George, Elizabeth
sich nicht erinnern?
Weil es so ein Durcheinander
war, dachte sie. Es passierte zu viel. Sie war schon ganz konfus. Gina, Ginas
Panik, die Beweisstücke und Gordons Wut und wahrscheinlich noch etwas anderes,
aber es fiel ihr nicht ein.
Sie sagte zu Gina: »Wir müssen
von hier verschwinden. Sie kommen mit zu mir nach Hause.«
»Aber...«
»Machen Sie schon. Sie können
hier nicht länger bleiben und ich auch nicht.«
Sie half Gina dabei, ihre
wenigen Sachen zusammenzupacken. Sie stopften sie in eine Reisetasche und
machten sich auf den Weg. Gina würde Meredith in ihrem eigenen Wagen folgen,
und sie würden nach Cadnam fahren. Das schien der derzeit sicherste Ort zu
sein. Sie würden sich nicht nur das Zimmer, sondern auch das Bett teilen
müssen, und Meredith würde ihren Eltern irgendeine Geschichte auftischen
müssen, aber darüber konnte sie sich unterwegs den Kopf zerbrechen.
Nachdem sie vor dem Haus ihrer
Eltern geparkt hatten, erklärte sie Gina, dass ihr Zimmer in den Mad Hatter Tea Rooms aufgrund eines Gaslecks
derzeit unbewohnbar sei. Auf die Schnelle war es das Beste, was ihr in den Sinn
kam. »Wir sind gute Freundinnen. Du hast gerade eine Stelle bei Gerber & Hudson als Empfangsdame angetreten,
klar?«
Gina nickte, aber sie sah sich
ängstlich um, als befürchtete sie, Merediths Eltern könnten Gordon Jossie
anrufen und ihm ihren Aufenthaltsort verraten, falls sie sich verplapperte.
Sie beruhigte sich ein wenig,
als Cammie aus dem Haus stürmte und rief: »Mummy, Mummy!« Das Mädchen schlang
die Arme fest um Merediths Beine. »Oma will wissen, wo du die ganze Zeit
warst.« Und zu Gina sagte sie: »Ich heiße Cammie. Und wie heißt du?«
Gina lächelte, und Meredith
bemerkte, wie sich ihre Schultern entspannten. »Ich heiße Gina.«
»Ich bin fünf«, sagte Cammie
und demonstrierte ihr Alter mit den Fingern, während Meredith sie auf ihre
Hüfte hob. »Als Nächstes werde ich sechs, aber das dauert noch ziemlich lange,
weil ich erst im Mai fünf geworden bin. Wir haben eine Party gefeiert. Feierst
du auch Partys, wenn du Geburtstag hast?«
»Das habe ich schon lange
nicht mehr gemacht.«
»Wie schade. Geburtstagspartys
sind toll, vor allem wenn's Kuchen gibt.« Und schon war sie, typisch Cammie,
bei einem anderen Thema. »Mummy, Oma ist sauer, weil du nicht angerufen und
gesagt hast, dass du später kommst. Du sollst ihr doch immer Bescheid sagen.«
»Ich werde mich bei ihr
entschuldigen.« Meredith gab ihrer Tochter den lautesten Schmatzer, den ihre
Lippen zustande brachten, genau wie Cammie es mochte. Sie stellte sie auf den
Boden. »Lauf schon mal rein, und sag Oma, dass wir Besuch haben, ja, Cam?«
Falls Janet Powell verstimmt
gewesen war, so verflog der Ärger, als Meredith Gina ins Haus führte. Ihre
Eltern waren ausgesprochen gastfreundlich, und als Meredith ihnen die fadenscheinige
Geschichte des Gaslecks im Mad Hatter Tea Rooms präsentierte, waren keine
weiteren erklärenden Worte nötig.
»Wie furchtbar, Liebes«,
murmelte Janet und tätschelte Gina den Rücken. »Nun, da können Sie ja wohl
schlecht bleiben, nicht wahr? Nehmen Sie doch hier Platz, ich mache Ihnen einen
Teller Wurstsalat. Cammie, bringst du bitte Ginas Sachen in Mummys Zimmer und
frische Handtücher ins Bad? Und bitte deinen Großvater, die Badewanne zu
schrubben.«
Cammie flitzte los,
verkündete, Gina könne gern ihre Häschenhandtücher benutzen, und rief: »Opa!
Wir beide müssen die Badewanne putzen«, während Gina sich an den Tisch setzte.
Meredith half ihrer Mutter bei
der Zubereitung des Wurstsalats. Eigentlich hatte sie gar keinen Hunger und
Gina ebenso wenig - wie auch, unter den Umständen? -, doch sie langten ordentlich zu, denn sie
wollten auf keinen Fall noch mehr Verdacht erregen.
Meredith fand es
bewundernswert, wie lässig und unbefangen Gina über das Gasleck plauderte. Sie
wischte alle Sorgen in Bezug auf Gordon Jossie so souverän beiseite, wie es
Meredith nie gelungen wäre. Im Handumdrehen hatte sie Janet dazu gebracht,
über ihre Ehe mit Merediths Vater zu plaudern, über Janet selbst, über die
Mutterrolle und die Rolle von Großeltern. Meredith sah, dass Janet regelrecht
hingerissen war.
Nichts beeinträchtigte die
abendliche Stimmung, und als es dunkel wurde, hatte sich Merediths Anspannung
restlos verflüchtigt. Sie waren jetzt erst einmal in Sicherheit. Am nächsten
Tag würden sie ausreichend Zeit haben, sich zu überlegen, wie es weitergehen
sollte.
Sie hatte Gina Dickens
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