Geopfert - [Gus Dury ; 1]
kann man gut um die Häuser ziehen. Und du wirst mich heute Abend in Aktion erleben.«
»Was?«
»Wir gehen heute groß aus. Nimm diesen griesgrämigen Ausdruck aus dem Gesicht, Kumpel.«
»Ach ja? Dann komm, schieß los!«
»Später – du wirst schon sehen.«
Hod ging duschen. Ich rief das Curry-Restaurant an. Während ich wartete, las ich in der Zeitung, die Hod mitgebracht hatte. Musste lachen über Hugh Hefners Erwiderung auf den von Kelly Osbourne geäußerten Wunsch, Playboy -Pin-up zu werden – »So viel können wir gar nicht airbrushen, Schätzchen!«
Die Dirtbombs-CD war bei Your Love Belongs Under a Rock angekommen. Ich hörte, wie Hod im Bad mitsang. Dachte: ›Wird mir gefallen, hier zu wohnen.‹ War Jahre her seit meinem Junggesellendasein. Das ständige Geplapper war genau das, was ich momentan zur Ablenkung brauchte.
Als der Track zu Ende war, hörte ich den Summer.
»Das war jetzt aber mal flott.«
Ich sprang auf, um die Tür zu öffnen. »Hoffentlich haben die das Naan-Brot nicht in die Mikrowelle geschoben!«
Drückte auf den Knopf, sagte: »Hallo.«
»Hi, Gus, ich bin’s.«
»Amy – komm doch rauf.«
W ährend ich im Flur auf Amy wartete, wurde eine andere Wohnungstür geöffnet. Eine Lockenfrisur, die Leo Sayers beschämt hätte, tauchte auf. Ich versuchte einen auf guter Nachbar zu machen, sagte: »Hallöchen!«
Der Kopf wurde zurückgerissen, die Tür fest geschlossen. Die Frau mit der Box? Spürte die Wirkung der Biere einsetzen, kicherte leise in mich hinein.
Ich trank vergnügt, als sich am anderen Ende des Flurs die Fahrstuhltür öffnete. Da drinnen wird keine Musik gespielt, aber als Amy auftauchte, meinte ich Ravels Boléro zu hören. Die Nummer ist bekannt? Man denke an Bo Derek im goldenen Bikini, sie entsteigt dem Wasser und läuft zu Dudley Moore – jaaa, genau die Nummer.
Amy sah fabelhaft aus, sie hätte Bo an jedem beliebigen Tag einen harten Wettkampf geliefert. Bislang war sie immer eher dezent konservativ gekleidet gewesen. Klassisches Aussehen, nichts, was zu viel Aufmerksamkeit erregt. Aber hier stand sie jetzt in einem schwarzen Minikleid, kniehohen Lackstiefeln und engem Halsband. Die Haare toupiert, zurückgekämmt, hatte ein bisschen was von Cousin Itt.
›Himmel‹, dachte ich, ›was hat es mit diesem Femme-fatale-Look auf sich?‹ Fragte mich, ob ich in Schwierigkeiten steckte.
Als sie näher kam, sah ich, dass sie Make-up aufgespachtelt hatte. Spanish eyes, briefkastenroter Lippenstift und falsche Wimpern.
Sie studierte meinen Gesichtsausdruck und stemmte die Hände in die Hüften. »Suchst du Arbeit, Liebling?«
»Was zahlst du?«
Sie lachte und reichte mir einen klatschnassen schwarzen Plastikmantel.
Drinnen sagte sie: »Es schüttet draußen wie aus Eimern.«
»Sehe ich – ein Drink?«
Holte zwei weitere Stellas, während Amy Hods Apartment in Augenschein nahm.
»Das ist mal eine Bude, Gus.«
»Ja. Die … äh … gehört einem Freund.« Ich deutete mit dem Kopf in Richtung Dusche.
Amy zuckte zusammen, sah aus wie Beyoncé mit Furunkel. »Männlich oder weiblich?«
»Eifersüchtig?«
Ein weiteres Zucken, diesmal schaute sie in die andere Richtung. »Gus, sieh mich an.« Sie hielt mir ihre Handflächen hin, klopfte auf die Stulpen ihrer Stiefel. »Ich bin nicht in der richtigen Form für einen Zickenkrieg!«
»Es ist ein Kerl. Mein Kumpel Hod. Er ist sauber.«
»Puhh.« Sie warf sich auf die Couch, wippte mit dem Fuß im Takt der Musik. »Wer ist das?«
»Dirtbombs.«
»Die sind gut.«
»Freut mich – hör zu, was soll dieser Aufzug?«
»Lass mich die hier zuerst mal ausziehen.« Sie zog den Reißverschluss der Stiefel runter und legte ihre Füße dann neben sich auf die Couch. »Mein Gott, das ist viel besser – diese Dinger sind eine verfluchte mittelalterliche Folter.«
Ich setzte mich. »Und?«
»Besteht die Chance, eine Fußmassage zu bekommen?«
»Null.«
Sie machte einen Schmollmund. »Oooch … Gussie, und dabei war ich sooo ein braves Mädchen.«
»Schluss mit den Spielchen, Amy.« Mir war nicht wohl dabei, wie sie mir schöne Augen machte mit all der Schminke auf ihrem Gesicht, selbst wenn sie nur Witze machte.
»Es heißt Pepsi.«
»Noch mal?«
»Wenn ich so angezogen bin, dann bin ich Pepsi.«
Es war noch schlimmer, als ich gedacht hatte.
»Pepsi? Warum?«
»Es ist ein … man könnte es einen Künstlernamen nennen.«
Mein Verstand überschlug sich förmlich, Gedanken schossen mir durch den Kopf wie
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