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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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gänzlich widersprechen. Er
schwang die Füße aus ihrem Bett, setzte sich auf die Kante und dachte über ihre
Frage nach. Die Antwort lautete Ja und gleichzeitig Nein, aber er sagte nichts.
    Er spürte ihre Hand auf dem
Rücken. Sie war kühl, und ihre Stimme klang verändert, als sie seinen Namen sagte.
Nicht mehr knapp und professionell, ihre Stimme war... War sie mütterlich? Gott, nein. Sie war absolut
kein mütterlicher Typ.
    »Thomas, falls wir ein Paar
werden sollten...«
    »Ich kann das jetzt nicht«,
war seine Antwort gewesen. Nicht dass er sich nicht vorstellen konnte, der
Liebhaber von Isabelle Ardery zu sein. Im Gegenteil, er konnte es sich nur
allzu gut vorstellen, und das, in Verbindung mit allem, was es implizierte,
machte ihm Angst. »Ich sollte jetzt besser gehen«, hatte er gesagt.
    »Wir reden später darüber«,
hatte sie geantwortet.
    Er war ziemlich spät nach
Hause gekommen. Er hatte nur wenig geschlafen. Am Morgen hatte er Barbara
Havers auf dem Handy angerufen, und dieses Gespräch hätte er lieber vermieden.
Dann, als er sich in der Verfassung dazu fühlte, nahm er sich Frazer und dessen
Alibi vor.
    Die Geschäftsräume von DragonFly Tonics waren in einem ehemaligen
Stallungsgebäude in einer engen Straße hinter dem Brompton Oratory und der Holy
Trinity Church untergebracht. Das Gebäude grenzte an den Kirchhof, von dem es
allerdings durch eine Mauer, einen Fußweg und eine Hecke getrennt war.
Gegenüber dem Geschäft standen zwei Vespas. Eine hellrot, die andere
fuchsiafarben, und auf beiden befanden sich Aufkleber mit der Aufschrift
»DragonFly Tonics«, ähnlich denen, die Lynley auf Frazer Chaplins Motorroller
vor dem Hotel Duke's gesehen hatte.
    Lynley parkte den Healey
Elliott direkt vor dem Laden. Er blieb einen Moment draußen stehen und
betrachtete das Warenangebot im Schaufenster. Es bestand aus Getränken mit den
fantasievollen Namen Hallowach-Pfirsich, Kater-ade-Zitrone und
Besser-dich-Orange. Leicht gequält überlegte er, welches Getränk er wählen
würde, wenn der Laden es im Angebot hätte: Schalt-deinen-Verstand-ein-Erdbeer
fiel ihm ein. Oder auch: Komm-auf-den-Teppich-Grapefruit. Davon hätte er zwei
gebrauchen können.
    Er betrat den Laden. Die
Einrichtung war bescheiden. Abgesehen von ein paar Kartons mit dem Aufdruck
»DragonFly Tonics« gab es nur einen Tresen, hinter dem eine Frau mittleren
Alters saß. Sie trug einen Herrenanzug aus Seersuckerstoff. Zu mindest sah
der Anzug aus wie für einen Mann gemacht, denn die Jacke schlackerte der Frau
lose um den Körper. Die Größe hätte Churchill gepasst.
    Ohne ihre
Arbeit zu unterbrechen - sie war gerade dabei, Broschüren in Umschläge zu
stecken -, sagte sie: »Ja?« Sie wirkte überrascht. Anscheinend verirrte sich
nur selten jemand in den Laden.
    Lynley
erkundigte sich nach ihren Werbemethoden, woraus sie schloss, dass er den
Healey Elliott - der durch die Schaufensterscheibe zu sehen war - mit
Aufklebern schmücken wollte. Er erschauderte innerlich bei dem Gedanken an eine
solche Entweihung. »Sind Sie noch ganz bei Trost, gute Frau?«, hätte er sie am
liebsten wütend angeblafft, setzte jedoch stattdessen eine interessierte Miene
auf. Sie holte einen Umschlag aus ihrem Schreibtisch, dem sie einen Vordruck
entnahm, bei dem es sich offenbar um einen Vertrag handelte. Sie sprach von
Tarifen, die abhängig von der Größe und Anzahl der Aufkleber seien und von der durchschnittlichen
Kilometerzahl, die der Fahrer zurücklegte. Natürlich machten die schwarzen
Londoner Taxen das lukrativste Geschäft, gefolgt von Kurieren auf Motorrädern
und Rollern. Welche Art Fahrten er denn unternehme?, wollte sie wissen.
    Dies veranlasste
ihn dazu, sie über ihren Trugschluss aufzuklären. Er zeigte ihr seinen
Dienstausweis und fragte sie, ob es Unterlagen über die Personen gebe, die
Fahrzeuge der einen oder anderen Art mit Aufklebern von DragonFly Tonics dekorierten
- er benutzte den Begriff im weitesten Sinne. Aber selbstverständlich gebe es
Unterlagen darüber, erklärte sie ihm, denn wie sonst sollten die Leute bezahlt
werden, die mit Aufklebern auf ihren Fahrzeugen in London und Umgebung herumführen?
    Lynley
hoffte, dass es keinen Frazer Chaplin mit Vertrag für die DragonFly-Tonics-Werbung gäbe. Dann
könnte er davon ausgehen, dass die Vespa, die Frazer Lynley vor dem Duke's gezeigt
hatte, gar nicht ihm gehörte, sondern aus einer spontanen Eingebung hervorgezaubert und
als sein Eigentum ausgegeben worden war. Er nannte

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