George, Elizabeth
ordentlichen Mitgliedern der
Gesellschaft entwickelt haben, ist ebenfalls unbekannt. Alan Dresser hat
gelobt, sie zu jagen und »sie schmecken zu lassen, was sie John angetan haben«,
aber da sie von der Polizei geschützt werden und nicht einmal ein Foto von
ihnen existiert, ist es unwahrscheinlich, dass Mr. Dresser oder irgendeine
andere Person sie je finden wird.
Wurde der Gerechtigkeit Genüge
getan? Diese Frage lässt sich unmöglich beantworten. Dazu müsste man Michael
Spargo, Reggie Arnold und lan Barker entweder als abgebrühte Verbrecher oder
uneingeschränkt als Opfer ansehen, doch die Wahrheit liegt irgendwo in der
Mitte.
Auszug aus » Psychopathology,
Guilt and Innocence in the Matter of John Dresser«
von Dorcas Galbraith, PhD
(der EU Convention on Juvenile Justice
vorgelegt auf Bitte des Right Honourable Howard Jenkins-Thomas, M.P.)
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Judi
Macintosh bat Lynley, gleich einzutreten. Der Assistant Commissioner erwarte
ihn bereits, sagte sie. Ob er einen Kaffee wünsche? Tee? Sie klang ernst.
Verständlich,
dachte Lynley. Die Nachricht hatte sich, wie immer, wenn es um den Tod ging,
schnell herumgesprochen.
Er lehnte
höflich ab. Eigentlich hätte er nichts gegen eine Tasse Tee gehabt, doch er
hoffte, nicht so lange in Hilliers Zimmer zu bleiben, um die Zeit zu haben,
sie auszutrinken.
Der Assistant
Commissioner erhob sich, als er eintrat, und kam zu Lynley an den
Konferenztisch. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und sagte: »Was für ein
verdammter Schlamassel. Wissen wir wenigstens, wie in Gottes Namen er an die
Waffe gekommen ist?«
»Noch nicht«,
antwortete Lynley. »Barbara arbeitet daran.«
»Und die
Frau?«
»Meredith
Powell? Sie liegt im Krankenhaus. Sie ist schwer verletzt, aber nicht
lebensbedrohlich. Um ein Haar wäre die Wirbelsäule verletzt worden. Sie hätte
gelähmt sein können. Sie hat Glück gehabt.«
»Und die
andere?«
»Georgina
Francis? In U-Haft. Insgesamt ist es nicht gerade lehrbuchmäßig gelaufen, aber
wir haben ein gutes Ergebnis.«
Hillier sah
ihn durchdringend an. »Eine Frau in einem öffentlichen Park ermordet, eine
andere schwer verwundet, zwei Tote, ein paranoid Schizophrener im Krankenhaus,
ein drohender Prozess... Welchen Teil davon nennen Sie ein gutes Ergebnis,
Inspector?«
»Wir haben
den Täter.«
»Der tot
ist.«
»Wir haben
seine Komplizin.«
»Die
womöglich nie vor Gericht gestellt wird. Was wissen wir denn über diese
Georgina Francis, das für eine Anklage ausreichen würde? Sie hat einmal im
selben Haus gelebt wie der Täter. Sie war die Geliebte des Täters. Sie war die
Geliebte des Mörders des Täters. Sie könnte dies getan haben, und sie könnte jenes getan
haben und so weiter und so fort. Wenn wir damit zur Staatsanwaltschaft gehen,
stellen die den Lachsack an.« Hillier verdrehte die Augen himmelwärts, als
suchte er göttlichen Beistand, was gar nicht zu ihm passte. Nachdem er den Rat
von oben offenbar bekommen hatte, sagte er: »Sie ist erledigt. Sie hatte eine
gute Chance, ihre Führungsqualitäten unter Beweis zu stellen, und sie hat
versagt. Sie hat Mitglieder ihres Teams gegen sich aufgebracht, sie hat
Detectives unsachgemäß und ohne Berücksichtigung ihrer Qualifikation
eingesetzt, sie hat Ermessensentscheidungen getroffen, die die Met in die denkbar
schlechteste Position gebracht haben, sie hat innerhalb und außerhalb des Yard
das Vertrauen unterminiert... Seien Sie doch so gut, Tommy, und sagen Sie mir:
Was ist daran ein gutes Ergebnis?«
»Ich denke,
wir sind uns einig, dass sie behindert wurde.«
»Ach, sind
wir das? Wodurch wurde sie denn Ihrer Meinung nach behindert?«
»Durch das
Innenministerium, das über Informationen verfügte, die man ihr nicht geben
konnte oder wollte.« Lynley ließ einen Augenblick verstreichen, um seine Worte
wirken zu lassen. Es gab reichlich wenig, was er zur Verteidigung von Isabelle
Ardery und ihrer Leistung als Acting Detective Superintendent vorbringen
konnte, aber er fand, dass er es ihr schuldig war, es wenigstens zu versuchen.
Er fragte: »Wussten Sie, wer er war, Sir?«
»Jossie?«
Hillier schüttelte den Kopf. »Wussten Sie denn, dass er unter Schutz stand?«
Ihre Blicke trafen sich. Hillier sagte nichts, aber das reichte Lynley als
Antwort. Irgendwann im Lauf der Ermittlungen, dachte er, hatte man Hillier
reinen Wein eingeschenkt. Man hatte ihm vielleicht nicht gesagt, dass Gordon
Jossie einer der drei Jungen war, die vor Jahren an dem schrecklichen Mord
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