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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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Beweise für das Dasein dieser Erbin?
    Gilbert : Man hat sie.
    Königin : Übrigens, wenn wir keine Beweise haben, so machen wir welche. Wir sind nicht umsonst Königin.
    Gilbert : Eure Majestät wird der Tochter des Lord Talbot die Güter, die Titel, den Rang, den Namen, das Wappen und den Wahlspruch ihres Vaters zurückgeben. Eure Majestät wird sie von jeder Ächtung frei sprechen und ihr das Leben zusichern. Eure Majestät wird sie mit diesem Herrn vermählen, welcher der einzige Mann ist, den sie heiraten kann. Unter diesen Bedingungen, Madame, könnt Ihr über mich verfügen, über meine Freiheit, mein Leben und meinen Willen, wie Euch beliebt.
    Königin : Gut. Ich werde tun, was Ihr gesagt habt.
    Gilbert : Eure Majestät wird tun, was ich gesagt habe. Die Königin von England schwört es mir Gilbert, dem Arbeiter, auf ihre Krone hier und auf das offene Evangelienbuch da.
    Königin : Ich schwöre es dir auf die königliche Krone hier und auf das heilige Evangelium da.
    Gilbert : Der Vertrag ist geschlossen, Madame. Laßt ein Grab für mich und ein Hochzeitbett für die Gatten bereiten. Der Herr, von dem ich sprach, ist Fabiani, Graf von Clanbrassil. Die Erbin Talbot’s, – hier ist sie.
    Jane : Was sagt er?
    Königin : Habe ich mit einem Wahnsinnigen zu tun? Was bedeutet das? Meister, gebt Acht, Ihr seid sehr tollkühn, die Königin von England zu necken! – Die königlichen Zimmer sind Orte, wo man die Worte wägen muß, die man spricht; es gibt Fälle, wo der Mund den Kopf fallen macht!
    Gilbert : Meinen Kopf, Ihr habt ihn, Madame. Ich, ich habe Euern Eid.
    Königin : Ihr sprecht nicht im Ernst. Dieser Fabiani! Diese Jane!… – Geht doch!
    Gilbert : Diese Jane ist die Tochter und Erbin des Lord Talbot.
    Königin : Bah! Gesichter! Fixe Ideen! Narrheit! Die Beweise, habt Ihr sie?
    Gilbert : Vollständig. Er zieht ein Paket aus dem Busen. Les’t diese Papiere.
    Königin : Habe ich Zeit, Eure Papiere zu lesen? Habe ich Eure Papiere verlangt? Was geht mich das an? Eure Papiere, bei meiner Seele, ich werfe sie in’s Feuer, wenn sie etwas beweisen, so daß nichts übrig bleibt.
    Gilbert : Als Euer Eid, Madame.
    Königin : Mein Eid! Mein Eid!
    Gilbert : Auf die Krone und auf das Evangelium, Madame! Das heißt auf Euer Haupt und auf Eure Seele, auf Euer Leben in dieser und auf Euer Leben in der anderen Welt.
    Königin : Aber was willst du denn? Bei meinem Eide, du bist wahnwitzig!
    Gilbert : Was ich will? Jane hat ihren Rang verloren; gebt ihr ihn wieder! Jane hat ihre Ehre verloren; gebt ihr sie wieder! Erklärt sie für die Tochter des Lord Talbot und die Gemahlin des Lord Clanbrassil, – und dann nehmt mein Leben!
    Königin : Dein Leben! Was soll ich dann mit deinem Leben anfangen? Ich wollte es nur, um mich an diesem Menschen, an Fabiano zu rächen! Du begreifst also nichts? Ich begreife dich eben so wenig. So also rächst du dich? O diese Leute aus dem Volke sind dumm! Und dann, glaube ich denn an deine lächerliche Geschichte mit deiner Erbin Talbot’s? Die Papiere! Du zeigst mir die Papiere! Ich will sie nicht ansehen. Ha! ein Weib verrät dich, und du spielst den Großmütigen! Wie du willst. Ich bin nicht großmütig, ich! Ich habe Wut und Haß im Herzen. Ich werde mich rächen, und du wirst mir helfen. Aber dieser Mensch ist ein Narr! »Ein Narr! Ein Narr!« Mein Gott! Warum habe ich ihn nötig? Es ist zum Verzweifeln, wenn man mit solchen Leuten bei ernsthaften Dingen zu tun hat!
    Gilbert : Ich habe Euer Wort als katholische Königin. Lord Clanbrassil hat Jane verführt, er soll sie heiraten.
    Königin : Und wenn er sich weigert?
    Gilbert : So werdet Ihr ihn zwingen.
    Jane : Oh nein! Habt Erbarmen, Gilbert!
    Gilbert : Nun denn! Wenn er sich weigert, der Schurke, so mag Eure Majestät mit mir und ihm machen, was beliebt.
    Königin freudig : Ha! das ist Alles, was ich will!
    Gilbert : Wenn das geschieht, so werde ich Alles tun, was die Königin mir aufträgt, im Falle die Krone der Gräfin von Waterford feierlich auf das heilige und unverletzliche Haupt der Jane Talbot hier gesetzt wird.
    Königin : Alles?
    Gilbert : Alles.
    Königin : Du wirst sagen, was du sagen sollst? Du wirst des Todes sterben, den man will?
    Gilbert : Des Todes, den man will.
    Jane : O Gott!
    Königin : Du schwörst es?
    Gilbert : Ich schwöre es.
    Königin : Die Sache kann so gehen. Das genügt. Ich habe dein Wort, du hast das meinige. So sei es. Sie scheint einen Augenblick nachzudenken, zu Jane : Ihr seid hier überflüssig,

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