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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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verdient.«
    Mir war nicht danach, die Feinheiten des sorgfältig kultivierten Klassensystems von Edinburgh zu diskutieren. Ich warf die Sporttasche auf die Theke.
    »Was ist das?«
    »Mach sie auf.«
    Col kippte die Tasche auf die Seite, mühte sich mit dem Reißverschluss an der Außentasche ab.
    »Hier«, sage ich, nahm sie ihm aus der Hand und öffnete die Kordel oben, »sieh dir das an.«
    Col warf einen Blick hinein. »Ach, du meine Güte, das müssen ja an die –«
    Ich legte eine Hand auf seinen Mund. Einige dieser Leute würden für die Hälfte dieses Betrags weit Schlimmeres tun, als zu morden.
    »Habe ich aus Billys Bude geholt.«
    »Du bist dort gewesen?« Col kramte weiter in der Tasche, holte den Reisepass heraus. Als er die Seite mit Billys Foto sah, strich er sich über die Lippen.
    »Col, die Wohnung ist auf den Kopf gestellt worden. Anscheinend hatte Billy etwas in die Hände bekommen, was eine Menge Interesse angezogen hat.«
    »Was denn zum Beispiel?« Col war ernsthaft verwirrt. Ich fragte mich, ob das hier die eine Sache sein könnte, die ihn um den Verstand brachte.
    »Etwas, was er nicht hätte haben dürfen.«
    Cols Gesichtszüge erstarrten. Er blähte die Nasenflügel auf, dann zog er die Kordel der Tasche zusammen. »Hier, nimm das.«
    »Hm-hmh. Falls irgendwem etwas von Billys Einnahmen zusteht, dann bist das meiner Meinung nach du.«
    Er drückte mir die Tasche in die Hand. »Ich werde das niemals anrühren.«
    »Denk drüber nach. Du nimmst es oder aber Nadja.«
    Draußen bellte ein Hund, Col schwankte.
    Ich sagte: »Nimm das Geld, Col. Leg’s in den Klingelbeutel, wenn du das nächste Mal in der Kirche bist.«
    Langsam schob er die Sporttasche von der Theke. Seine Hände zitterten, als er sie unter die Kasse stopfte.
    »Das ist alles sehr beunruhigend, Gus.«
    »Erzähl es mir.«
    »Wenn ich gewusst hätte … Tja, ich hätte einen Weg gefunden, um einzugreifen, früher einzugreifen.«
    »Früher?«
    Col berührte seine Stirn, sah aus, als hätte er sich gerade erinnert, dass etwas im Backofen verbrannte. »Mein Gott, hör mich an! Da jagst du für mich durch die ganze Stadt, und – kriegst du ein Gläschen?«
    Ich nickte. Col schenkte ein Guinness ein, dazu einen Whisky zum Nachspülen.
    »Heute Abend ist es ein bisschen ruhiger«, sagte er.
    »Wie das?«
    » Big Brother … Heute fliegt einer raus.«
    »Heilige Scheiße, sogar deine Kundschaft sieht sich diesen Müll an?«
    »O ja, die sind praktisch davon besessen.«
    »Wo liegt der Reiz, jedes Husten und jeden Furz von einem Haufen Nullen aufzuzeichnen?«
    »Ganz deiner Meinung. Für mich sieht’s aus, als würde man Laborratten beobachten.«
    »Wir sind doch alle nur Versuchskaninchen in Gottes Labor.«
    »Ist das ein Zitat?«
    »Tennessee Williams.«
    »Gefällt mir. Und ich glaube, er hat recht.«
    Ich leerte meinen Whisky, Col nahm das Glas, drehte sich um und hob es vor den Spiegel hinter der Theke. Ich nahm den Schlüssel heraus, den ich in Billys Wohnung gefunden hatte.
    Ich legte ihn auf das Barhandtuch, stellte mir vor, wo er wohl passen könnte. Der Schlüssel sah in diesem Licht noch älter aus; ich bemerkte einige verschnörkelte Markierungen am Griff. Sah viktorianisch aus.
    »Wo hast du den denn gefunden?«, fragte Col, als er den Whisky vor mich hinstellte. So wie er es sagte, schien ihm der Schlüssel nicht ganz unbekannt zu sein.
    »Den hier?«
    »Ja. Das ist mein alter Kellerschlüssel, oder vielleicht nicht?« Er wandte sich schnell von mir ab, ging wieder zur Kasse. An einem Filzbrett mit Messinghaken hingen sämtliche Schlüssel der Kneipe. »Warte … hier ist er.«
    Er brachte seinen Schlüssel mit und legte ihn neben Billys. »Meine Güte, die sind ja praktisch identisch, oder?«
    »Ich habe den Schlüssel in Billys Wohnung gefunden. Er war in einem Schuh versteckt.«
    Col nahm den Schlüssel, hob ihn ans Licht. »Meinst du, er hat sich einen Ersatzschlüssel verschafft, oder so?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe mich gefragt, wofür der wohl sein könnte, um dir die Wahrheit zu sagen.«
    Col legte die beiden Schlüssel nebeneinander auf das Barhandtuch. »Tja, das ist wirklich mal schräg.«
    »Du sagst, für den Keller?«
    »Nein. Nein. Wir haben da unten einen richtigen Keller.« Col zeigte auf den Fußboden. »Der hier ist für den alten Keller da hinten. Ist eigentlich eher so was wie ein Kohlenkeller.«
    »Was ist drin?«
    »Drin? Nichts, gar nichts. Soviel ich weiß, wurde er zum letzten Mal

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