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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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abgelehnt und nicht wenigen direkt
geschnitten werden, aber ...»
    «Schweigen Sie, Sie alberner
Mensch!» unterbrach sie ihn lachend. «So ein Leben will ich ja gar nicht
führen! Wie kommen Sie nur darauf, daß ich so etwas haben möchte?»
    «Das glaube ich auch gar nicht. Aber
wollen Sie mir vielleicht erzählen, daß Sie etwa wirklich das Leben wünschen,
das Sie, ginge es nach Ihrem eigenen Plan, bestimmt führen müßten? Sie würden
sich viel mehr langweilen und viel einsamer sein als je in Ihrem bisherigen
Leben, denn ich versichere Ihnen, Venetia: ohne Bekannte, ohne den korrekten
Hintergrund können Sie gleich auf einer einsamen Insel leben, statt in London!»
    «O Himmel! Was soll ich denn dann
bloß tun?»
    «Gehen Sie zu Ihrer Tante Hendred!»
antwortete er.
    «Das habe ich vor – aber nicht bei
ihr bleiben. Das möchte ich gar nicht – und sie auch nicht, fürchte ich. Und
ihr Haus ginge auch gar nicht für Aubrey.»
    «Aubrey! Aubrey! Denken Sie doch ein
einziges Mal an sich selbst!»
    «Na aber, das tue ich ja! Wissen
Sie, Damerel, ich habe mir nie eingebildet, daß ich es ertragen könnte, in
Undershaw zu bleiben, wenn eine andere Frau dessen Herrin wird. Jetzt habe ich
entdeckt, daß es mich zu sehr aufreiben würde, unter solchen Umständen
überhaupt irgendwo zu leben. Und bei meiner Tante und meinem Onkel leben, mich
ihren Vorschriften unterordnen, wie ich das tun müßte, und ihre Autorität
anerkennen, das wäre genauso unerträglich, wie wenn ich plötzlich wieder ins
Kinderzimmer versetzt wäre! Ich bin zu lange meine eigene Herrin gewesen,
lieber Freund.»
    Er schaute sie über das Zimmer
hinweg an, ein verzerrtes Lächeln auf den Lippen. «Das würden Sie nicht lange
ertragen müssen», sagte er.
    «Zu lange für mich!» sagte sie
energisch. «Es wird mindestens fünf Jahre dauern, stelle ich mir vor, bevor
Aubrey soweit sein wird, ein eigenes Haus zu führen, und dann wird er es
vielleicht gar nicht wünschen! Außerdem ...»
    «Sie Grünschnabel! Oh, Sie ganz
großer kleiner Grünschnabel!» sagte er. «Gehen Sie zu Ihrer Tante, lassen Sie
sich in die Gesellschaft einführen – was sie sehr gut imstande ist! –, und
bevor Aubrey noch nach Cambridge gegangen ist, wird Ihre Verlobung in der Gazette stehen!»
    Sie sagte eine Weile nichts, sondern
blickte ihn nur aus schmalen Augen an, etwas blässer, ohne ein heimliches
Lächeln im Blick. Sie vermochte in seinem Gesicht keinen Schlüssel zu seinen
Gedanken zu entdecken und war verdutzt, aber nicht erschreckt. «Nein», sagte sie schließlich. «Das wird sie
nicht. Glauben Sie, ich wollte nach London fahren, um einen Mann zu finden?»
    «Ihre Absicht war das nicht, aber
Ihr Schicksal ist es – wie das auch ganz in Ordnung ist!»
    «Ach! Also wird es das Ziel meiner
Tante sein, einen Mann für mich zu finden?» Er antwortete nur mit einem
Achselzucken. Sie stand auf und sagte: «Ich bin froh, daß Sie mich gewarnt
haben – ist es für ein unverheiratetes Frauenzimmer zulässig, sich in einem
Hotel einzuquartieren? Wenn sie eine Kammerzofe mit hat?»
    «Venetia ...»
    Sie lächelte und zog die Augenbrauen
hoch. «Mein lieber Freund, Sie sind heute wirklich ein bißchen zu dumm! Warum
stellen Sie sich unbedingt vor, daß ich Trübsal blasen müßte, mich nach Gesellschaft
sehnen, bis zu Tränen gelangweilt sein, weil ich das Leben führen werde, das
ich gewöhnt bin? Das heißt, nein! Sogar ein viel amüsanteres Leben! Hier habe
ich Bücher gehabt und meinen Garten und seit dem Tod meines Vaters den Besitz,
was mich beschäftigte. In London wird es Museen und Bildergalerien geben,
Theater, Oper – oh, so vieles, was Ihnen bestimmt banal erscheint! Und in den
Ferien werde ich Aubrey bei mir haben, und da ich eine Tante habe, die mich
hoffentlich nicht schneiden wird, brauche ich nicht völlig daran zu
verzweifeln, daß ich ein paar angenehme Freundschaften schließen kann.»
    «Nein, mein Gott, nein!» rief er
aus, als würden die Worte aus ihm herausgerissen, und kam mit zwei schnellen
Schritten auf sie zu. «Alles andere eher als das!» Er packte sie so derb bei
den Schultern, daß sie erschreckt protestierte. Er beachtete es nicht, sondern
sagte schroff: «Schauen Sie mich an!»
    Sie gehorchte ohne Zögern und ertrug
völlig ruhig seinen wild forschenden Blick, scharf wie die Lanzette eines
Chirurgen, und murmelte nur ein bißchen spitzbübisch: «Ich kriege aber sehr
leicht blaue Flecken!»
    Sein Griff lockerte sich, seine
Hände

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