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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Gus. Konzentrier dich voll und ganz auf den Job, für den ich dich bezahle.«
    »Tut mir leid.«
    »Hast du mit der Schnecke gesprochen?«
    »Hab ich.«
    »Und?«
    »Wie du gesagt hast.«
    »Aber hast du was von ihr bekommen?«
    »Scheiße nein, auf keinen Fall. Col, ich arbeite hier, was denkst du von mir?«
    »Ich meinte Informationen.«
    »Oh, richtig. Nein, eigentlich nichts. Pass auf, ich habe ein paar Fühler ausgestreckt.«
    »Schon irgendwelche Hinweise?«
    »Hinweise? Mein Gott, ich bin doch keiner dieser verfluchten Privatschnüffler aus dem Fernsehen!«
    »Okay. Es ist ja nur, also, seine Mutter – sie grämt sich unendlich.«
    Ein mordsmäßig schlechtes Gewissen packte mich. Völlig grundlos, hatte ich doch mein Bestes gegeben. Ich wusste, jetzt waren tröstende Worte angesagt, aber mein Verstand setzte einfach aus.
    »Es bringt nichts, so zu denken«, sagte ich.
    »Ich wünschte einfach nur, du hättest etwas, womit du weitermachen kannst, verstehst du, damit ich ihr sagen könnte: Gus hat dies und das herausgefunden, und so weiter. Verstehst du?«
    »Tu ich, ja. Sobald ich Neuigkeiten habe, werde ich’s dich wissen lassen.«
    »Okay, mein Junge. Wir beten alle für dich, das weißt du doch, oder?«
    »Ja, weiß ich.«
    »Gut. Gut. Also, dann sag ich jetzt mal Tschüss. Gott segne dich.«
    Auf dem Rückweg zum Fallingdoon House machte ich einen Zwischenstopp im 7-Eleven. Deckte mich für einen Abend zu Hause ein: ein Sechserpack Murphy’s (Guinness war ausverkauft), eine halbe Flasche Grouse und eine normale Flasche Johnnie Walker Black Label.
    Ich schmuggelte das Ganze unter meiner Jacke an Stalin vorbei. Ich hatte bereits meine Tür erreicht, als er mir hinterherbrüllte: »Morgen ist Montag.«
    »Ja, und …?«
    »Sie haben nicht genug bezahlt, um Dienstag auch noch hier zu sein.«
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. »Erzählen Sie mir das morgen noch mal.«
    Im Zimmer zog ich den Stecker.
    In null Komma nichts hatte ich drei Dosen geknackt, trank dann noch schnell eine weitere halbe, rundete das Ganze mit großen Schlucken Scotch ab. Ich spürte auf der Stelle, wie die Wirkung einsetzte. Ich erinnerte mich an eins der Bücher von Hemingway, die Romanfiguren tranken zügig mehrere Biere und spürten unmittelbar, wie ihnen der Alkohol zu Kopf stieg. Das hatte ich schon sehr lange nicht mehr erlebt. Aber wenn man sich anständig die Kante geben will, sollte man ganz klar nicht trödeln.
    Ich knackte gerade die letzte Dose, als jemand an meine Tür klopfte.
    Es war Milo. »Hallöchen.«
    Er hatte den Kopf gesenkt, und als er aufschaute, sah ich, dass er ein fettes Veilchen hatte. Bruno sah nach dem Kampf gegen Tyson besser aus. Ich war wütend, schlagartig stocksauer.
    »Was ist passiert?«
    »Aaach, nichts.«
    »Milo, es ist mehr als nichts. Haben Sie jemanden einen Blick drauf werfen lassen?« Das Auge war hühnereigroß angeschwollen, Äderchen waren geplatzt.
    »Das ist doch nichts, ist nur ein Kratzer.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich … äh … also, es ist eigentlich ziemlich peinlich. Ich bin gegen eine Tür gerannt.«
    Ich weiß nicht, ob es am Alk lag oder an meinem instinktiven Vertrauen in ihn, dass ich das glaubte, jedenfalls kaufte ich es ihm sofort ab. Ich sah ihm zu, wie er in mein Zimmer geschlurft kam und sich langsam auf einen Stuhl sinken ließ.
    »Haben Sie schon Tee da?«
    »Äh, nein. Sorry, steht aber auf meiner Liste. Ich hatte einen ziemlich vollen Tag.«
    »Macht nichts. Sie haben eine Glotze, meine ist immer noch kaputt. Kann ich bei Ihnen was schauen?«
    »Klar können Sie. Nur zu.«
    Die Soap River City verschmutzte den Äther.
    »Was für eine Scheiße«, schimpfte Milo. »Kann mir das nicht ansehen, Sie vielleicht?«
    »Hab’s noch nie gesehen.«
    Milo zappte, ließ eine Doku laufen, irgendwas über die Beatniks. Altes Filmmaterial zeigte Jack Kerouac, der aus Unterwegs las. Er sah alt und sturzbesoffen aus. Der Alkohol troff ihm aus jeder Pore.
    Wie die meisten meiner Generation hatte ich seine Bücher gelesen, einmal oder zweimal, manche sogar noch öfter. Es gab mal eine Zeit, da bedeutete mir dieses ganze Beat-Generation-Zeugs etwas. Ich schwor, es sprach zu mir, aber heute nicht mehr.
    Ich konnte es nicht genau festmachen, aber irgendwann im Verlauf der letzten paar Jahre hatte ich jeden Idealismus verloren. Der Gedanke, mit einem Haufen Aussteiger durch die Staaten zu kreuzen, war heute für mich nicht mehr als einfach nur eine Reise. Nicht wert, sich

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