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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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ihm eine Zusammenkunft versprochen, du erwartetest ihn?
    Jane die Hände ringend : Mein Gott, Madame!
    Königin : Antworte.
    Jane : mit schwacher Stimme: Ja.
    Königin : Du weißt, daß ihr nichts mehr zu hoffen habt, weder du noch er?
    Jane : Als den Tod! Das ist eine Hoffnung.
    Königin : Erzähle mir die ganze Geschichte. Wo hast du diesen Mann zum ersten Male gesprochen?
    Jane : Das erste Mal, daß ich ihn sah, es war… aber wozu das Alles? Ein elendes Mädchen aus dem Volke, arm und eitel, töricht und gefallsüchtig, vernarrt in Putz und ein schönes Äußere, das sich durch den Glanz eines großen Herrn blenden läßt: das ist Alles. Ich bin verführt, ich bin entehrt, ich bin verloren. Ich habe nichts mehr zu sagen. Mein Gott, Madame, seht Ihr denn nicht, daß jedes Wort, das ich spreche, mich sterben macht.
    Königin : Es ist gut.
    Jane : O Euer Zorn ist schrecklich, ich weiß es, Madame. Mein Haupt beugt sich zum Voraus unter der Strafe, die Ihr mir bereitet.
    Königin : Ich eine Strafe für dich! Was kümmere ich mich denn um dich, Närrin! Wer bist du, elendes Geschöpf, daß die Königin sich mit dir beschäftigen sollte? Nein, Fabiano, das ist meine Sache. Was dich betrifft, Weib, so übernimmt es ein Anderer, als ich, dich zu bestrafen.
    Jane : Gut denn, Madame, übertragt es, wem Ihr wollt, straft mich, wie Ihr wollt, ich werde Alles dulden, ohne zu klagen, ich werde Euch selbst danken, nur erbarmt Euch meiner Bitte. Es gibt ein’ Mann, der mich als Waise in der Wiege erhielt, der mich aufnahm, der mich erzog, mich nährte, mich liebte und mich noch liebt; ein Mann, dessen ich sehr unwürdig bin, gegen den ich mich schwer vergangen habe und dessen Bild dennoch angebetet, göttlich und heilig wie das Gottes in der Tiefe meines Herzens ruht; ein Mann, der ohne Zweifel in der Stunde, wo ich mit Euch rede, sein Haus leer, verlassen und wüst findet und nichts davon begreift und sich die Haare aus Verzweiflung ausreißt. Und so bitte ich denn Eure Majestät, möge er nie etwas davon begreifen; möge ich verschwinden, ohne daß er je weiß, was aus mir geworden ist, weder was ich getan habe, noch was Ihr mit mir gemacht habt. Ach mein Gott! ich weiß nicht, ob ich mich deutlich mache; aber Ihr müßt fühlen, daß ich einen Freund habe, einen edlen und großmütigen Freund, – armer Gilbert! o ja, es ist wohl wahr – der mich achtet, mich für rein hält, und von dem ich nicht gehaßt und verachtet sein will. – Ihr versteht mich, Madame. Seht, die Achtung dieses Mannes ist für mich weit mehr, als das Leben! Und dann das würde ihm schrecklichen Kummer machen! Ein solcher Schlag! Er würde es anfangs nicht glauben! Nein, er würde es nicht glauben! Mein Gott! armer Gilbert! Oh Madame! habt Mitleid mit ihm und mir. Er hat Euch nichts getan. Daß er nichts davon erfährt, im Namen des Himmels! im Namen des Himmels! Daß er nicht erfährt, daß ich schuldig bin; er würde sich töten. Daß er nicht erfährt, daß ich tot bin; er würde sterben.
    Königin : Der Mann, von dem Ihr sprecht, ist hier; er hört Euch, er richtet Euch und wird Euch strafen. Gilbert zeigt sich.
    Jane : Himmel! Gilbert!
    Gilbert zur Königin : Mein Leben gehört Euch, Madame.
    Königin : Gut. Habt Ihr einige Bedingungen zu machen?
    Gilbert : Ja, Madame.
    Königin : Welche? Wir geben Euch unser königliches Wort, daß wir sie zum Voraus genehmigen.
    Gilbert : Seht, Madame. – Es ist sehr einfach. Es ist eine Schuld der Dankbarkeit, deren ich mich gegen einen Herrn Eures Hofes entledige, welcher mir viel Arbeit verschafft hat.
    Königin : Sprecht.
    Gilbert : Dieser Herr hat ein geheimes Verhältnis mit einem Weibe, das er nicht heiraten kann, weil es aus einem geächteten Hause stammt. Dieses Weib, das bis jetzt verborgen gelebt hat, ist die einzige Tochter und Erbin des letzten Lord Talbot, der unter Heinrich dem Achten enthauptet wurde.
    Königin : Was! Bist du dessen gewiß, was du da sagst! Johann Talbot, der gute katholische Lord, der loyale Verteidiger meiner Mutter von Aragonien, er hat eine Tochter hinterlassen, sagst du? Bei meiner Krone, wenn das wahr ist, so ist das Kind mein Kind; und was Johann Talbot für die Mutter der Marie von England getan hat, wird Marie von England für die Tochter von Johann Talbot tun.
    Gilbert : Dann wird es ohne Zweifel Eure Majestät glücklich machen, der Tochter des Lord Talbot die Güter ihres Vaters zurückzugeben?…
    Königin : Ja gewiß, und sie Fabiano wieder zu nehmen! Aber hat man

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