George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
in zehn Minuten erneut zu versuchen, öffnete ich die Datei. Bevor ich loslegte, verkürzte ich auf fünf Minuten.
Nicht zu fassen, wie oft man in fünf Minuten auf die Uhr gucken kann, ob fünf Minuten schon vorbei sind.
Nächster Versuch. Wieder nichts.
Nach zwei weiteren Versuchen wählte ich die Nummer der Hotline.
«Hallo und herzlich willkommen!», rief eine hyperfröhliche Stimme. «Sie sind mit der Service-Hotline von ‹17und4› verbunden. Dieser Anruf ist für Sie kostenlos!»
Gleich darauf meldete sich die nächste: «Geht es bei Ihren Problemen um Ihren DSL-Anschluss, um Webhosting, Pocketweb oder sonstige Produkte?»
Ich nickte und wartete, bis die Tussi mir eine Nummer zum Weiterverbinden sagte, aber nichts passierte. Plötzlich war sie wieder in der Leitung und sagte freundlich: «Tut mir leid, ich habe Sie nicht verstanden!», und schon spulte das Band die Frage erneut ab.
Diesmal antwortete ich mit «Ja!».
«Tut mir leid, ich habe Sie nicht verstanden!», antwortete die Telefonstimme und wiederholte die Frage erneut.
In meinem besten und verständlichsten Deutsch antwortete ich wieder mit «Ja!», worauf die Stimme in einem deutlich genervten Ton mit «Entschuldigen Sie, aber so kommen wir wohl nicht weiter» reagierte. «Ich verbinde Sie jetzt lieber mit unserem Call-Center!»
Wunderbar. Gleich konnte ich mit einem kompetenten Gesprächspartner aus Fleisch und Blut über das Problem sprechen, aber die Meldung «Unsere Serviceplätze sind im Augenblick alle belegt! Versuchen Sie es später noch einmal!» holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Verdammt! Ich versuchte es erneut mit meinem Mailprogramm. Immer noch nichts.
«Also wirklich, du führst dich auf, als wärst du internetabhängig, Eva», murmelte ich. «Du arbeitest jetzt einfach weiter.»
Eine Seite lang funktionierte das hervorragend, dann meldete sich eine fipsige Stimme in meinem Kopf: «Du, vielleicht wollen die Leute von der Bürogemeinschaft dich heute schon sehen. Und wenn du dich nicht meldest …»
Tapfer drückte ich die Wahlwiederholung und wurde wieder euphorisch willkommen geheißen. Ganz ruhig, Eva. Gleich sagst du entspannt und deutlich «Ja», und alles wird gut.
«Geht es bei Ihren Problemen um Ihren DSL-Anschluss, um Webhosting, Pocketweb oder sonstige Produkte?»
«Ja!», sagte ich. Ganz gelassen.
«Webhosting. Alles klar», sagte die Stimme. «Haben Sie dazu technische Fragen?», was ich erneut mit einem knappen «Ja» beantwortete.
«Aha. Technische Fragen», murmelte die Tonbandzicke. «Dann stelle ich Sie jetzt zu einem passenden Berater durch!»
Na, geht doch! Man darf eben nicht die Nerven verlieren. Während ich alle Zugangsdaten und die Kundennummer bereitlegte, krähte eine fröhliche Stimme: «Dieses Serviceportal ist für Sie kostenlos!», dann wurde mein Ohr mit sphärischer Säuselmusik geflutet. Als nach drei Minuten immer noch nichts passiert war, versuchte ich es mit einem zaghaften «Hallo!?» und «Ist da jemand?», aber nichts regte sich.
Ich legte auf. Ob das ein Fehler war?
Ich holte tief Luft und wählte erneut die Nummer der Hotline und: Überraschung! Ich sollte eine Frage beantworten:
«Geht es bei Ihren Problemen um Ihren DSL-Anschluss, um Webhosting, Pocketweb oder sonstige Produkte?»
Ich antwortete mit einem etwas laut geratenen «Ja!», was mir sofort ein «Tut mir leid, ich habe Sie nicht verstanden!» einbrockte.
Frau «17und4» wiederholte die Frage aller Fragen, und plötzlich brannten die Sicherungen bei mir durch. «Ja, habe ich gesagt! Ja! Ja! JAJAJAJA, verdammte Scheiße!», brüllte ich. Dazu schlug ich rhythmisch mit der Hand auf die Tischplatte, und ohne meiner Gesprächspartnerin erneut die Chance zu geben, von ihrer Schwerhörigkeit zu berichten, knallte ich das Mobilteil auf den Schreibtisch, wo es tutend liegen blieb.
«Ist was?» Bettina.
«Grundgütiger, Evchen!» Meine Tante.
Sie standen nebeneinander in der Tür und guckten mich an wie zwei Wissenschaftler, die soeben eine bisher völlig unbekannte Lebensform entdeckt hatten.
«Ach, äh, eigentlich nichts. Irgendwie spinnt mein Mailprogramm, und ich habe ein bisschen mit der Hotline geplaudert.»
«Ach was.» Meine Freundin nahm einen großen Schluck Kaffee. «Du kannst dir deine Mails auch direkt vom Server abholen. Hast du die Webmail-Funktion eingerichtet?»
«Die was?»
«Lass mich mal.» Bettina setzte sich an meinen Schreibtisch und sah mich fragend an. «Darf ich?»
Ich
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