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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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dafür sprachen,
dass sie gegen ihren Willen dort hineingezerrt worden war - keine Hämatome,
keine Hautpartikel unter den Fingernägeln, nichts dergleichen.
    Ob er ihr etwas dazu sagen
könne, in welcher Körperhaltung sie angegriffen worden sei, fragte Isabelle den
Pathologen. Oder über den Zeitpunkt des Todes? Wie lange sie seiner Meinung
nach noch gelebt habe, nachdem ihr die tödliche Wunde zugefügt worden war? Aus
welcher Richtung der Angriff ausgeführt worden sei? War der Täter Rechts- oder
Linkshänder?
    Willeford durchsuchte gerade
die Taschen seiner Windjacke - er hatte sie hinter einer Tür aufgehängt und an
den Tisch geholt, an dem sie saßen - und brachte einen Müsliriegel zum Vorschein.
Er müsse etwas für seinen Blutzuckerspiegel tun, erklärte er ihr. Der
Stoffwechsel sei sein Lebensfluch.
    Das konnte Isabelle sich gut
vorstellen. Ohne seinen Kittel war er so dünn wie ein Gartenschlauch. Bei
seiner Größe von eins fünfundneunzig musste er wahrscheinlich den ganzen Tag
über essen - bei seinem Beruf sicher keine leichte Übung.
    Er sagte, die Maden in den
Körperöffnungen ließen darauf schließen, dass der Tod zwischen vierundzwanzig
und sechsunddreißig Stunden vor dem Auffinden der Leiche eingetreten war,
wobei man bei der derzeitigen Hitze eher von vierundzwanzig Stunden ausgehen
könne. Sie habe gestanden, als sie angegriffen wurde, und ihr Mörder sei
Rechtshänder. Die toxikologische Untersuchung würde noch zeigen, ob Drogen
oder Alkohol im Spiel gewesen waren, aber die Ergebnisse würden auf sich
warten lassen, ebenso wie die Ergebnisse der DNS-Analyse der Haare, die an
ihren Händen gefunden wurden, »und zwar mitsamt Follikeln, ist das nicht
großartig?«
    Ob der Täter vor oder hinter
der jungen Frau gestanden habe, wollte Isabelle wissen.
    Auf jeden Fall vor ihr,
antwortete der Pathologe.
    Was bedeutete, dachte
Isabelle, dass sie ihren Mörder womöglich gekannt hatte.
     
    Auch zu ihrem nächsten Termin
an diesem Tag fuhr Isabelle allein. Vorher studierte sie den Stadtplan und
stellte erleichtert fest, dass die Strecke nach Eaton Terrace keine große
Herausforderung darstellte. Das Wichtigste war, dass sie sich in der Nähe der
Victoria Station nicht verfuhr. Wenn sie die Nerven behielt und sich nicht vom
dichten Verkehr nervös machen ließ, sollte sie es schaffen, sich in dem
Straßengewirr zurechtzufinden, ohne an der Themse oder - in der anderen
Richtung - am Buckingham Palace zu landen.
    In Eaton Terrace bog sie
einmal falsch ab, fuhr nach links anstatt nach rechts, erkannte ihren Irrtum
jedoch, als sie die Nummern über den herrschaftlichen Haustüren sah. Nachdem
sie gewendet hatte, hatte sie ihr Ziel schnell gefunden. Dort angekommen,
blieb sie ganze zwei Minuten in ihrem Auto sitzen und überlegte, wie sie
vorgehen sollte.
    Sie gelangte zu dem Schluss,
dass es am besten war, sich an die Wahrheit zu halten, was ja eigentlich immer
das Beste war. Aber um sie auszusprechen, brauchte sie Unterstützung, und die
fand sie ganz unten in ihrer Handtasche. Zum Glück hatte sie für diesen
speziellen Arbeitstag mehr als nur ein Fläschchen eingesteckt.
    Sie kippte den Wodka hinunter.
Den letzten Rest behielt sie so lange auf der Zunge, bis er warm war, dann
schluckte sie, fischte einen Streifen Juicy Fruit aus ihrer Handtasche und
steckte ihn in den Mund. Dann stieg sie aus.
    Auf den schachbrettartig
verlegten Verandafliesen nahm sie den Kaugummi wieder aus dem Mund, legte rasch
etwas Lipgloss auf und glättete die Aufschläge ihrer Jacke. Dann drückte sie
die Klingel.
    Sie wusste, dass er einen
Butler hatte - was für ein Anachronismus!, dachte sie -, und dieser Mann
öffnete ihr die Tür: relativ jung, von eulenhaftem Aussehen und im
Tennisdress, eine merkwürdige Aufmachung für einen Bediensteten, Sekretär,
Butler oder wen auch immer ein Earl auf Tauchstation beschäftigen würde. Denn
so stellte Isabelle sich DI Thomas Lynley vor: als Earl auf Tauchstation. Es
war ihr nämlich schlicht und einfach unbegreiflich, wie jemand in seiner
sozialen Stellung auf die Idee kommen konnte, sein Leben als Polizist zu
verbringen, es sei denn, es diente ihm als eine Art Inkognito, hinter dem er
sich vor seinesgleichen verbarg. Seinesgleichen - das waren die Leute, deren
Fotos auf den Titelseiten der Boulevardblätter prangten, wenn sie sich in die
Bredouille gebracht hatten, oder auf den Seiten von Hello!, OK!, Tatler und derlei Illustrierten.
Bilder, auf denen sie den Fotografen mit

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