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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nicht nötig. Fitz und ich, wir kennen uns schon ziemlich lange.
    »Mein Gott, was soll diese Feindseligkeit? Ich dachte, ich hätte bei Ihnen noch einen Stein im Brett, nach allem – Sie wissen schon.«
    Fitz verrenkte sich, knöpfte seinen Mantel auf und sagte: »Hören Sie, Dury, diese Abmachung ist Geschichte.«
    Er meinte damit die Zeit, als ich seinen Namen aus den Schlagzeilen heraushielt. Die Bullen mögen ja über die kleinen Sünden und Kavaliersdelikte ihrer Beamten hinwegsehen, aber sie ziehen ganz sicher einen klaren Strich, wenn diese Eskapaden gedruckt erscheinen, so dass die ganze Welt es lesen kann. Soll schon vorgekommen sein, dass in solchen Fällen ein Exempel statuiert wurde.
    Fitz hatte lediglich seine Marke als Detective Inspector verloren. War wieder zum gemeinen Soldaten degradiert worden, wie man so schön sagt.
    »Eine gute Runde verdient eine Wiederholung, hab ich nicht recht?«, meinte ich.
    »Ach, leck mich.«
    »Aber, aber, Fitz, Sie haben sich nie bei mir revanchiert.«
    »Aye, und jetzt haben Sie nichts mehr gegen mich in der Hand, Dury, und außerdem sind Sie sowieso völlig am Arsch.«
    »Ist das so?«
    »Aye, und ob das so ist! Wer würde einen von Ihrer Sorte schon ernst nehmen?«
    Er lehnte sich zurück. Ein zufriedenes, selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er sah aus wie eine Eidechse, die gerade mit der Zunge ein Insekt erwischt hat. Ich verspürte den Wunsch, über den Tisch zu langen und ihm eins auf die Glocke zu geben. Fitz war immer schon ein korrupter Hund, das wusste er auch selbst.
    »Ist das nicht ziemlich riskant, Fitz?«
    Rädchen drehten sich hinter seinen Augen. Ich stellte mir eine Wüstenrennmaus in einem Plastikrad in diesem riesigen fetten Schädel vor. Wem wollte er hier was vormachen? Das einzige Gewicht, das er an diesen Tisch brachte, saß an seinen Hüften.
    »Riskant, sagen Sie?«
    »Oh, ich würde sagen, sehr riskant. Haben Sie schon mal die Blues Brothers gesehen?«
    »Die was?«
    »Die Blues Brothers – Sie wissen schon, Belushi und dieser andere Kerl.«
    Fitz wirkte ratlos. Echt perplex. Ich wartete darauf, dass er aus dem Mundwinkel zu sabbern anfing.
    »Jedenfalls, in diesem Film sagen sie dauernd: ›Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs.‹ Erinnern Sie sich?«
    Er schüttelte den Kopf. Er hatte das Gesicht eines heiligen … Bernhardiners.
    »Nein. Na ja, jedenfalls haben sie genau das gesagt. Aber wissen Sie, was sie in Wirklichkeit gesagt haben? Tief in ihrem Innersten? Was sie damit in Wahrheit sagen wollten, Fitz?«
    Ich schwöre, seine Kinnlade klappte runter.
    »Was sie wirklich sagten, war: Leg dich nicht mit uns an! – Fitz, lassen Sie sich das gesagt sein: Ich bin im Auftrag des Herrn unterwegs.«
    »Verdammte Scheiße auch, Sie sind übergeschnappt. Jetzt sind Sie komplett übergeschnappt, Dury!«, grölte er.
    Der Tee kam, die Kellnerin stellte ihn behutsam auf den Tisch vor uns. Fitz stand auf.
    »Soll ich Ihnen eine Tasse einschenken?«, fragte ich.
    Er setzte seinen Hut auf, knöpfte hastig den Mantel zu.
    »Fitz, ich werde mich bald bei Ihnen melden. Schon sehr bald, wegen dieser Gefälligkeit.«

E in bärbeißig wirkender Typ mit Koffer in der Hand hielt mich auf der Straße an.
    »Willste die letzte U2?«, fragte er.
    Die erste wollte ich auch nicht. Die hatten ein gutes Album herausgebracht, maximal zwei. »Warum sollte ich?«
    »Oasis?«, meinte er.
    »Ich hab immer noch Revolver. Was ist nicht in Ordnung mit dem Original?«
    Er baute sich vor mir auf, breitete die Arme aus, versuchte mich nicht vorbeizulassen.
    Ich blieb abrupt stehen. »Das ist eine todsichere Methode, sich eine Verletzung zuzuziehen.«
    Er trat einen Schritt zur Seite. »Okay, okay, alles klar, ich seh schon, du kennst deine Musik – sag mir was, wahrscheinlich hab ich’s oder kann’s dir besorgen. Sag einfach, was!«
    »Frenzal Rhomb.«
    »Was?«
    »Eine australische Punkband. Hast du Sans Souci ? Das ist ihre beste.«
    Ich fing an, meinen Lieblingstrack zu singen: Russell Crowes Band.
    Er ging, zeigte mir den Vogel.
    Wieder im Bus, läutete mein Telefon. »Amy?«
    »Wer ist Amy?«
    Wie sich herausstellte, war es Col.
    »Sorry. Ich dachte, du wärest jemand anderer.«
    »Offensichtlich. Ich rufe an, weil ich mal hören wollte, wie du vorankommst, aber ich sehe schon, du bist mit anderen Dingen beschäftigt.«
    »Nein, Col. Kein Scheiß. Ich war nur gerade …«
    »Abgelenkt?«
    »Du sagst es.«
    »Tja, mach das nicht,

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