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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Jacke zu, steckte die Disk ein. »Jetzt nicht mehr.«

H od hatte die Clash voll aufgedreht, als ich kam. Tommy Gun plärrte aus den Boxen. Ich wunderte mich, dass die Nachbarn sich noch nicht beschwert hatten.
    »Dir werden sie noch die Tür einschlagen«, sagte ich.
    Hod streckte die Brust raus, nahm eine Türsteherhaltung ein. »Wer will sich mit mir anlegen?«
    Ich verstand.
    Die Wohnung sah picobello aus wie üblich. Selbst die Küche glänzte wie in einem Musterhaus, jede einzelne Oberfläche strahlte. Wo das Licht der Deckenfluter auf Kochtöpfe und den Toaster aus rostfreiem Stahl fiel, tat es beinahe in den Augen weh.
    »Weißt du, was diese Bude hier dringend braucht?«, fragte ich ihn.
    »Was denn?«
    »Einen Mann im Haus.«
    Hod nutzte die Gelegenheit, um auf affektiert umzuschalten. Er hatte das richtig gut drauf, so ähnlich wie Dale Winton, der einen auf Freddy Starr machte … Hoppla, was für ein Bild.
    »Ouh, du bist schrecklich«, säuselte Hod und gab mir einen Klaps auf den Arm, »aber ich mag dich trotzdem!«
    Wir knackten ein paar Stellas und gingen ins Wohnzimmer. Joe Strummer wehklagte: »Someone got murdered, somebody’s dead for ever …« Ich stand auf und drehte die CD leiser.
    »Dann kehrt der Wanderer also zurück«, meinte Hod.
    Ich hob meine Flasche. »Hier bin ich.«
    »Slàinte, prost. Erzähl mir alles.«
    Ich setzte ihn ins Bild über meinen Zusammenstoß mit der Polizei und alles, was ich über Billys Abgang herausgefunden hatte.
    Hod hörte aufmerksam zu. »Was meinst du, was gibt er ihm zu fressen?«
    »Häh?«
    »Zalinskas – dem Wolf?«
    »Woher zum Geier soll ich das wissen? Wahrscheinlich Hundefutter.«
    »Meinst du, so Zeugs aus einem Tesco-Supermarkt?«
    Ich glaubte es nicht. Nach allem, was ich Hod gerade erzählt hatte, war das einzige, was überhaupt eine Reaktion ausgelöst hatte, ausgerechnet Zalinskas’ Haustier-Wolf. »Ganz bestimmt nicht. Ein Mann wie Zalinskas, mit all seiner Kohle, der geht doch bei Waitrose einkaufen.«
    Hod hustete in seine Faust, räusperte sich lautstark. »Du würdest dich doch nicht über mich lustig machen, Gus Dury, oder?«
    »Niemals.«
    Wir boxten uns wie zwei kleine Jungs auf die Arme, dann ließ Hod sich auf dem Sofa nach hinten sacken.
    »Mein Gott, schön, dich an einem Stück zurückzubekommen, Kumpel.«
    »Wem sagst du das?«
    »Eine Weile haben wir uns richtig Sorgen um dich gemacht. Amy –« Hod bremste sich, richtete sich auf.
    »Was ist mit Amy?«
    Hod berührte nervös seine Knie, starrte dann auf seine geöffneten Handflächen. »Ich glaube, du wirst da was klarstellen müssen, Gus.«
    »Was meinst du damit?«
    »Sie ist total, ich meine, total in dich vernarrt. Das ist nicht fair dem Mädchen gegenüber.«
    Ich versuchte es mit einem Lachen abzutun. Eine instinktive Reaktion.
    »Oder fair dir gegenüber, du durchtriebener Bastard«, sagte ich.
    »Nein. Auf gar keinen Fall. Im Ernst, Gus. Ich mag sie, klar, aber davon rede ich nicht. Sie ist unterwegs und zapft Nutten auf Klatsch und Tratsch an in der Hoffnung, dich zu beeindrucken. Sie wird sich noch in ernste Schwierigkeiten bringen.«
    Ich nuckelte an der Stella-Flasche. »Ich werde mit ihr reden.«
    »Machst du das?«
    »Hab ich doch gerade gesagt, oder?«
    Should I Stay or Should I Go war das letzte Stück, dann wurde die CD langsam ausgeworfen. Ich griff nach meiner Jacke, nahm Billys Disk aus der Tasche.
    »Hier, schmeiß die mal rein«, sagte ich zu Hod.
    »Was ist das?«
    »Billy hatte sie versteckt.«
    »Unser Billy-Boy hat eine ganze Menge Dinge versteckt.«
    Hod nahm die Disk, klappte die Plastikhülle auf und steckte das Ding in den Player.
    »Das sind Daten.«
    »Was sagst du?«
    »Die ist für einen Computer.«
    »Hast du einen?«
    »Gus, um Himmels willen, trägt der Papst einen Partyhut?«
    Hod ging hinaus, kam mit einem Sony Vaio zurück. Ich hätte wissen müssen, wie blöd die Frage war, der Mann hatte ja schließlich auch eine Brotmaschine in der Küche, Herrgottnochmal!
    »Gibt’s eigentlich irgendein Gerät, das du nicht hast?«, fragte ich.
    »O ja, da fällt mir tatsächlich eins ein.« Er machte ein summendes Geräusch und brachte seine Stella-Flasche vor meiner Nase zum Vibrieren.
    »Du überraschst mich. Dachte, das wäre ganz dein Fall!«
    »Ha-ha. War es, bis deine Mutter es sich ausgeliehen hat!«
    Der alte Beschimpf-deine-Mutter-Scherz brachte eine Saite zum Klingen. Ich wollte nicht an die Tatsache erinnert werden, dass ich die Bitten

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