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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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daß Venetia nichts
übrigblieb, als sich niederzusetzen und auf die Ankunft Dr. Bentworths zu
warten, während Nurse den Portemanteau auspackte, die Lippen mißbilligend
zusammengekniffen, außer wenn sie sie öffnete und Venetia Warnungen
zuflüsterte, nicht in die Klauen des Bösen zu fallen. Gleich darauf wurde sie
von Mrs. Imber in das anschließende Ankleidezimmer gezogen, und Venetia blieb
es überlassen, sich die Zeit, so gut sie konnte, zu vertreiben. Es gab nichts,
was sie hätte beschäftigen können, außer ihren Gedanken, und vom Fenster aus
nichts zu sehen als einen vernachlässigten Garten, vom Herbstsonnenschein
gebadet. Nachdem sie im Geist das Unkraut gejätet, ihn mit Blumenbeeten voll
von ihren Lieblingsblumen versorgt und ein paar Männer veranlaßt hatte, den
Rasen zu mähen, fragte sie sich, wie lange sie wohl würde müßig dasitzen
müssen. Sie fürchtete, ziemlich lange, denn York lag zwölf Meilen entfernt, und
es war mehr als unwahrscheinlich, daß ein
vielbeschäftigter praktizierender Arzt frei anzutreffen war, damit er sofort
an Aubreys Krankenbett eilen konnte.
    Als Nurse in das Zimmer zurückkam,
war Venetia froh zu sehen, daß ihr Gesicht seinen Ausdruck kompromißloser
Strenge leicht entspannt hatte. Ihre Meinung über Damerels Moral und ihre
Überzeugung, daß sein Ende anderen Sündern eine Lehre sein würde, blieb
unverändert, aber sie war bis zu einem gewissen Grad besänftigt durch die
Entdeckung, daß er Mrs. Imber aufgetragen hatte, nicht nur ein Bett im
Ankleidezimmer für sie aufzustellen, sondern auch jeglichem ausdrücklichen
Befehl nachzukommen, den sie, Nurse, für angemessen hielt, ihr aufzuerlegen.
Ferner war sein Kammerdiener nicht, wie man hätte annehmen sollen, ein unverschämter
Naseweis, sondern ein sehr respektabler Mann, der sich mit großer Höflichkeit
zu ihr betrug, sich ihrem überlegenen Urteil unterwarf und sich als Gunst die
Erlaubnis erbat, die Pflichten, dem Kranken zu dienen, mit ihr teilen zu
dürfen. Es schien, daß ihm Nurse diese Ehre gnädig gewährt hatte, aber ob sie
das getan hatte, weil sie von seinem Takt besiegt wurde oder weil sie wußte,
daß Aubrey hartnäckig jeglichem Versuch, ihn auf den Stand des Kinderzimmers
herunterzudrücken, widerstehen würde, wurde nicht enthüllt. Sie stellte Venetia
gerade eindringlich vor Augen, wie unnötig es für diese sei, auch nur einen
Augenblick länger in der Priory zu bleiben, als Aubrey aufwachte, ziemlich
böse, und klagte, ihm sei heiß, er habe Durst und fühle sich unbehaglich.
Nurse hielt das für eine ausgezeichnete Gelegenheit, Damerels ansteckendes
Nachthemd gegen eines seiner eigenen auszutauschen. So rief sie Marston zu
Hilfe und war ziemlich beschäftigt, als Damerel in das Zimmer trat, um Venetia
einzuladen, in seiner Gesellschaft ein Abendessen einzunehmen. Bevor noch Nurse
die skandalöse Natur seiner Einladung begriffen hatte, war diese angenommen
worden, und Damerel führte Venetia mit einer Verbeugung aus dem Zimmer.
    «Danke!» sagte Venetia, als er die
Tür schloß. «Wissen Sie, Sie sind gerade im richtigen Augenblick
hereingekommen, als die arme Nurse zu sehr damit beschäftigt war, mit Aubrey
zu schimpfen, um daran zu denken, was ich tun könnte!»
    «Ja, ich habe nicht geglaubt, ich
würde diese Hürde so schnell nehmen», stimmte er zu. «Hätten Sie ihr
nachgegeben?»
    «Nein, aber sie wird stark vom
Heiligen Geist bewegt, und es ist durchaus möglich, daß er sie dazu bewogen
hätte, Ihnen etwas Unhöfliches zu sagen, was mich in tödliche Verlegenheit
gestürzt hätte.»
    «Oh, machen Sie sich darüber keine
Sorgen!» sagte er lachend. «Sagen Sie mir nur, wie ich sie ansprechen soll!»
    «Nun, wir haben sie schon immer < Nurse > genannt.»
    «Zweifellos! Aber ich kann euch das
nicht gut nachmachen. Wie heißt sie?»
    «Priddy. Die niedrige Dienerschaft
nennt sie Mrs. Priddy, obwohl ich mir nicht denken kann, warum eigentlich,
weil sie doch nie verheiratet war.»
    «Dann soll sie Mrs. Priddy bleiben.
Sie werden mir doch nicht erzählen wollen, daß ich in ihrer Einschätzung über
der niedrigen Dienerschaft stehe!» Ein nicht zu unterdrückendes Gekicher ließ
ihn auf sie hinunterschauen; er sah, wie ihre Augen vor Erheiterung fast
überflossen, und fragte: «Was denn? Rangiere ich etwa über ihr?»
    «Ich jedenfalls glaube nicht»,
antwortete sie vorsichtig. «Zumindest habe ich sie nie sagen gehört, selbst
nicht vom Wäschermädchen, daß sie von Fröschen gefressen

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