George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Dritte im Bunde ist?»
Als wir gegen neun die Haustreppe hochstiegen, war meine Stimmung immer noch gedämpft. Frau Wolf dagegen schien ausgezeichneter Laune zu sein. «Du hast Glück bei den Frauen, Bel Ami!», hörten wir sie im Vorbeigehen singen. Herbertchen jaulte dazu. Ob es ein Mitsingen oder Protestheulen war, ging aus der Tonlage nicht klar hervor.
«Es scheint was in der Luft zu liegen», sagte Bettina. Und tatsächlich: Aus dem Bad hörten wir Antonia lautstark mit dem CD-Spieler um die Wette trällern: «Is this love, is this love what I’m feeling?»
«Na, da scheint der Knoten geplatzt zu sein», grinste Bettina.
«Hoffentlich nur der Knoten!» Ich klopfte leise an die Badtür.
«Is this love – herein! – what I’m feeling!», war die Antwort. Antonia lag in einem betörend riechenden Schaumbad und hielt den Duschkopf als Mikro in der Hand. Links vom Spiegel hing die Madonna-Muschel von Bettinas Tante, deren Lämpchen munter vor sich hin blinkten.
«Na? Das war wohl ein schöner Nachmittag, mhm?» Bettina schaute über meine Schulter.
«Aber hallo …» Antonia strahlte über beide Wangen.
«Ich bin gleich wieder da», sagte ich. «Nur mal kurz den Anrufbeantworter checken!», und rannte in mein Zimmer. Nichts. Mist! Oder sollte ich lieber froh sein, dass er sich nicht gemeldet hatte? Ich verscheuchte den Gedanken, ging zurück ins Bad und setzte mich auf den Klodeckel. «So, jetzt her mit den saftigen Details!»
«Genau», sagte Bettina. «Erst dann gibt es wieder Musik!» Sie drückte auf den Pausenknopf.
«Och, ihr seid doof!», maulte Antonia. «Was soll ich denn erzählen?»
«Zum Beispiel …» Ich tat so, als würde ich überlegen. «Wie es anfing, wo es stattfand, ob es gut war und, äh … und wo er jetzt ist.»
«Ja, das wäre ein guter Anfang», fand auch Bettina.
Antonia streckte sich im warmen Wasser. «Also … zuerst war ich bei Müller-4», fing sie an.
«Geschenkt!», rief Bettina. «Diesen Part darfst du überspringen!»
«He, dabei war das eine sehr aufschlussreiche Sitzung», tat Antonia empört. «Ich habe da heute sehr viel erfahren über –»
«Wir wollen aber etwas ganz anderes erfahren», kürzte ich ab. «Nach Müller-4 hast du dich mit Nicklas getroffen, und dann?»
«Dann sind wir an der Isar spazieren gegangen. Es war schon richtig warm und –»
«Geschenkt!», rief Bettina erneut. «Bitte jetzt keine unnötigen Ablenkungen!»
Endlich kam Antonia zur Sache. Von den ersten Knutschereien auf der Parkbank («Es war wirklich total warm!»), ging es im Galopp in die WG («Und ich war nicht böse drum, dass keine von euch zu Hause war»), wo Antonias Matratze einer intensiven Qualitätsprüfung unterzogen wurde. Zur großen Zufriedenheit beider Parteien.
«Und warum sitzt der Knabe jetzt nicht mit dir in der Badewanne?», fragte ich.
«Er musste noch einen Artikel für die Zeitung fertig schreiben, aber er kommt später vorbei.»
Ich verdrehte die Augen. «Irgendwie scheinen wir gerade im Verteiler für Männer mit einem fehlerhaften Freizeitmodul gelandet zu sein.»
Jetzt war ich an der Reihe und erzählte ihr von unserer Begegnung mit George-Adrian-Müller-5.
«Oh Scheiße!», rief Antonia und lachte. Zur Strafe schluckte sie einen Mundvoll Schaum, und ich schaute mit Genugtuung zu, wie sie einen Hustenanfall bekam.
«Seid ihr jetzt zufrieden, was die Infos betrifft?», fragte sie, nachdem sie alles ausgespuckt hatte.
Wir nickten.
«Dann macht mal wieder ein bisschen Musik!»
Bettina drückte auf «Play», Phil Collins sang «In the air tonight», und wir grölten mit.
Antonia hatte sich den Duschkopf wieder geschnappt, ich sang mit der Rundbürste in der Hand, und Bettina legte mit zwei Zahnbürsten das beste Schlagzeugsolo aller Zeiten hin.
Es klingelte.
«Frau Wolf?», tippte Antonia.
Bettina schüttelte den Kopf. «Die klang schon ziemlich knülle, als wir heimkamen, und schläft bestimmt längst.»
Sie ging zur Tür. Kurz darauf linste sie wieder zu uns rein. «Ab in die Küche für ’ne Krisensitzung, Mädels! Hier ist jemand, der uns dringend braucht!»
Ich staunte nicht schlecht, als ich Oliver am Küchentisch sitzen sah. «Ist was mit Kirsti passiert?», fragte ich besorgt.
«Nnnoch nich», lallte er mit schwerer Zunge. «Awwerwennich Ssuhause gebliebm wäre, hättenme sswei Tote!»
«Ach, du meine Güte!» Antonia, eingemummelt in ihren Bademantel, sah ihn groß an. «Und wer wäre das zweite Opfer gewesen?»
«Die
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