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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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das noch einmal so, mit diesen Augen. Ach! wir armen Weiber, wir wissen niemals genau, was in dem Herzen eines Mannes vorgeht; wir müssen euren Augen glauben, und die schönsten, Fabiano, lügen zuweilen am häßlichsten. Aber deine, Mylord, sind so treu und rein, daß sie nicht lügen können, nicht wahr? Ja, dein Blick ist offen und ehrlich, mein schöner Page. Oh! Himmelsaugen nehmen und damit betrügen, das wäre höllisch. Du hast deine Augen einem Engel oder dem Teufel gestohlen.
    Fabiani : Weder Engel, noch Teufel. Ein Mann, der Euch liebt.
    Die Königin : Der die Königin liebt?
    Fabiani : Der Marie liebt.
    Die Königin : Höre, Fabiano, ich liebe dich auch. Du bist jung, es gibt viel schöne Weiber, die dich gar zärtlich ansehen, ich weiß es. Endlich, man wird eine Königin müde, so gut wie eine andere. Unterbrich mich nicht. Ich will, daß du mir es sagst, wenn du je ein anderes Weib lieben solltest. Ich werde dir vielleicht verzeihen, wenn du mir es sagst. Unterbrich mich doch nicht. Du weißt nicht, wie weit meine Liebe geht, ich weiß es selbst nicht. Es ist wahr, ich habe Augenblicke, wo ich dich lieber tot, als mit einer Andern glücklich wissen möchte; aber es kommen mir auch andere, wo ich dich lieber glücklich sähe. Mein Gott! Ich weiß nicht, warum man mich in den Ruf eines schlechten Weibes bringen will.
    Fabiani : Ich kann nur mit dir glücklich sein, Marie. Ich liebe nur dich.
    Die Königin : Gewiß? Sieh’ mich an. Gewiß? O! ich bin manchmal eifersüchtig; ich bilde mir ein, – welches Weib hat nicht solche Gedanken? – ich bilde mir manchmal ein, du täuschtest mich. Ich möchte unsichtbar sein und dir folgen können und immer wissen, was du tust, was du sagst und wo du bist. In den Feenmärchen gibt es einen Ring, der Einen unsichtbar macht; ich würde meine Krone für diesen Ring geben. Ich bilde mir immer ein, du gingest zu den schönen Mädchen in der Stadt. O! du solltest mich nicht täuschen, siehst du!
    Fabiani : Aber verbannt doch diese Gedanken, Madame. Ich Euch täuschen, meine gute Königin, meine gute Herrin! Ich müßte der undankbarste und erbärmlichste Mensch sein! Aber ich gab Euch keine Veranlassung, mich für den undankbarsten und erbärmlichsten Menschen zu halten. Aber ich liebe dich, Marie! aber ich bete dich an! aber ich könnte ein anderes Weib nicht einmal ansehen! Ich liebe dich, sage ich dir; aber siehst du das nicht in meinen Augen? O, mein Gott! die Wahrheit hat einen Ton, der dich überzeugen sollte. Sieh’, betrachte mich genau, sehe ich aus wie ein Mensch, der dich verrät? Wenn ein Mann ein Weib verrät, so sieht man es gleich. Die Weiber täuschen sich gewöhnlich nicht in dergleichen. Und welchen Augenblick wähltest du, mir solche Dinge zu sagen, Marie? den Augenblick meines Lebens, worin ich dich vielleicht am meisten liebe. Es ist wahr, es ist mir, als hätte ich dich nie so geliebt, wie heute. Ich spreche jetzt nicht mit der Königin. Wahrhaftig, ich lache über die Königin. Was kann mir die Königin tun? Sie kann mir den Kopf abschlagen lassen, was macht das? Du, Marie, kannst mir das Herz brechen! Nicht Eure Majestät, nein, Marie, dich liebe ich. Deine schöne weiße und zarte Hand küsse und bete ich an, nicht Euer Szepter, Madame.
    Die Königin : Danke, mein Fabiano. Lebe wohl. – Mein Gott, Mylord, wie jung Ihr seid! Die schönen schwarzen Haare und der reizende Kopf da! – Kommt in einer Stunde wieder.
    Fabiani : Was Ihr eine Stunde nennt, heiße ich eine Ewigkeit! Er geht.
    Sobald er weg ist, erhebt die Königin sich rasch, tritt zu einer verborgenen Türe, öffnet sie und führt Simon Renard herein.

Zweite Szene
    Die Königin, Simon Renard
    Die Königin : Kommt herein, Herr Vogt. Nun, seid Ihr da geblieben? Habt Ihr ihn gehört?
    Simon Renard : Ja, Madame.
    Die Königin : Was sagt Ihr dazu? O, er ist der größte Schurke und Heuchler unter der Sonne! Was sagt Ihr dazu?
    Simon Renard : Ich sage, Madame, man sieht wohl, daß dieser Mensch einen Namen auf i führt.
    Die Königin : Und seid Ihr sicher, daß er zu diesem Weibe des Nachts geht? Ihr habt ihn gesehen?
    Simon Renard : Ich, Chandos, Clinton, Montagu, zehn Zeugen.
    Die Königin : Das ist abscheulich!
    Simon Renard : Außerdem soll die Sache der Königin sogleich noch deutlicher erwiesen werden. Das Mädchen ist hier, wie ich Eurer Majestät gesagt habe. Ich habe es in seinem Hause heute Nacht ergreifen lassen.
    Die Königin : Aber, reicht dieses Verbrechen nicht hin, diesem

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