George, Elizabeth
eine Vorliebe für die
Versenkung haben.«
»Versenkung? Was für eine Art
von Versenkung?«
Er deutete ein Lächeln an.
»Die Art, in der man verschwinden kann.«
Sein Blick fiel auf ihre
Hände, und sie wurde gewahr, dass sie das Hochzeitsfoto immer noch festhielt.
Sie stellte es zurück auf den Tisch und sagte: »Ihre Frau war sehr schön,
Thomas. Es tut mir leid, dass sie gestorben ist.«
»Danke«, sagte er, und mit
einer Offenheit, die Isabelle völlig verblüffte, auch wenn sie sie als sehr
gewinnend empfand, fügte er hinzu: »Wir waren eigentlich nicht füreinander
geschaffen, was uns wiederum perfekt füreinander geschaffen machte. Ich habe
sie sehr geliebt.«
»Was für ein Glück, so lieben
zu können«, sagte sie.
»Ja.« Wie zuvor Charlie Denton
bot er ihr etwas zu trinken an, und wieder lehnte sie ab. Und ebenso wie
Charlie Denton forderte er sie auf, Platz zu nehmen, aber nicht in einem der
Sessel vor dem Kamin, sondern an einem Tisch, auf dem ein angefangenes
Schachspiel stand. Er warf einen Blick darauf, runzelte die Stirn und machte
schließlich mit seinem weißen Läufer einen Zug, mit dem er einen der beiden
schwarzen Läufer schlug. »Charlie Denton tut nur so, als würde er Gnade walten
lassen«, bemerkte Lynley. »Das bedeutet, dass er etwas im Schilde führt. Was
kann ich für Sie tun, Superintendent? Ich würde Ihren Besuch gerne für einen
privaten Besuch halten, aber ich bin mir recht sicher, dass dies nicht der Fall
ist.«
»Wir haben einen Mordfall im
Abney Park. In Stoke Newington. Eigentlich ist es ein Friedhof.«
»Die junge Frau, ja. Ich habe
im Radio davon gehört. Sie ermitteln in dem Fall? Warum überlässt man das
nicht den Kollegen vor Ort?«
»Hillier hat ein paar
Beziehungen spielen lassen. Außerdem gibt es schon wieder Ärger mit dem S05.
Aber ich glaube, vor allem Ersteres spielt eine Rolle. Er will sehen, wie ich
im Vergleich mit Ihnen abschneide - und wie ich mit John Stewart umgehe,
sollte es Probleme mit ihm geben.«
»Sie haben Hillier also
bereits durchschaut.«
»Das war nicht besonders
schwierig.«
»Er hält mit seinen Gefühlen
nicht hinterm Berg, nicht wahr?« Wieder lächelte Lynley, doch Isabelle fiel
auf, dass es eher eine Form der Höflichkeit war als der Ausdruck eines Gefühls.
Er war sehr auf der Hut, was vermutlich jeder in seiner Situation wäre.
Eigentlich hatte sie keinen Grund, ihn aufzusuchen. Das wusste er natürlich,
und er wartete darauf, den Anlass ihres Besuchs zu erfahren.
»Ich möchte, dass Sie sich an
den Ermittlungen beteiligen, Thomas«, eröffnete sie ihm unvermittelt.
»Ich nehme gerade eine
Auszeit.«
»Das weiß ich. Aber ich hoffe,
dass es mir gelingt, Sie dazu zu überreden, sich eine Auszeit von der Auszeit
zu nehmen. Wenigstens für ein paar Wochen.«
»Sie arbeiten mit meinem
ehemaligen Team zusammen, nicht wahr?«
»Richtig. Stewart, Haie,
Nkata...«
»Und Barbara Havers?«
»Aber ja. Die gefürchtete
Barbara Havers gehört auch dazu. Abgesehen von ihrem bedauernswerten Geschmack
in Sachen Mode habe ich den Eindruck, dass sie eine sehr gute Polizistin ist.«
»Das ist sie wirklich.« Er
legte die Fingerspitzen aneinander. Sein Blick wanderte zum Schachbrett, und es
hatte den Anschein, als grübelte er über Charlie Dentons nächsten Zug nach,
aber viel wahrscheinlicher war es, dass er über ihren nächsten Zug nachdachte.
Nach einer Weile sagte er: »Sie brauchen mich nicht. Jedenfalls nicht als
Ermittler.«
»Kann eine Mordkommission
jemals genug Ermittler haben?«
Wieder dieses Lächeln. »Die
Antwort darauf ist einfach«, sagte er. »Es wäre gut für das Ansehen der Met,
aber schlecht für...« Er zögerte.
»Sie meinen, es könnte mir
schaden?« Sie veränderte ihre Sitzposition und beugte sich vor. »Also gut. Ich
hätte Sie gern in meinem Team, weil ich nicht möchte, dass jedes Mal, wenn ich
Ihren Namen erwähne, ein ehrfurchtsvolles Raunen durch den Besprechungsraum
geht, und diese Lösung scheint mir die einfachste zu sein. Außerdem bin ich
daran interessiert, mit allen in der Met ein einigermaßen normales Verhältnis
aufzubauen, und zwar weil ich diesen Job haben will.«
»Sie sind ziemlich unverblümt,
wenn Sie mit dem Rücken zur Wand stehen.«
»Das bin ich immer - Ihnen
gegenüber und auch allen anderen gegenüber. Und zwar bevor ich mit dem Rücken zur Wand
stehe.«
»Das wird Ihnen Vorteile und
Nachteile einbringen. Vorteile in Bezug auf das Team, das Sie leiten, und
Nachteile in Bezug
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