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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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halte ich alles für möglich. Wir stützen uns auf Beschreibungen eines
Mannes, der zwei Meter große Engel an seine Zimmerwände malt.«
    »Ach du Scheiße«, murmelte
Barbara.
    »Genau.«
    Sie berichtete ihm von den
Reetnägeln, die sie bei Gordon Jossie gesehen hatte, ihrer Überlegung, ob diese
zu dem Reetnagel passten, den der Mörder benutzt hatte, von seiner Reaktion
auf das Foto von Gina Dickens und von dem Anruf, den sie von ebendieser
erhalten hatte. Sie teilte ihm weiterhin mit, dass sie unterwegs sei nach
Burley, um sich noch einmal mit Rob Hastings zu unterhalten. Haken und
Schmiedekunst seien jetzt ihr Hauptanliegen, sagte sie. Was er jetzt vorhabe,
fragte sie Lynley.
    Frazer Chaplin, erwiderte er.
Er werde sein Alibi zerpflücken.
    Ob er nicht das Gefühl habe,
er könne genauso gut in den Wind spucken, erkundigte sie sich.
    Wenn Zweifel bestünden, müsse
man eben wieder von vorn anfangen, entgegnete er. Er sagte irgendetwas darüber,
dass man am Ende einer Reise wieder am Anfang stand und den Ort zum ersten Mal
wahrnahm, wahrscheinlich mal wieder irgendein bescheuertes Zitat, das ihm
gerade in den Sinn gekommen war. »Ja. Gut. In Ordnung. Wie auch immer«, sagte
sie und legte auf, um sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Das
schien ihr die beste Medizin gegen das Gefühlschaos zu sein, das Lynleys Anruf
bei ihr ausgelöst hatte.
    Sie traf Rob Hastings zu Hause
an. Er schien mit einer Art Grundreinigung seines Landrover beschäftigt zu
sein, denn er hatte alles außer Motor, Reifen, Lenkrad und Sitzen aus- und
abgebaut. Das gesamte Innenleben lag auf dem Boden um den Wagen herum
aufgereiht, und er überprüfte die einzelnen Teile. Der Landrover war nicht
gerade ein Musterbeispiel an Ordnung. Nach der Menge Krempel zu urteilen, sah
es für Barbara so aus, als benutzte Hastings den Wagen als Wohnmobil.
    »Später Frühjahrsputz?«,
fragte Barbara.
    »So ähnlich.« Sein Weimaraner
war beim Geräusch von Barbaras Mini ums Haus gerannt gekommen. Rob befahl ihm
zu sitzen, was er auf der Stelle tat, obwohl er freudig erregt hechelte, weil
Besuch da war.
    Barbara bat Hastings, ihr sein
Schmiedewerkzeug zu zeigen, worauf Hastings logischerweise fragte, warum.
Zuerst wollte sie seiner Frage ausweichen, sagte sich aber dann, dass seine
Reaktion auf die Wahrheit aufschlussreicher sein könnte. Sie erklärte ihm,
dass die Waffe, mit der seine Schwester getötet worden war, wahrscheinlich von
einem Schmied handgefertigt worden sei. Um welche Art Waffe es sich handelte,
verriet sie ihm allerdings nicht.
    Er erstarrte. Er sah sie
durchdringend an. »Glauben Sie etwa, ich hätte meine eigene Schwester
umgebracht?«
    »Wir suchen jemanden, der
Zugang zu Schmiedewerkzeug hat oder zu Werkzeug, das von einem Schmied
hergestellt wurde«, sagte Barbara. »Jeder, auf den das zutrifft und der Jemima
kannte, wird überprüft. Das ist doch bestimmt in Ihrem Sinne.«
    Hastings schaute zu Boden.
Selbstverständlich sei es in seinem Sinne.
    Sie sah jedoch mit einem
Blick, als er ihr seine Werkzeugsammlung zeigte, dass sie seit Jahren nicht
benutzt worden war. Zwar wusste sie nicht viel von der Arbeit eines Schmieds,
aber sämtliche Gerätschaften, die mit seiner Ausbildung und seiner Arbeit als
Schmied zu tun hatten, ließen darauf schließen, dass weder er noch sonst jemand
sich daran zu schaffen gemacht hatte, seit er die Sachen vor geraumer Zeit in
seinem Schuppen verstaut hatte. Alles war auf engstem Raum aufeinandergestapelt,
sodass man sich kaum dazwischen bewegen konnte. Die meisten Gerätschaften lagen
auf einer Werkbank: Schmiedezangen, Entgrater, Meißel, Ambossgabeln,
Durchschläge. Schmiedeeiserne Stangen lagen unbenutzt auf einem Haufen daneben,
zwei Ambosse standen hochkant gegen die Werkbank gelehnt. Es gab mehrere alte
Bottiche, drei Schraubstöcke und einen Schleifstein. Besonders aufschlussreich
war, dass es keine Esse gab. Selbst wenn es eine gegeben hätte: Die dicke Staubschicht,
mit der alles überzogen war, ließ erkennen, dass schon seit Ewigkeiten hier
niemand mehr etwas angefasst hatte. Das hatte Barbara sofort gesehen, trotzdem
ließ sie sich Zeit damit, den Schuppen genau unter die Lupe zu nehmen.
Schließlich nickte sie und bedankte sich bei dem Wildhüter. »Sorry. Musste
leider sein.«
    »Womit wurde sie denn
umgebracht?« Hastings klang wie benommen.
    Barbara sagte: »Tut mir leid,
Mr. Hastings, das kann ich Ihnen nicht...«
    »Es war ein
Dachdeckerwerkzeug, stimmt's?«, sagte er.

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