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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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während des Krieges benutzt, du weißt schon, als eine Art Luftschutzbunker.«
    Ich stand auf, trank den ersten Schluck von meinem Guinness. »Hast du eine Taschenlampe?«
    »Klar. Willst du nachsehen gehen?«
    »Jep, ich denke, das sollte ich tun. Kommst du mit?«
    »Nein, geh du mal, ich muss mich um die Theke kümmern … War nahezu unmöglich, für heute Abend Personal zu bekommen.«
    Ich schnaubte verächtlich. » Big Brother? «
    »Man glaubt es nicht, stimmt’s?«
    Ich schüttelte den Kopf und nahm ihm die Taschenlampe ab.
    Draußen war es verflucht kalt. Ich testete die Glühbirne. Sah schon ziemlich schwach aus, aber es würde ausreichen.
    Der Schlüssel glitt mühelos ins Schloss. Als ich die Tür aufdrückte, legte sich die Feuchtigkeit schwer auf meine Bronchien. »Herr im Himmel!« Ich schloss den Mund und stieg die Stufen hinab.
    Unten suchte ich nach dem Lichtschalter. Keiner da. Irgendwann mal waren die Wände weiß gestrichen worden, jetzt warfen sie den Strahl der Lampe in den Raum zurück. Der modrig-feuchte Geruch stieg auf wie giftiges Gas. Ich zog mir das T-Shirt über Mund und Nase.
    Ich machte ein paar Schritte, es schien alles leer zu sein. Dafür jede Menge Spinnweben, Feuchtigkeit auf den Wänden, und auf dem Boden waberte reichlich Schmutz und Staub. Aber nichts, wegen dem es sich lohnte, einen Schlüssel im Schuh zu verstecken.
    »Komm schon, Billy-Boy. Was ist dein großes Geheimnis?«
    Der Strahl der Taschenlampe begann zu verblassen. Das Birnchen verdunkelte sich zu einem schwachen orangenen Glühen. Ich schlug die Lampe auf meine Handfläche. Sie ging aus.
    »Gottverdammt super.«
    Ich suchte nach meinen Streichhölzern, riss fünf oder sechs auf einmal an. Die zischende Flamme wärmte meine Hand, warf Schatten an die Wand. Ich steckte einen weiteren Schwung an, hob sie in die Höhe. Für ein paar Sekunden bot sich mir ein voll ausgeleuchteter Raum. Er war leer. Hier drinnen befand sich absolut gar nichts.
    Ich kehrte zur Treppe zurück, drückte am Kopfende die Tür auf und schnappte nach Luft.
    »Meine Güte … das war hart.«
    Ein gutes Gefühl, wieder frische Luft zu atmen. So gut, dass ich mir eine Marlboro ansteckte. Die erste eines neuen Päckchens. Marlboro Red, anständig tödlich.
    Nach ein paar Zügen klemmte ich mir die Fluppe zwischen die Zähne und drehte mich um, um abzuschließen. Eine feuchte alte Donkeyjacke hing hinter der Tür. Ich hatte mich schon immer gefragt, woher sie den Namen haben mochten, jetzt begriff ich, es lag daran, dass sie wie ein Esel stanken.
    Ich stieß gegen die Tür, der Haken brach ab und fiel mitsamt der Jacke auf den Boden.
    »Oh, Scheiße.«
    Ich hob sie auf und wollte sie schon die Treppe hinunterwerfen, als etwas aus der Seitentasche fiel.
    »Hallo …«
    Ich bückte mich, um zu sehen, was es war.
    »Billy, du gerissener alter Bastard.«
    Eine Disk.
    Ich nahm sie mit in das Pub. Col saß vor der Theke und schaute fern.
    »Du siehst dir tatsächlich Big Brother an?«
    »Dachte mir, will mal sehen, worum es bei all dem Wirbel geht.«
    Ich nahm mein Guinness, trank es in einem Zug halb aus. »Du enttäuschst mich. Ich habe dich für einen Mann mit Geschmack und Urteilsvermögen gehalten.«
    »Blödsinn! Hattest du Glück?«
    Ich hielt die Disk hoch.
    »Was ist das?«
    »CD oder DVD.«
    »Und wozu ist die deiner Meinung nach gut?«
    »Ich weiß es nicht. Sollen wir sie mal ansehen?«
    Col stand auf, beugte sich über meine Schulter, um die Disk anzustarren. »Was machst du da?«, fragte ich.
    »Mal ansehen!«
    »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Sorry?«
    »Ich meinte, auf einem Player. Dann nehme ich richtig an, dass du keinen besitzt.«
    »Was ist das?«
    »Ein CD- oder DVD-Player?«
    »Oh, nein, nein. Ich habe einen Videorecorder, den benutze ich aber nie. Meine Frau hat früher immer die alten Filme ausgeliehen. Howard Keel war ihr Liebling.«
    Ich war baff. Leerte den Rest von meinem Pint. Während ich das machte, klingelte das Telefon. Col ging hinter die Theke, um den Hörer abzunehmen.
    »Einen Moment. Ist für dich«, sagte er.
    »Für mich?« Ich fragte mich, wer mich wohl im Wall anrufen könnte, wo ich doch mein Mobiltelefon hatte. Zog das Handy aus der Tasche. Es war noch immer ausgeschaltet.
    »Nimmst du mal? Es ist deine Schwester.«
    Sie hatte keine Neuigkeiten, die ich hören wollte. Ich stand auf.
    »Sag ihr, ich sei gegangen.«
    »Das kann ich nicht. Ich hab ihr doch schon gesagt, dass du hier bist.«
    Ich knöpfte meine

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