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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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nur ein Ziel gehabt.
    Er hatte den Motor des
Landrover gestartet und so heftig Gas gegeben, dass Frank auf dem Beifahrersitz
beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
    Als er auf Jossies Grundstück
keine Autos sah, wusste er, dass niemand zu Hause war. Angespannt ging er um
das Haus herum, als erwartete er, dass ihm Beweise für die Schuld des Mannes
aus den Blumenbeeten entgegensprangen. Er spähte durch die Fenster und
probierte die Türen. Dass sie abgeschlossen waren in einer Gegend, wo sonst
fast niemand seine Türen verriegelte, ließ ihn das Schlimmste vermuten.
    Er lief zur Scheune und riss
das Tor auf. Entschlossen ging er zum Wagen seiner Schwester, sah den Schlüssel
im Zündschloss des Figaro und überlegte, was das zu bedeuten hatte. Aber das
Einzige, was ihm dazu einfiel, ergab überhaupt keinen Sinn: dass Jemima nie
nach London gegangen, sondern ermordet und irgendwo auf dem Grundstück
verscharrt worden war, was natürlich dummes Zeug war. Dann fiel ihm auf, dass
am Ring des Zündschlüssels noch ein weiterer Schlüssel hing, vermutlich der
Hausschlüssel. Er nahm ihn an sich und eilte zurück zum Haus.
    Er hatte keine Ahnung, wonach
er eigentlich suchte. Er wusste nur, dass er irgendetwas unternehmen musste. Er
öffnete die Schubladen in der Küche. Den Kühlschrank. Er sah im Backofen nach.
Er ging ins Wohnzimmer und hob die Sofa- und Stuhlkissen hoch. Nichts. Er
stürmte nach oben. Die Kleiderschränke waren ordentlich aufgeräumt. Jacken-
und Hosentaschen waren leer. Unter den Betten - nichts. Die Handtücher im Bad
waren feucht. Die Kloschüssel hatte einen braunen Kalkring und war offenbar schon länger
nicht mehr geschrubbt worden. Entgegen seiner Hoffnung fand er auch im
Spülkasten nichts.
    Dann begann Frank draußen zu
bellen. Ein zweiter Hund fiel ein. Robbie trat an ein Fenster und stellte
zweierlei fest. Erstens war Gordon Jossie mit seinem Golden Retriever nach
Hause gekommen. Zweitens standen die Ponys immer noch auf der verdammten
Koppel, obwohl Rob hätte schwören können, dass sie in den Wald gehörten. Was
zum Teufel hatten sie also immer noch hier zu suchen?
    Als das Gebell zum wütenden
Gekläff anschwoll, eilte Rob die Treppe hinunter. Dass er Hausfriedensbruch
begangen hatte, störte ihn nicht. Er war gekommen, um Gordon zur Rede zu
stellen.
    Die beiden Hunde kläfften wie
verrückt. Als Rob zur Tür hinausstürmte, sah er, dass Jossie, der Idiot, Frank
aus dem Auto gelassen hatte. Er beugte sich gerade in die offene Fahrertür und
durchsuchte den Landrover, als wüsste er nicht ganz genau, wem er gehörte.
    Der Weimaraner heulte
buchstäblich. Aber die Ursache war nicht der andere Hund, sondern Jossie. Die
Erkenntnis versetzte Rob in Rage, denn wenn Frank heulte, dann hatte ihm
jemand etwas angetan, und niemand hatte das Recht, Hand an seinen Hund zu
legen, erst recht nicht Jossie, der schon woanders Hand angelegt hatte, was
tödlich geendet war.
    Der Retriever fiel jaulend in
Franks Geheul ein. Dann schlossen sich zwei Hunde vom Nachbargrundstück an, woraufhin
die Ponys in der Koppel unruhig wurden. Sie begannen, am Zaun hin und her zu
traben, und warfen wiehernd die Köpfe hoch.
    »Was zum Teufel tust du da?«,
schrie Robbie.
    Jossie wirbelte herum und gab
die Frage zurück, was mehr als berechtigt war, denn die Haustür stand weit
offen - Beweis genug für Robs Schnüffelei. Rob herrschte Frank an, er solle
still sein, was den Hund nur zu noch lauterem Gekläff anstachelte. Als er dem
Weimaraner befahl, wieder ins Auto zu springen, knurrte der stattdessen den
Dachdecker an, als wollte er ihm an die Kehle gehen. Jossie sagte: »Tess!
Aus!«, und sein Hund hörte auf der Stelle auf zu bellen.
    Macht und Kontrolle, dachte
Rob. War das Streben nach Macht und Kontrolle womöglich die Ursache für das,
was Jemima zugestoßen war? Er musste an die Zugtickets denken, an die
Hotelrechnung, an Jossies Fahrt nach London, an die Lügen. Er ging auf den
Dachdecker zu, packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen den Landrover.
    Mit zusammengebissenen Zähnen
sagte er: »London, du Scheißkerl.«
    »Was soll das?«, schrie Gordon
Jossie.
    »Sie hat dich nicht verlassen,
weil sie einen anderen hatte«, erwiderte Robbie. »Sie wollte dich heiraten,
Gott weiß warum.« Er hatte Jossie immer noch fest im Griff und drückte ihm
einen Arm gegen die Kehle, damit er sich nicht mehr rühren konnte. Mit der
anderen Hand riss er ihm die Sonnenbrille vom Gesicht und warf sie auf die
Erde, weil er

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