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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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der Hand, unter Fackelschein vom Londoner Turm durch Charing-Cross auf den alten Stadtmarkt geführt, daselbst öffentlich gestäupt und enthauptet werden, zur Strafe für das Verbrechen des Hochverrats im ersten Grade und des königsmörderischen Angriffes auf die geheiligte Person Ihrer Majestät.
    Ein unermeßliches Händeklatschen erhebt sich außen.
    Das Volk : Es lebe die Königin! Tod dem Fabiani!
    Simon Renard fährt fort: Und damit es Jedermann in der Stadt London wisse, befiehlt die Königin, wie folgt: So lange der Verurteilte den Weg vom Londoner Turm bis zum alten Markt zurücklegt, wird mit der großen Glocke des Turmes geläutet. Im Augenblicke der Hinrichtung werden drei Kanonenschüsse abgefeuert: der erste, wenn er auf das Schaffot steigt; der zweite, wenn er sich auf das schwarze Tuch legt; der dritte, wenn sein Kopf fällt.
    Beifall.
    Das Volk : Lichter! Lichter!
    Simon Renard : Diese Nacht werden der Turm und die Stadt London zum Zeichen der Freude mit Lichtern und Fackeln erleuchtet. Ich habe es gesagt.
    Beifall.
    Gott schütze die alte Charte von England.
    Die Herolde : Gott schütze die alte Charte von England!
    Das Volk : Tod dem Fabiani! Es lebe Marie! Es lebe die Königin!
    Der Balkon wird geschlossen. Simon Renard kommt zur Königin zurück.
    Simon Renard : Was ich eben getan habe, wird mir nie von der Prinzessin Elisabeth verziehen werden.
    Königin : Noch von der Königin Marie. – Laßt mich, mein Herr.
    Sie verabschiedet mit einer Bewegung alle Anwesende.
    Simon Renard leise zu Meister Äneas: Meister Äneas, wacht über die Hinrichtung!
    Meister Äneas : Verlaßt Euch auf mich.
    Simon Renard geht ab. Im Augenblick, wo Meister Äneas hinausgehen will, läuft die Königin auf ihn zu, ergreift ihn am Arm und führt ihn heftig auf den Vordergrund der Bühne zurück.

Zehnte Szene
    Die Königin, Meister Äneas
    Stimmen von Außen : Tod dem Fabiani! Fabiani! Fabiani!
    Königin : Welcher Kopf deucht dir in diesem Augenblicke mehr wert zu sein, der von Fabiani oder der deinige?
    Meister Äneas : Madame…
    Königin : Du bist ein Verräter!
    Meister Äneas : Madame! Bei Seite: Teufel!
    Königin : Keine Erklärungen. Ich schwöre es bei meiner Mutter: Fabiano tot, du tot.
    Meister Äneas : Aber Madame…
    Königin : Rette Fabiano und du rettest dich. Nichts anders.
    Geschrei : Tod dem Fabiani! Fabiani!
    Meister Äneas : Lord Clanbrassil retten! Aber das Volk ist da, das ist unmöglich. Welches Mittel?…
    Königin : Suche.
    Meister Äneas : Was tun, mein Gott!
    Königin : Tue, als wäre es für dich.
    Meister Äneas : Aber das Volk bleibt unter den Waffen bis nach der Hinrichtung. Man muß Jemand köpfen, um es zu beruhigen.
    Königin : Wie du willst.
    Meister Äneas : Wie ich will? Wartet, Madame!… Die Hinrichtung findet des Nachts Statt, bei Fackelschein, der Verdammte, mit einem schwarzen Schleier bedeckt, geknebelt, das Volk wie immer durch die Lanzenknechte weit vom Schaffot gehalten, es genügt, wenn es einen Kopf fallen sieht. Die Sache ist möglich. – Wenn der Schiffer noch da ist; ich sagte ihm, er solle sich nicht eilen. Er geht an das Fenster, von dem man die Themse sieht. Er ist noch da; aber es war Zeit. Er hängt sich zum Fenster hinaus, eine Fackel in der Hand und schwenkt sein Schnupftuch, dann sich zur Königin wendend. – Es ist gut. – Ich stehe Euch für das Leben des Mylord Fabiani.
    Königin : Mit deinem Kopfe?
    Meister Äneas : Mit meinem Kopfe!

Zweite Abteilung
    Ein Saal, auf welchen zwei Treppen gehen, wovon die eine auf-, und die andere abwärts führt. Der Ausgang auf jede dieser beiden Treppen nimmt einen Teil des Hintergrundes ein. Die aufwärts führende Treppe verliert sich in den Friesen, die abwärts führende verliert sich nach unten. Man sieht weder, woher diese Treppen kommen, noch wohin sie gehen. –
    Der Saal ist auf eine eigene Art ausgeschlagen; die Mauer zur Rechten, die Mauer zur Linken, und die Decke sind mit einem schwarzen Tuche bedeckt, das von einem großen weißen Kreuze durchschnitten wird; der Hintergrund, dem Zuschauer gegenüber, ist dagegen mit einem weißen Tuche behängt, worauf sich ein großes schwarzes Kreuz befindet. Dieser schwarze und weiße Überzug erstreckt sich jeder auf seiner Seite bis unter die beiden Treppen. Zur Rechten und zur Linken ein schwarz und weiß gedeckter und für ein Leichenbegängnis geschmückter Altar. Große Wachskerzen, keine Priester. Einige Totenlampen, die hie und da an den Gewölben aufgehängt

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