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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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nicht?» Er warf einen flüchtigen Blick
auf die Waisenkinder und fügte hinzu: «Gib sie Fingle – der wird sie für dich
ertränken!»
    «Schäm dich! Hast du gar kein
Gefühl?» sagte Damerel leichthin. Er streckte Venetia die Hand hin. «Ich muß
gehen. Wissen Sie, er hat recht – Sie werden sie nie aufziehen können.» Er
hielt ihre Hand einen Augenblick fest, und als zwinge ihn etwas dazu, hob er
sie zu den Lippen und küßte sie. Ihre Augen trafen einander nur flüchtig, aber
sie sah in den seinen die Antwort auf die Frage in ihrem Herzen, und der
winzige Zweifel, der ihr Glück verstört hatte, schwand.
    Fingle jedoch, der Damerel insgeheim
beobachtete, als er das Pferd für ihn sattelte, fiel auf, daß Seine Lordschaft
ungewöhnlich grimmig dreinsah. Er hatte im allgemeinen immer ein freundliches
Wort und ein Lächeln für jedermann, der einen Dienst für ihn verrichtete, aber
diesmal schien er nichts zu sagen zu haben, außer einem kurz angebundenen
«Danke», als er die Zügel übernahm und sich in den Sattel schwang. Er vergaß
zwar nicht, Fingle sein übliches douceur zu geben, aber kein Lächeln
begleitete es – er schien an etwas anderes zu denken, und außerdem an nichts
sehr Angenehmes, nach seinem finsteren Gesicht zu schließen, dachte Fingle.
    Damerel ritt langsam zur Priory
zurück, einen beträchtlichen Teil des Weges mit schlaffem Zügel, und
ließ den Grauschimmel im Schritt gehen. Die gerunzelte Stirn glättete sich
nicht, sie wurde finsterer. Erst als Crusader, von dem plötzlichen Auffliegen
eines Fasans erschreckt, stehenblieb, den Kopf aufwarf und schnaubte, wurde
Damerel aus seiner Geistesabwesenheit gerissen. Er tadelte Crusader, lehnte
sich aber vor, um ihn abzuklopfen, weil er wußte, daß es seine eigene Schuld
war. «Alter Narr!» sagte er. «Wie dein Herr – der noch schlimmer ist als ein
Narr. < Ich wollt', sie könnt' zum Heiligen mich machen, oder zur Sünderin
ist sie ... > Wer zum Teufel hat das geschrieben? Du weißt es nicht, und ich
habe es vergessen, und auf jeden Fall ist es unwichtig. Für den ersten Teil
ist es zu spät, alter Freund, zu spät! Und was den zweiten betrifft – das war
genau meine Absicht, und ein seltener Augenblick ist es, zu entdecken, daß ich
es, selbst wenn ich es könnte, nicht täte! Los!»
    Crusader fiel in Trab und legte den
Weg so zurück, bis Damerel, als er um eine Biegung im Heckenweg, der das
Parktor der Priory in Sicht brachte, einen einsamen Reiter erblickte, der sein
Pferd am Zügel führte. Damerel stieß hervor: «Der verfluchte Junge!»
    Der junge Mr. Denny schaute über die
Schulter, raffte sich zusammen, drehte sich heftig um und stellte sich mitten
auf den Hekkenweg mit der offenkundigen Absicht, seiner Beute den Weg zu
versperren, sollte Damerel versuchen, ihm zu entkommen. Er streckte das Kinn
kampfbereit vor, erweckte aber den Eindruck, daß er beträchtlich in
Verlegenheit war, was auch wirklich stimmte.
    Ungestüm hatte ihn in eine falsche
Stellung gedrängt, und er sah keinen Weg, sich ehrenhaft wieder herauszuwinden.
Als er in höchster Wut Undershaw verließ, hatte er sich eine Zeitlang ganz den
Vorstellungen überlassen, die Damerel Venetia beschrieben hatte; aber selbst
eine derartige Wut wie die seine konnte sich nicht lange in Siedehitze halten.
Dank Damerels trödelndem Rückweg zur Priory hatte sich sein Groll gelegt,
schon einige Zeit bevor noch das graue Pferd in Sicht kam, und eine volle halbe
Stunde lang hatte er um einen Entschluß gerungen, was er nun tun sollte, und
ohne sich ein einziges Mal zu erlauben, ins Reich der Phantasie abzuschweifen.
Von dem Augenblick an, da ihm aufdämmerte, daß die erlittene Demütigung das
folgerichtige Ergebnis seines eigenen schlechten Benehmens war, wurde die
Angelegenheit zu ernst für grandiose Träume. Er erkannte plötzlich, daß Damerel
gerade die Rolle gespielt hatte, die er für sich erträumte – es war der Schurke
gewesen, der die Dame vor dem Helden gerettet hatte. Diese Erkenntnis war so
schrecklich, daß er eine Weile keine andere Lösung seiner Sorgen sehen konnte,
als aus dem Yorkshire zu fliehen und eine Zukunft in Verborgenheit zu führen,
wenn möglich am anderen Ende der Welt. Sein nächster – und vernünftigerer –
Impuls war, seinen Plan aufzugeben, Damerel zu einem Duell zu fordern; und er
hatte sich schon auf den Heimweg begeben, als ihm ein anderer abscheulicher
Gedanke einfiel – er hatte fatale Worte an Damerel gerichtet, und wenn er
sie

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