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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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verschwindet. Jane sieht ihm voll Schrecken nach.
    Simon Renard nachdem der Zug verschwunden ist: Was bedeutet das? Ist das auch Fabiani? Ich hielt ihn für weniger groß. Sollte Meister Äneas?… Es ist mir, als hätte die Königin ihn einen Augenblick bei sich behalten. Ich will doch sehen! Er eilt die Treppe hinunter dem Zuge nach.
    Eine Stimme die sich mehr und mehr entfernt: Der, welcher hinter mir geht, mit diesem schwarzen Schleier bedeckt, ist der sehr hohe und sehr mächtige Herr Fabiano Fabiani, Graf von Clanbrassil, Baron von Dynasmonddy, Baron von Darmouth in Devonshire, welcher auf dem Markte von London als Königsmörder und Hochverräter enthauptet werden wird. – Gott erbarme sich seiner Seele!
    Eine andere Stimme fast unvernehmbar: Betet für ihn!
    Joshua : Die große Glocke wird sogleich seinen Austritt aus dem Turme verkündigen. Es wird Euch jetzt vielleicht möglich sein, hinauszukommen. Ich muß sehen, wie es gehen kann. Erwartet mich hier; ich komme gleich wieder.
    Jane : Ihr verläßt mich, Joshua? Ich werde mich fürchten. Allein hier, mein Gott!
    Joshua Ihr könntet nicht ohne Gefahr den ganzen Turm mit mir durchlaufen. Ich muß Euch zum Turme hinausschaffen. Bedenkt, daß Gilbert Euch erwartet.
    Jane : Gilbert! Alles für Gilbert! Geht! Joshua ab.
    Jane allein: O welch schreckliches Schauspiel! Wenn ich denke, daß das so für Gilbert gewesen wäre! Sie kniet auf den Stufen des einen Altares nieder. O, Dank! du bist ja wahrlich der rettende Gott, du hast Gilbert gerettet! Das Tuch im Hintergrund öffnet sich halb, die Königin erscheint, sie geht mit langsamen Schritten auf den Vordergrund der Bühne, ohne Jane zu sehen.
    Jane sich wegwendend: Gott! die Königin.

Zweite Szene
    Jane, die Königin Jane klammert sich vor Schrecken an den Altar und heftet auf die Königin einen starren, erschrockenen Blick.
    Königin : Sie blickt einige Augenblicke auf dem Vordergrund der Bühne, das Auge starr, bleich, wie in düsteres Träumen verloren. Endlich stößt sie einen tiefen Seufzer aus: O, das Volk! Sie sieht unruhig um sich und erblickt Jane. Jemand da? – Du bist es, junges Mädchen? Ihr seid es, Lady Jane? Ich erschrecke Euch. Geht doch, fürchtet nichts. Ihr wißt, der Kerkermeister Äneas hat uns verraten. Fürchtet doch nichts, Kind, ich habe dir es schon gesagt, du hast nichts von mir zu fürchten. Was vor einem Monat dein Verderben war, ist heute dein Heil. Du liebst Fabiano. Nur du und ich hatten unter dem Himmel so ein Herz, du und ich liebten ihn. Wir sind Schwestern.
    Jane : Madame…
    Königin : Ja, ja! du und ich, zwei Weiber, das ist Alles, was er für sich hat; gegen sich – alles Übrige, eine ganze Stadt, ein ganzes Volk, eine ganze Welt! Ungleicher Kampf der Liebe gegen den Haß! Die Liebe für Fabiani ist traurig, zitternd, sinnlos; sie hat deine bleiche Stirne, sie hat meine Augen voll Tränen, sie verbirgt sich bei einem Totenaltar; sie betet durch deinen Mund, sie flucht durch den meinigen. Der Haß gegen Fabiani ist stolz, freudig, triumphierend, ist bewaffnet und siegreich, hat den Hof, hat das Volk, hat Straßen voll Menschenhaufen, brüllt nach Mord und jauchzt vor Freude, er ist stolz und gewaltig und allmächtig; er erleuchtet eine ganze Stadt um ein Schaffot. Die Liebe, hier ist sie, zwei Weiber in Trauer in einem Grabe; der Haß, da ist er! Sie reißt heftig das Tuch im Hintergrunde weg, so daß man einen Balkon erblickt und weiter hinaus in schwarzer Nacht die Stadt London glänzend erleuchtet. Was man vom Tower sieht, ist ebenfalls erleuchtet, Jane richtet ihre Augen erstaunt auf dieses blendende Schauspiel, dessen Widerschein die Bühne erhellt. O schändliche Stadt! rebellische Stadt! verfluchte Stadt! Ungeheuer, das sein Festkleid in Blut taucht und dem Henker die Fackel hält! Du entsetzest dich davor, Jane, nicht wahr? Ist es dir nicht wie mir, als ob sie uns feig höhnte und uns mit ihren hunderttausend glühenden Augensternen anstierte, uns schwache, verlassene Weiber, verloren und allein in diesem Grab? Jane, hörst du die entsetzliche Stadt, wie sie lacht und heult? O, England, England dem, der London vernichtet! O, wie möchte ich diese Fackeln in Brände, diese Lichter in Flammen und diese strahlende Stadt in einen Gluthaufen verwandeln können!
    Ein ungeheures Getöse erhebt sich außen. Beifall. Verwirrtes Geschrei: Da ist er! da ist er! Tod dem Fabiani! – Man hört die große Glocke des Londoner Turms läuten; bei diesem Geräusch bricht die

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