand auf, zog seine schäbige Jacke mit Hahnentrittmuster an. »Zupfen Sie ein paar Tage nicht dran herum, dann wird sie schon von allein verheilen.«
    Er klopfte an die Zellentür, um rausgelassen zu werden. Ich war baff, denn er hatte nicht mal gefragt, wie ich mir diese Verletzung zugezogen hatte. Setzte einfach stillschweigend voraus, dass ich auf dem Weg zum Zellenblock die Treppe hinuntergefallen war.
    »Ein weiterer rechtschaffener Bürger. Die Stadt kann stolz auf Sie sein, Doktor!«
    Er zuckte mit keiner Wimper.
    Ich ging eine weitere halbe Stunde auf und ab, dann setzte ich mich auf den Boden der Zelle und starrte wie Steve McQueen in Gesprengte Ketten die Wand an. Wünschte mir, ich hätte einen Werfer-Handschuh und einen Baseball. Ich hatte aber nichts anderes als Zweifel, Ängste und Bedauern.
    Von Zeit zu Zeit pochte meine Nase. Ich versuchte das Blut herauszubekommen, indem ich einen Nasenflügel zudrückte, immer nur einen, und Luft durchblies. Zuerst half es, aber schon sehr bald tat es zu sehr weh, um sie überhaupt zu berühren. Ich ließ es sein. Überließ alles seinem natürlichen Verlauf.
    Das Pochen ging in einen anhaltenden Schmerz in Kopf und Kiefer über. Ich lernte stillzuhalten, denn jede noch so winzige Bewegung führte schnurstracks zu höllischen Qualen. Irgendwann war Schmerz der Normalzustand, und ich immunisierte meinen Verstand dagegen. Ich fand heraus, dass ich einen zenartigen inneren Frieden erreichen konnte, wenn ich mich konzentrierte. Ich hatte diese Technik fast perfektioniert, als ich einen Schlüssel im Schloss hörte.
    Ich rechnete damit, Collins und Roberts wiederzusehen, fühlte mich für sie bereit. Doch dieses Mal kam der Schock persönlich herein.
    Mein Kreislauf beschleunigte sich. Mein Herz pumpte mich auf für einen Kampf in einer neuen Dimension.
    Als sich die Tür schloss, stand ich auf und trat meinem Feind gegenüber.
    »Sieht nach einer schrecklich schmerzhaften Verletzung aus, die Sie sich da zugezogen haben, Mr. Dury«, meinte Cardownie. Er trug ein grünes Sportsakko mit Lederflicken auf Ellbogen und einer Schulter. Um den Hals trug er ein Tuch, gelb mit grünen Wirbeln im Paisleymuster. Man hatte ihn offensichtlich aus einer Treibjagd geholt.
    »Schon witzig, jedes Mal, wenn wir uns treffen, gibt’s blutende Nasen«, sagte ich.
    Er lachte laut. »Ich bin richtig froh, dass diesmal nicht ich auf der Empfängerseite stehe.«
    »Ist ja noch Zeit.«
    Sein Lachen verebbte, er nahm seine Tweedmütze ab. »Jetzt aber mal halblang … Wir können uns doch wie zwei zivilisierte Menschen unterhalten, oder nicht?« Er beugte sich vor, faltete die Hände auf seinem Rücken und schoss ein schiefes Grinsen in meine Richtung. Er war von Zalinskas geschickt worden, um die Drecksarbeit für ihn zu erledigen. Jetzt wurde mir klar, wo die wirkliche Macht lag.
    »Zivilisiert … das ist mal ein Wort. Geht Hand in Hand mit Profiten.«
    »Ziemlich. Coolidge, glaube ich. Sie sind offenbar ein gebildeter Mann.«
    Er hörte sich an wie eine Figur aus einem Stück von Noël Coward. Meine Fäuste ballten sich. Ich wollte seinen dürren Hals mit beiden Händen packen und ihn umdrehen. Sah immer wieder die Aufnahmen vor meinem inneren Auge, wie er dieses junge Mädchen beiseiteschiebt, als wäre sie ein wertloser Lappen, nachdem er seinen Spaß mit ihr gehabt

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