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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner
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nickte. «Ja» traute ich mich mittlerweile nicht mehr zu sagen, denn ich wusste nicht, was ich mit Bettina anstellen würde, falls sie mit «Ich kann Sie leider nicht verstehen» antwortete. «Du darfst alles machen, was du willst», sagte ich lammfromm. «Nur keine Texte löschen!»
    Bettina schaute meine Zugangsdaten durch, und innerhalb von Minuten hatte sie mir einen Webmail-Zugang zu meiner Mailbox eingerichtet.
    «Jetzt musst du in diese Zeile nur noch dein Passwort eingeben, und schon hast du deine Mails vor der Nase!» Sie machte mir den Schreibtischstuhl wieder frei. «Viel Spaß!»
    Verdutzt setzte ich mich hin. «Wo hast du das denn gelernt?», fragte ich ehrfürchtig.
    «Ferdinand ist zwar eine Heulnummer, aber immerhin hat er mir einmal in seinem Leben etwas Nützliches gezeigt.» Bettina grinste mich schief an. «Viel Spaß damit.»
    «Dieses Internet ist schon interessant», sagte Renate, während sie auf meinen Bildschirm schaute. «Eine Bekannte von mir holt sich da alle möglichen Informationen zum Thema Ton und Glasuren.»
    «Ja, da gibt es zu allem Auskunft», sagte Bettina. «Hast du keinen PC zu Hause?»
    Meine Tante schüttelte den Kopf. «Das lohnt sich nicht für mich. Aber interessieren tut es mich schon.»
    Bettina deutete in den Flur. «Dann lassen wir Eva mal in Ruhe arbeiten, und ich zeige dir bei mir am Computer, wie das Internet funktioniert.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 4
    Am Montagmorgen kam ich nur schwer aus dem Bett. Schreckliche Träume hatten mich verfolgt. Träume, in denen ich mich mit dem schönen «George» treffen wollte, aber immer etwas dazwischengekommen war.
    Ich schenkte mir gerade in der Küche eine Tasse Kaffee ein, als ich meine Tante in Bettinas Zimmer hörte.
    «Grundgütiger! Nicht zu glauben!», rief Renate. «Und der ist noch zu haben?»
    Irgendwas an diesem Satz alarmierte mich, und ich schaute zu den beiden herein.
    «Morgen, Evchen!», quietschte meine Tante. «Rate mal, was ich hier mache!»
    Das hatte ich mit einem einzigen Blick erfasst.
    «Du willst dir doch nicht allen Ernstes einen Mann übers Internet suchen, oder?», fragte ich dennoch vorsichtshalber nach.
    «Also wirklich, wo denkst du hin?» Sie klickte auf ein Foto, um es zu vergrößern.
    Für den Bruchteil einer Sekunde war ich erleichtert. Bis meine Tante nachdenklich meinte: «Andererseits, ich bin jetzt neunundfünfzig. Allmählich heißt es, jetzt oder nie.»
    «Du hast noch vor kurzem zu mir gesagt, dass keiner jemals an Johann heranreichen kann», warf ich ein.
    «Aber schauen kostet nichts», fiel Bettina mir in den Rücken. «Und es macht Spaß!»
    «Genau.» Tante Renate sah mich bockig an. «Es wäre schön, wenn ich einfach mal einen Bekannten hätte, mit dem ich ins Konzert gehen könnte.» Sie klickte einen Mann mit Halbglatze weg und nahm sich das nächste Profil vor. «Warum sollte ich nicht auch mal Glück haben im Leben?»
    Als ob sie bisher schlecht weggekommen wäre. Ich schielte auf den Monitor und erfuhr, dass ein gewisser «Warumnicht» 61 Lenze zählte, geschieden war, drei Kinder hatte und eine einfühlsame, gut kochende Partnerin suchte, die Volksmusik mochte.
    «Du magst aber gar keine Volksmusik», versuchte ich ihr den Grauhaarigen madig zu machen. «Der ist nur auf eine aus, die für ihn kocht und seinen Geschichten von früher zuhört.»
    «Ich finde, für dein Alter hast du viele Vorurteile», gab meine Tante zurück. «Vielleicht ist der arme Mann völlig vereinsamt. Wo sitzt noch mal dieser Doppelklick, Bettina?»
    «Ich finde, du solltest wissen, auf wen du dich da einlässt», sagte ich etwas lahm, während wilde Gedanken auf mich einstürmten: Was, wenn Renate auf einen Verbrecher hereinfiel? Oder auf einen Geisteskranken? Und ich fände sie zerlegt und sauber sortiert in drei Müllsäcken in den Isarauen?
    Ich konnte nicht behaupten, dass unser Verhältnis sehr eng war, aber das hieß noch lange nicht, dass ich sie in Portionen beerdigen wollte, oder?
    Noch bevor ich diesen Gedanken weiter vertiefen konnte, schrie Tante Renate begeistert auf. «Den will ich mir mal näher anschauen!» Aufgeregt tippte sie mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm, wo bereits ein neuer Kandidat aufgetaucht war. «Der sieht doch ganz nach dem Richtigen für mich aus: Er mag Konzerte, Natur, und er bastelt. Vielleicht töpfert er sogar!»
    Ich atmete laut aus. «Dann lass ich euch mal lieber alleine», sagte ich und wandte mich an Bettina. «Aber denk dran: Wenn meiner

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