Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
Vom Netzwerk:
hättest
Angst vor ihnen«, sagte er langsam. »Trotzdem bist du auf die Koppel gegangen.
Du warst drinnen bei ihnen. Also kannst du keine Angst gehabt haben, oder? Denn
wenn du welche gehabt hättest, wärst du unter keinen Umständen reingegangen.«
    »Die Pferde? Gordon, ich hab
doch versucht, dir zu erklären...«
    »Du hättest gewartet, bis ich
sie in den Wald zurückgelassen hätte. Du wusstest, dass ich das irgendwann
sowieso getan hätte. Dass ich es tun muss. Dann wäre es für dich absolut
ungefährlich gewesen hineinzugehen, aber dann hättest du auch keinen Grund
mehr dazu gehabt, stimmt's?«
    »Gordon. Gordon.« Sie stand
jetzt dicht hinter ihm. »Du solltest dich mal reden hören! Das ergibt doch
alles überhaupt keinen Sinn.«
    Wie ein Tier konnte er sie
riechen, so nah war sie. Der Geruch war nur schwach, aber er mischte sich mit
dem Duft ihres Parfüms, einem Hauch von Schweiß und noch etwas anderem.
Vielleicht Angst. Oder das Wissen, dass sie durchschaut worden war. Dass er sie
durchschaut hatte. Er war sich nicht sicher, aber das Gefühl war da, und es war
real. Animalisch.
    Die Härchen an seinen Armen
stellten sich auf, als lauerte Gefahr, was tatsächlich stimmte. Er war immer
in Gefahr gewesen, und diese Tatsache kam ihm so komisch vor, dass er am liebsten
laut gelacht hätte, während ihm die simple Tatsache bewusst wurde, dass in
seinem Leben alles rückwärts gewandt war: Er konnte sich zwar verstecken, aber
nicht davonlaufen.
    »Was wirfst du mir eigentlich
vor?«, fragte sie. »Warum wirfst du mir überhaupt etwas vor? Du benimmst dich
wie...« Sie zögerte, nicht so sehr, als suchte sie nach dem treffenden Wort,
sondern eher, als wüsste sie ganz genau, was in ihm vorging, und als wollte sie
es nur unter keinen Umständen aussprechen.
    »Du willst, dass ich
eingesperrt werde, nicht wahr?« Er hielt den Blick immer noch auf die Ponys
gerichtet, als wussten sie die Antwort. »Du willst, dass ich Ärger kriege.«
    »Warum sollte ich das wollen?
Sieh mich an! Bitte! Dreh dich um! Sieh mich an, Gordon!«
    Als ihre Hand seine Schulter
berührte, zuckte er zusammen, und sie nahm sie wieder weg. Sie sagte seinen
Namen.
    »Sie hat noch gelebt, als ich
gegangen bin«, wiederholte er leise. »Sie saß auf dieser Steinbank auf dem
Friedhof. Und sie hat gelebt. Ich schwöre es.«
    »Natürlich hat sie noch
gelebt«, murmelte Gina. »Du hattest doch gar keinen Grund, Jemima etwas
anzutun.«
    Die Ponys trabten am Zaun
entlang, als wüssten sie, dass die Zeit gekommen war, sie freizulassen.
    »Aber es wird mir niemand
glauben«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu ihr. »Vor allem er wird es mir
nicht glauben, jetzt da er diese Fahrkarten und die Hotelrechnung hat.« Er
würde zurückkehren, dachte Gordon düster. Immer wieder. Und immer wieder bis
ans Ende aller Tage.
    »Dann musst du einfach die
Wahrheit sagen.« Sie berührte ihn erneut, diesmal am Hinterkopf, und fuhr
leicht mit den Fingerspitzen über sein Haar. »Warum hast du nicht von Anfang
an die Wahrheit gesagt?«
    Das war wirklich die Frage,
dachte er verbittert. Einfach die Wahrheit sagen und keinen Gedanken an die
Konsequenzen verschwenden, selbst wenn die Konsequenz der Tod wäre. Oder etwas
Schlimmeres als der Tod, denn der Tod würde zumindest dem Leben, dass er zu
fuhren gezwungen war, ein Ende setzen.
    Sie stand jetzt noch dichter
hinter ihm. »Warum hast du es mir nicht gesagt? Du kannst doch immer mit mir
reden, Gordon. Nichts, was du mir sagst, könnte jemals meine Gefühle für dich
ändern.« Und dann spürte er ihre Wange an seinem Rücken und ihre Hände an
seinem Körper, ihre erfahrenen Hände. Sie waren zuerst an seinen Hüften. Dann
schlang sie die Arme um ihn, und ihre weichen Hände schoben sich auf seine
Brust. »Gordon, Gordon«, flüsterte sie, und dann wanderten die Hände hinunter,
zuerst zu seinem Bauch und dann, zärtlich streichelnd, zwischen seine Schenkel
und immer weiter. »Ich würde nie... Ich würde nie, niemals, Liebling...«
    Er spürte die Hitze, den Druck
und wie sein Blut in Wallung geriet. Dieses Gefühl war so stark, so gut, immer
wieder, wenn es ihn überkam, dass er nichts mehr zu denken brauchte. Ein fach zulassen, einfach
hingeben, dachte er. Hatte er es nicht verdient ...
    Mit einem Aufschrei riss er
sich von ihr los, fuhr herum und starrte sie an.
    Sie blinzelte verwirrt. »Was
ist los, Gordon?«
    »Nein!«
    »Warum? Gordon, so wenige
Menschen...«
    »Lass mich in Ruhe. Jetzt ist
mir alles

Weitere Kostenlose Bücher