George, Elizabeth
zum Stehen kam. Nachdem
sie ausgestiegen war, schloss sie die Tür so leise, dass er nicht einmal ein
Klicken hörte. Ebenso wenig hörte er ihre Schritte auf dem Schotterweg oder das
Öffnen der Hintertür.
Sie rief nicht seinen Namen,
wie sie es normalerweise tat. Sie kam direkt nach oben ins Schlafzimmer und fuhr
sichtlich zusammen, als sie ihn am Fenster stehen sah, eine dunkle Silhouette
vor dem hellen Sonnenlicht.
Sie fasste sich schnell
wieder. »Ach, hier bist du«, sagte sie und lächelte ihn an, als wäre nichts.
Wie sehr wünschte er sich in diesem Augenblick, er könnte glauben, dass sie ihn
nicht bei der Polizei verpfiffen hatte.
Er bemühte sich, wieder einen
klaren Kopf zu bekommen. Sie strich sich eine widerspenstige Locke aus dem
Gesicht, sagte seinen Namen, und als er nicht reagierte, trat sie näher auf
ihn zu und fragte: »Stimmt irgendetwas nicht, Gordon?«
Irgendetwas. Alles. Hatte er
wirklich einmal geglaubt, alles könnte gut werden? Und warum hatte er es
geglaubt? Das Lächeln einer Frau vielleicht, die sanfte Berührung einer
weichen Hand auf seiner Haut, seine Hände auf einer wohlgeformten Hüfte oder
einem kräftigen Hintern, sein Mund auf süßen Brüsten ... War er ein solcher
Narr gewesen anzunehmen, dass allein die Entscheidung, sich auf eine Frau
einzulassen, all das ungeschehen machen würde, was vorher passiert war?
Er fragte sich, was Gina
mittlerweile wusste. Die Tatsache, dass sie jetzt hier war, deutete daraufhin,
dass es nicht viel sein konnte. Andererseits war es durchaus möglich - sogar
wahrscheinlich -, dass sie die Zugtickets und die Hotelrechnung gefunden und
aufbewahrt hatte, bis sie beides gegen ihn verwenden konnte. Warum hatte er
bei seiner Rückkehr auf dem Bahnsteig in Sway nicht beides weggeworfen? Das war
die eigentliche Frage. Hätte er es getan, würden er und diese Frau jetzt nicht
hier im Schlafzimmer in dieser unerträglichen Sommerhitze einander
gegenüberstehen, die Sünde des Verrats im Herzen - und nicht nur in ihrem. Denn
er konnte schwerlich behaupten, dass sie die einzige Sünderin war.
Er hatte weder die Fahrkarten
auf dem Bahnsteig weggeworfen noch sich der Hotelrechnung entledigt, weil er
gar nicht erst auf die Idee gekommen war, dass Jemima etwas zustoßen könnte, dass
der Besitz dieser Papierschnipsel ihm gefährlich werden könnte, dass Gina sie
finden und sie behalten und nichts über seine angebliche Fahrt nach Holland
sagen, sondern abwarten würde, bis er sich immer tiefer in die Lüge verstrickte.
Dass sie auch dann noch kein Wort darüber verlauten lassen würde, dass sie
wusste, wo er wirklich gewesen war, weder in Holland noch auf einem Hof, um
über den Kauf von Reet zu verhandeln, noch überhaupt außerhalb des Landes,
sondern vielmehr auf einem Londoner Friedhof, wo er Jemima angefleht hatte, ihm
Dinge zurückzugeben, die sie benutzen könnte, um ihn zu vernichten, wenn sie
das wollte.
»Gordon«, unterbrach Gina
seine Gedanken. »Warum antwortest du mir nicht? Warum siehst du mich so an?«
»Wie sehe ich dich denn an?«
»Als würdest du...« Sie fuhr sich
erneut durchs Haar, obwohl es perfekt saß. Sie zog die Mundwinkel hoch, aber es
wurde kein Lächeln daraus. »Warum antwortest du nicht? Warum starrst du mich so
an? Stimmt irgendetwas nicht?«
»Ich wollte nur mit ihr reden,
Gina«, sagte er. »Das war alles.«
Sie runzelte die Stirn. »Mit
wem?«
»Ich musste mit ihr reden. Sie
war bereit, sich mit mir zu treffen. Ich habe es dir nicht erzählt, weil es
keinen Grund dafür gab. Es war aus zwischen uns, aber sie hatte etwas von mir, das ich
zurückhaben wollte.«
Als ihr plötzlich dämmerte,
wovon er redete, fragte sie: »Du hast Jemima getroffen? Wann?«
»Tu nicht so, als wüsstest du
es nicht längst«, erwiderte er. »Rob Hastings war hier.«
»Gordon, ich weiß nicht...«,
sagte sie. »Rob Hastings?« Sie stieß ein kurzes Lachen aus, in dem jedoch keine
Heiterkeit lag. »Also wirklich, du machst mir richtig Angst. Du klingst so...
wie soll ich sagen... wütend? Hat Rob Hastings irgendetwas über mich gesagt?
Hat er irgendetwas getan? Hast du dich mit ihm gestritten?«
»Er hat mir von den Zugtickets
und der Hotelrechnung erzählt.«
»Was für Zugtickets? Und was
für eine Hotelrechnung?«
»Die du gefunden hast. Und die du weitergegeben
hast.«
Sie hob eine Hand. Sie legte
die Fingerspitzen zwischen ihre Brüste. »Gordon, ehrlich«, sagte sie. »Du...
Wovon redest du? Hat Rob Hastings etwa behauptet,
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