Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)
geht. Man wird Euch wieder rufen.
Jane : O Gilbert, was habt Ihr getan? O Gilbert! ich bin eine Elende, ich wage die Augen nicht vor Euch aufzuschlagen! O Gilbert! Ihr seid mehr, als ein Engel; denn Ihr habt zugleich die Tugenden eines Engels und die Leidenschaften eines Menschen. Sie geht .
Fünfte Szene
Die Königin, Gilbert; dann Simon Renard, Lord Chandos und die Wachen
Königin zu Gilbert : Hast du eine Waffe bei dir? Ein Messer? Einen Dolch? Sonst etwas?
Gilbert zieht aus seinem Busen den Dolch des Lord Clanbrassil : Einen Dolch? Ja, Madame.
Königin : Gut. Nimm ihn in die Hand. Sie faßt ihn lebhaft bei’m Arm. Herr von Amont! Lord Chandos!
Simon Renard, Lord Chandos und die Wachen treten ein.
Versichert Euch dieses Menschen! Er hat den Dolch auf mich gezückt. Ich faßte ihn bei’m Arm im Augenblick, wo er mich durchbohren wollte. Er ist ein Mörder.
Gilbert : Madame!
Königin leise zu Gilbert : Vergißt du schon jetzt unsere Bedingungen? Läßt du dich so gehen? Laut: Ihr alle seid Zeugen, daß er den Dolch noch in der Hand hatte! Herr Vogt, wie heißt der Henker des Londoner Turmes?
Simon Renard : Er ist ein Irländer, Namens Mac Dermoti.
Königin : Man lasse ihn kommen, ich habe mit ihm zu sprechen.
Simon Renard : Ihr selbst?
Königin : Ich selbst.
Simon Renard : Die Königin wird mit dem Henker sprechen!
Königin : Ja, die Königin wird mit dem Henker, der Kopf wird mit der Hand sprechen. – Geht doch!
Einer von der Wache geht ab.
Mylord Chandos und Ihr, meine Herrn, steht mir für diesen Mann. Nehmt ihn in Eure Mitte, da hinter Euch. Es werden hier Dinge vorgehen, die er sehen muß. – Herr Lieutenant von Amont, ist Lord Clanbrassil in dem Palast?
Simon Renard : Er ist da, in dem gemalten Zimmer, und wartet bis es der Königin beliebt, ihn zu sehen.
Königin : Er ahnt Nichts?
Simon Renard : Nichts.
Königin : zu Lord Chandos : Er mag hereinkommen.
Simon Renard : Der ganze Hof wartet ebenfalls. Soll Niemand vor Lord Clanbrassil hereinkommen?
Königin : Wer von unsern Herrn haßt Fabiani?
Simon Renard : Sie hassen ihn alle.
Königin : Wer haßt ihn am meisten?
Simon Renard : Clinton, Montagu, Sommerset, der Graf von Derby, Gerard Fitz-Gerard, Lord Paget und der Lord Kanzler.
Königin zu Lord Chandos : Führt sie alle herein, den Lord Kanzler ausgenommen. Geht. Chandos geht. Zu Simon Renard . Der würdige Bischof liebt den Fabiani so wenig, als die Andern; aber der Mann ist etwas genau. Sie bemerkt die Papiere, welche Gilbert auf den Tisch gelegt hat . Ach! ich muß doch einen Blick in diese Papiere werfen. Während sie dieselben untersucht, öffnet sich die Türe im Hintergrund. Die von der Königin bezeichneten Herrn treten unter tiefen Verbeugungen herein.
Sechste Szene
Die Nämlichen, Lord Clinton und die übrigen Herrn
Königin : Guten Tag, meine Herrn. Gott behüte Euch, Mylords. Zu Lord Montagu : Anthony Brown, ich vergesse nie, daß Ihr dem Johann von Montmorency und dem Herrn von Toulouse bei meinen Unterhandlungen mit dem Kaiser, meinem Oheim, würdig Stand gehalten habt. – Lord Paget, Ihr werdet heute Eure Titel als Baron Paget von Beaudesert in Stafford erhalten. – Seht doch! da ist ja unser alter Freund Lord Clinton! Wir sind immer Eure gute Freundin, Mylord. Ihr habt Thomas Wyatt in der Ebene von St. James vernichtet. Gedenken wir alle daran. An diesem Tage wurde die Krone von England durch eine Brücke gerettet, die meinen Truppen möglich machte, bis zu den Rebellen zu dringen, und durch eine Mauer, welche die Rebellen verhinderte, bis zu mir zu dringen. Diese Brücke war die Brücke von London. Die Mauer war Lord Clinton.
Lord Clinton leise zu Simon Renard : Es sind jetzt sechs Monate, seit die Königin nicht mehr mit mir gesprochen hat. Wie gut sie heute ist!
Simon Renard leise zu Lord Clinton : Geduld, Mylord. Ihr werdet sie gleich noch besser finden.
Königin zu Lord Chandos: Mylord Clanbrassil kann herein kommen. Zu Simon Renard: Wenn er einige Augenblicke hier ist… Sie spricht ihm leise in’s Ohr und deutet auf die Türe, durch welche Jane hinausgegangen ist .
Simon Renard : Genug, Madame.
Fabiani tritt herein.
Siebte Szene
Die Nämlichen, Fabiani
Königin : Ah! da ist er!… Sie spricht wieder leise mit Simon Renard.
Fabiani bei Seite, indem er von Allen gegrüßt wird und um sich blickt: Was soll das heißen? Niemand hier diesen Morgen, als meine Feinde. Die Königin spricht leise mit Simon Renard. Teufel! sie lacht! böses
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