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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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dafür übrig.«
    »Nein? So ein Pech.«
    »Hm. Ich habe gehört, wie
irgendjemand gemurmelt hat: >Das Gesicht würde passen<, aber das war's
auch schon. Ansonsten heißt es nur warten.«
    »Wie immer«, bemerkte Lynley.
»Und wie lange wird es dauern?«
    »Bis sie mich anrufen? Nicht
lange. Werbespots, wissen Sie. Sie sind wählerisch, aber so wählerisch auch
wieder nicht.«
    Er klang resigniert. So war es
in der Welt der Schauspielerei, dachte Lynley. Der Überlebenskampf dort war wie
ein Mikrokosmos des Lebens. Wunsch und Kompromiss. Man versuchte sein Glück
und musste viel häufiger Ablehnungen einstecken, als man Erfolge verbuchen
konnte. Aber es gab nun mal keinen Erfolg, ohne dass man sein Glück versuchte,
ohne Risikobereitschaft, ohne den Mut, ins kalte Wasser zu springen.
    »Während Sie darauf warten,
dass man Ihnen die Rolle des Hamlet anbietet...«
    »Sir?«, sagte Denton.
    »Wir müssen dieses Zimmer leer
räumen. Wenn Sie uns einen Pimm's mixen und hier raufbringen, dürften wir es
bis heute Abend schaffen.«
     
    7
     
    Meredith spürte Gordon Jossie
schließlich in Fritham auf. Sie hatte angenommen, dass er immer noch an dem
Haus in Boldre Gardens arbeiten würde, wo Gina Dickens ihn kennengelernt
hatte, aber als sie dort eintraf, erkannte sie am Zustand des Dachs, dass er
längst mit einem anderen Projekt beschäftigt war. Das Stroh war sauber
geschnitten, und am First prangte ein Prachtstück - Gordons persönliche
Handschrift: ein eleganter Pfau, dessen Schwanzfedern die empfindliche
Giebelkante schützten und sich dekorativ mehr als einen Meter weit zu beiden
Seiten auf dem Dach ausbreiteten.
    Meredith murmelte einen Fluch
vor sich hin, so leise, dass Cammie es nicht hörte, und sagte zu ihrer Tochter:
»Lass uns einen Spaziergang zum Ententeich machen, ja? Da soll es eine hübsche
grüne Brücke geben.«
    Der Abstecher zum Ententeich
und zur Brücke verschlang eine Stunde, die sich jedoch lohnte, wie sich
herausstellte. Als Meredith hinterher am Kiosk für Cammie ein Eis und für sich
eine Flasche Wasser kaufte, erfuhr sie, wo sie Gordon Jossie finden konnte,
ohne ihn anrufen zu müssen und ihm damit Zeit zu geben, sich auf ihren Besuch
vorzubereiten.
    Er arbeite am Pub in der Nähe
des Eyeworth Pond, wusste die Kassiererin zu berichten, die nur deshalb über
die Information verfügte, weil sie ein Auge auf Gordons Lehrling geworfen
hatte, während die beiden Männer in Boldre Gardens gearbeitet hatten. Es war
ihr tatsächlich gelungen, das Interesse des jungen Mannes zu gewinnen, und das,
obwohl - oder gerade weil - sie fürchterliche O-Beine hatte. Dort, beim Eyeworth
Pond, würde Meredith die Dachdecker antreffen, sagte sie, doch dann wurden ihre
Augen schmal, und sie fragte, an welchem der beiden Meredith denn interessiert
sei. Am liebsten hätte Meredith ihr geantwortet, sie solle sich ihre
Befürchtungen für wichtigere Dinge aufsparen. Ein Mann, egal welcher Größe,
welchen Alters, welcher Art, war das Letzte, was sie in ihrem Leben brauchte.
Sie suche Gordon Jossie, sagte sie schließlich nur, woraufhin die junge Frau
ihr bereitwillig erklärte, wo genau der Eyeworth Pond lag, nämlich gleich
östlich von Fritham. Der Pub liege ohnehin näher bei Fritham als am Weiher.
    Die Aussicht auf einen
weiteren Weiher mit Enten machte es leicht, Cammie von den Wiesen und Blumen in
Boldre Gardens weg und ins Auto zu locken, was sonst immer ein Problem war,
weil sie es nicht ausstehen konnte, in ihrem Kindersitz angeschnallt zu
werden, noch dazu in einem Fahrzeug ohne Klimaanlage, und für gewöhnlich
brachte sie ihr Missfallen auch lautstark zum Ausdruck. Zum Glück lag Fritham
nur eine Viertelstunde entfernt gleich hinter der A31.
    Meredith kurbelte sämtliche
Fenster weit auf, und anstelle ihrer Affirmationskassette ließ sie eine von
Cammies Lieblingskassetten laufen. Cammie stand ausgerechnet auf Tenöre, und
sie konnte »Nessuno dorma« mit erstaunlich opernhaftem Tremolo schmettern.
    Den Pub zu finden, war ein
Kinderspiel. Das Royal Oak war eine wilde Mischung aus verschiedenen Baustilen, an denen sich
ablesen ließ, in welchen Epochen es durch Anbauten erweitert worden war.
Lehmbauweise mischte sich mit Fachwerk und Backstein, und das Dach war teils
mit Reet gedeckt und teils mit Schiefer. Gordon hatte das alte Reet von der
Lattung gerissen. Als Meredith eintraf, kletterte er gerade vom Gerüst, während
sein Lehrling unter der dem Pub den Namen gebenden alten Eiche dabei war,
Strohbunde

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