George, Elizabeth
Blitz
rechts an ihrem Hals.
Als Erstes zählte Willeford
die äußeren Merkmale auf und redete dabei in einem Plauderton, als wollte er
denjenigen, der die Abschrift machte, unterhalten. »Hallo, Kathy, Darling«,
sagte er in das Mikrofon, das über dem Obduktionstisch hing. »Wir haben es hier
mit einer jungen Frau zu tun. Gute körperliche Verfassung, keine Tätowierungen,
keine Narben. Sie ist fünf Fuß vier Inches groß - das Umrechnen in Meter
überlasse ich Ihnen, Schätzchen, das ist mir zu kompliziert -, und sie wiegt
sieben Komma acht Stone. Seien Sie so gut, und rechnen Sie das in Kilo um, ja,
Kath? Wie geht's übrigens Ihrer Mutter, meine Liebe? Sind Sie bereit,
Superintendent Ardery? Äh, das war nicht für Sie, Kath, Darling. Wir haben eine
Neue hier, sie heißt Isabelle Ardery« - er zwinkerte Isabelle zu -, »und sie
hat noch nicht mal um einen Stuhl gebeten für den Fall der Fälle. Jedenfalls...«
Er beugte sich über die Leiche, um die Halswunde zu inspizieren. »Wir haben
eine durchtrennte Karotis. Sehr hässlich. Seien Sie froh, dass Sie jetzt nicht
anwesend sind - nicht dass Sie das jemals wären, Schätzchen. Die Wunde ist
stark ausgefranst und... sieben Inches lang.« Er ging um den Obduktionstisch
herum, hob erst eine, dann die andere Hand der Leiche an, entschuldigte sich
bei Isabelle, als sie einen Schritt zurücktreten musste, um ihn
vorbeizulassen, wobei er Kathy mitteilte, dass Superintendent Ardery bisher
weder umgekippt noch erbleicht sei, aber man werde schon noch sehen, was
passiere, wenn die Leiche erst einmal geöffnet war, nicht wahr?
»Keine Verletzungen an den
Händen, die darauf hindeuten, dass das Opfer sich gewehrt hätte«, fuhr er fort.
»Keine abgebrochenen Fingernägel, keine Schürfwunden. Beide Hände voller Blut,
aber das wird passiert sein, als sie versucht hat, die Blutung zu stoppen,
nachdem die Tatwaffe entfernt wurde.« Er schwatzte noch mehrere Minuten, zählte
alles auf, was mit bloßem Auge sichtbar war. Er schätzte das Alter der Frau
auf zwanzig bis dreißig und bereitete sich dann auf den nächsten Schritt der
Obduktion vor.
Isabelle war darauf gefasst.
Er rechnete offenbar fest damit, dass sie in Ohnmacht fallen würde. Doch sie
war ebenso fest entschlossen, genau das nicht zu tun. Nachdem Willeford den Y-Schnitt
gesetzt hatte und begann, mit einer Art Geflügelschere den Brustkorb zu öffnen
- es war das Zerschneiden der Knochen, das ihr immer am meisten zusetzte -,
hätte sie noch einen Schluck Wodka gebrauchen können. Was folgte, war zwar
nicht angenehm, aber zumindest erträglich.
Nachdem Willeford seine
Erläuterungen beendet hatte, sagte er: »So, das war's, Kath. Es war mir ein
Vergnügen, wie immer. Könnten Sie das alles möglichst bald abtippen und Superintendent
Ardery zukommen lassen, Darling? Sie hält sich übrigens immer noch auf den
Beinen, ich schätze also, sie ist hart im Nehmen. Erinnern Sie sich noch, wie
DI Shatter - was für ein passender Name, was? - damals in Berwick-on-Tweed mit
dem Gesicht in den offenen Brustkorb gefallen ist? Gott, haben wir gelacht!
Aber wie sagte schon Jane Austen? Wofür leben wir, wenn nicht dafür, unseren Nächsten zu
geben -
was auch immer wir ihnen geben sollen, ich kann mir das Zitat nie richtig
merken - und
unsererseits über sie zu lachen. Adieu, meine liebe Kath, bis zum nächsten Mal!«
Ein Assistent kam dazu, um
aufzuräumen und alles sauber zu machen. Willeford zog seinen Kittel aus, warf
ihn in einen Korb und bat Isabelle in sein Büro. »Treten Sie ein, sagte die
Spinne zur Fliege. Ich habe noch etwas für Sie.«
Dieses Etwas bestand in der
Information, dass an den Händen des Opfers zwei Haare gefunden worden waren,
und außerdem, so Willeford, würden die Kriminaltechniker sie schon bald
darüber in Kenntnis setzen, dass man jede Menge Fasern von der Kleidung der Toten
geklaubt hatte. »Sie ist ihrem Mörder ziemlich nahe gekommen, wenn Sie
verstehen, was ich meine«, schloss er mit einem Augenzwinkern.
Isabelle überlegte, ob das als
sexuelle Belästigung zählte, während sie mit ausdruckslosem Gesicht fragte:
»Geschlechtsverkehr? Vergewaltigung? Ein Kampf?«
Weder noch, sagte er.
Keinerlei Beweise. Die junge Frau sei, wenn er sich so ausdrücken dürfe, eine
bereitwillige Beteiligte gewesen bei dem, was zwischen ihr und dem Besitzer der
Fasern passiert war. Dies sei wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass man sie
ausgerechnet an jenem Ort gefunden hatte, da keinerlei Beweise
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