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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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glitten ihre Arme entlang, falteten ihre Hände und hielten sie so fest.
«Was hast du getan, als du neun Jahre alt warst, meine süße Geliebte?» fragte
er.
    Das kam so unerwartet, daß sie nur
blinzeln konnte.
    «Sag!»
    «Ich weiß nicht. Gelernt und
Nähmuster genäht, wahrscheinlich – was in aller Welt hat denn das mit alldem zu
tun?»
    «Sehr viel.
Weißt du, was ich damals getan habe?»
    «Nein, wie sollte ich? Ich weiß
nicht einmal, wie alt Sie damals waren – zumindest nicht ohne Kopfrechnen, was
ich hasse. Wenn Sie also jetzt achtunddreißig sind und ich fünfundzwanzig ...»
    «Ich will dir die Mühe ersparen –
ich war zweiundzwanzig und soeben dabei, eine verheiratete Dame von Rang zu
verführen.»
    «Ja, stimmt!» nickte sie freundlich.
    Ein Lachen schüttelte ihn, aber er
sagte: «Das war das erste meiner Liebesabenteuer, und wahrscheinlich das
schimpflichste – hoffe ich wenigstens! Es gibt nichts in meinem Leben, auf das
ich mit Stolz zurückblicken könnte, aber bis ich dich getroffen habe, du meine
Liebliche, konnte ich zumindest sagen, daß meine Verworfenheit nicht so weit
ging, mit Jungen und Unschuldigen herumzuspielen. Ich habe noch nie den Ruf
einer Frau ruiniert, außer den Sophias – aber halte das ja nicht für eine
Tugend bei mir! Es ist ein gefährliches Spiel, junge Mädchen zu verführen, und
im allgemeinen sind sie auch nicht mein Typ. Dann bin ich dir begegnet, und, um
offen mit dir zu sein, meine Geliebte, ich bin zu keinem anderen Zweck im
Yorkshire geblieben, als um dich zu erobern – zu meinen eigenen Bedingungen!»
    «Ja, das haben Sie mir schon gesagt,
als wir an jenem ersten Tag auseinandergingen», sagte sie völlig ungerührt.
«Und ich hielt das für eine große Frechheit! Nur erlitt dann Aubrey jenen
Sturz, und wir sind so gute Freunde geworden – und alles hat sich geändert.»
    «O nein, nicht alles! Du nennst mich
deinen Freund, aber ich habe dich nie meine Freundin genannt und werde das auch
nie! Du bist für mich ein wunderschönes, begehrenswertes Geschöpf geblieben und
wirst es immer bleiben. Nur meine Absichten haben sich geändert. Ich habe
beschlossen, dir nicht wehzutun, aber verlassen konnte ich dich nicht mehr!»
    «Warum sollten Sie auch? Es
erschiene mir sehr dumm.»
    «Weil du das nicht verstehst, mein
Darling. < Ach wollten doch die Götter nur Raum und Zeit vernichten > –
aber das tun sie nicht, Venetia, das tun sie nicht!»
    «Pope», sagte sie ruhig. « < Und
glücklich werden lassen zwei in ihrer Liebe. > Aubreys Lieblingsdichter unter
den englischen, aber nicht der meine. Ich sehe keinen Grund, warum zwei
Liebende nicht glücklich werden sollten, ohne daß sich Zeit und Raum dreinmischen.»
    Er ließ ihre Hände los, aber nur, um
sie in seine Arme zu schließen. «Wenn du mich so anlächelst, ist das ein
einziger Festtag für mich! O Gott, ich liebe dich bis an den Rand des
Wahnsinns, Venetia – aber noch bin ich nicht wahnsinnig – zumindest nicht so
wahnsinnig, daß ich nicht weiß, wie katastrophal es vielleicht für dich werden
kann – für uns beide! Du erkennst nicht, wie ich damit deine Unwissenheit
ausnützen würde!» Er brach plötzlich ab und hob den Kopf, als die Tür vom
Gang in das Vorzimmer zufiel. Dem Geräusch folgte ein schleppender Schritt.
Damerel sagte schnell: «Aubrey. Vielleicht ganz gut. Es gibt so viel zu sagen –
aber nicht heute! Morgen, wenn wir beide kühler sind!»
    Er konnte nicht weitersprechen,
drängte sie fast brüsk von sich weg und wandte sich, als sich die Tür öffnete,
Aubrey zu, der, seine Jagdhündin an den Fersen, das Zimmer betrat.

14
    Damerel hatte sich zwischen Venetia und die
Tür gestellt, aber diese Vorsicht erwies sich sofort als unnötig. Aubrey sah
höchst erregt aus, seine schmalen Wangen waren hochrot und seine sonst eher
kalten Augen funkelten. Sein Interesse an den Mitmenschen war schon in seiner
besten Laune nur oberflächlich; wenn ihn aber Zorn in den Klauen hielt,
kümmerten sie ihn überhaupt nicht, und es wäre ihm kaum aufgefallen, wenn er
seine Schwester in Damerels Armen angetroffen hätte. Als er die Tür schloß,
sagte er mit einer brüchigen Stimme: «Bestimmt wirst du es gern hören, Venetia,
daß die Kaiserin einen neuen Ukas ergehen ließ! Die Hunde – meine Hunde! –
müssen in Zukunft an der Kette gehalten werden. Alle, außer Bess hier, die zu
wild ist, daß man sie überhaupt behalten kann. Sieh dich vor, Jasper – siehst
du denn nicht, was für ein

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