Geopfert - [Gus Dury ; 1]
Ratten das Hafenbecken hinunter.
»Ein Künstlername, okay. Was hast du denn so getrieben … Pepsi?«
Sie lächelte. »Erinnerst du dich noch, wie ich sagte, ich möchte dir bei dieser Sache mit Billy helfen?«
Nickte. Ein Stirnrunzeln hatte ich in Reserve.
»Also, ich hatte eine Idee, als du sagtest, er arbeitete in solchen Clubs.«
»O mein Gott, Amy, was hast du getan?«
»Nein. Nein. Ich habe nur getanzt, ich schwör’s.«
»Was?«
»Im Pleasure Garden. Stangentanz.«
Ich stand auf. Fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen.
»Ich glaube einfach nicht, was ich da höre.«
»Gus, beruhige dich. Eine Menge Mädels auf dem College machen das, man verdient damit echt gutes Geld – und es ist mir gelungen, dabei ein paar Informationen zu kriegen.«
Warf ihr einen scharfen Blick zu. »Das bezweifle ich, eher kriegst du Kummer und Sorgen.«
»Komm, setz dich her.« Sie klopfte auf den Sessel neben sich, schüttelte übertrieben deutlich ein Kissen für mich auf.
Die CD hörte auf. Hods Gesinge hörte ebenfalls auf, ich hörte ihn aus der Dusche steigen.
Ich setzte mich. »Lass hören.«
»Okay. Also, zunächst mal« – sie rieb ihre Hände aneinander und beugte sich vor – »war Billy nicht direkt Mamis kleiner Engel. Noch die freundlichste Beschreibung von ihm, die ich bislang gehört habe: eingebildeter kleiner Schwanz.«
»Von wem?«
»Den Mädels. Ich hab sie alle kennengelernt.«
»Sie sind bezaubernd, stimmt’s?«
»Klappe.« Sie richtete einen Finger auf mich und drohte mir mit einem leuchtendrot lackierten Fingernagel. »Niemand mochte ihn, aber sie sagten, er hätte gewusst, wie der Hase läuft.«
»Was meinst du damit?«
»Er machte überall einen auf dicker Max, aber wenn Benny auftauchte – völlig andere Geschichte. Er ist Benny schnurstracks in den Arsch gekrochen.«
»Was soll’s? Arschkriecherei beim Boss findest du überall.«
»Nein, das hier war mehr. Billy war bis vor kurzem sein Schützling.«
»Und?«
»Es ist alles ein bisschen vage. Hast du zufällig eine Kippe?« Ich steckte zwei Luckies an und gab ihr eine. Amy blies auf die Glut ihrer Zigarette. »Es gab wohl so was wie einen Streit, ein ziemlicher Krach in einem der Clubs, ein paar der Mädchen haben es gesehen. Muss ziemlich hart gewesen sein. Billy war in Tränen aufgelöst.«
»Um was ging es?«
»Das ist es eben … niemand weiß was.«
»Fällt mir ein bisschen schwer zu glauben, dass die Gerüchteküche einfach so zum Stillstand kommt nach so einem Krawall.«
»Natürlich kursieren ein paar Geschichten. Dass Zalinskas Nadja gebumst hat, dass Zalinskas Billy gebumst hat – dazu übrigens ein großes Nein, Billy war eindeutig nicht bisexuell –, also, die üblichen Gerüchte eben, nichts, was ich glauben kann.«
»Moment. Noch mal zurück. Was war das gerade mit Nadja?«
»Die Eiskönigin?«
»Oh, sie ist tatsächlich frostig, ja.«
»Alle, und ich meine alle , Mädels können sie auf den Tod nicht ausstehen.«
»Sag bloß.«
»Echt, es ist so was wie … sehr ursprünglich, so was wie Angst im Rudel.« Amy nahm einen tiefen Zug an ihrer Kippe, schnipste die Asche ab. »Sie bringt all diese osteuropäischen Schlitze her und –«
»Wie bitte? Schlitze? «
»Branchenausdruck.«
»Verstanden.«
»Na ja, sie hat all diese Feindseligkeit unter den Mädels erzeugt, und gleichzeitig vögelt sie den Boss.«
»Explosive Mischung.«
»Ich sag dir, Gus, sie ist das Alpha-Luder in Bennys Reich. Das weiß jeder.« Amy stand auf. »Was dagegen, wenn ich eine andere CD auflege?«
Ich wedelte zustimmend.
Nichts von Amys Informationen kam mir wirklich neu vor. Ja, es rundete das Bild ab, fügte etwas zum Gesamtbild hinzu, aber es war nichts Konkretes, nichts, was wirklich weiterhalf. Bis auf den Streit zwischen Zalinskas und Billy.
»Amy …« Sie drehte sich um, strich ihr Haar zurück und machte wieder einen Schmollmund.
»Sorry. Pepsi … was diese lautstarke Auseinandersetzung betrifft.«
»Was ist damit?«
»Hat’s irgendwas gebracht?«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, nachher – haben die Mädchen was davon erwähnt, dass es anschließend irgendwelche, ich weiß auch nicht, Veränderungen gab? Hat Benny angefangen, die Einnahmen selbst abzuholen? Wurde Billy versetzt? Irgendein Mädchen gefeuert?«
»Nein, ich glaube nicht – oh, warte, da war was. Wahrscheinlich ist es nichts, aber anscheinend haben sie einen Tag nach dem Streit sämtliche Überwachungskameras
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