Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
Vom Netzwerk:
zu
be-beschwatzen, weil sie zu unschuldig ist, um zu wissen, daß das alles ein
Schwindel ist, und Sie sie zum Narren halten! M-mit mir reden, als
wenn ich die verdrehte Schraube wäre! Ich m-mag vielleicht meinen Kopf
verloren haben, aber ich jedenfalls meine es ehrlich mit ihr! Und Sie brauchen
nicht zu glauben, daß ich nicht weiß, daß es unhöflich ist, Ihnen solche Dinge
zu sagen, weil ich es weiß, und es kümmert mich keinen Pfifferling, und wenn
es Ihnen gefallen sollte, den Hahn schnappen zu lassen, können Sie das – ja,
ich hoffe sogar, Sie tun's! – Und es ist mir ebenso egal, wenn Sie meinem Vater
sagen, daß ich unhöflich zu Ihnen war!»
    Damerel hatte etwas gefährlich
ausgesehen, aber diese plötzliche Wendung zerstreute seine Wut, und er mußte
lachen. «Oh, ich werde zu keinen derart extremen Maßnahmen greifen!» sagte er.
«Wenn hier eine Pferdeschwemme in der Nähe wäre ...! Aber es ist keine da, und
wenigstens hast du mir endlich eine Rede gehalten, ohne einen hochfliegenden
Bombast dranzuhängen. Aber wenn du dein Dinner in den nächsten paar Tagen nicht
mit dem Teller auf dem Kaminsims stehend essen willst, dann halte mir keine
solchen Reden mehr!»
    Oswald keuchte vor zügelloser Wut. «Steigen
Sie nur ab, und wir wollen es versuchen!» bat er.
    «Mein irregeleiteter Jüngling, das
bedeutet eher < kindisch tapfer als männlich klug > zu sein – ich bin
überzeugt, daß du voller Zivilcourage bist, und ebenso sicher, daß es in nicht
einmal zwei Minuten für dich Hosenflicken bedeuten würde. Weißt du, ich bin
kein grüner Junge. Nein, halt den Mund! Jetzt bin ich an der Reihe, eine Rede
zu halten! Sie wird ganz kurz sein, und ich bin sicher, sehr klar! Ich habe
Geduld mit dir gehabt, weil ich die Todesqualen der ersten Liebe nicht
vergessen habe, noch, wie lächerlich ich mich in deinem Alter gemacht habe –
und auch, weil ich es völlig verstehen kann, daß du mich am liebsten ermorden
möchtest. Aber wenn du die infernalische Frechheit hast, mir zu sagen, daß ich
aufhören soll, Miss Lanyon zu verführen, dann bist du weit über die Grenze
dessen gegangen, was ich mir von dir gefallen lasse! Nur ihr Bruder hat das
Recht, nach meinen Absichten zu fragen. Wenn es ihm beliebt, es zu tun, werde
ich ihm antworten, aber die einzige Antwort, die ich für dich habe, steckt in
meiner Stiefelspitze!»
    «Ihr Bruder ist nicht hier!» gab
Oswald schnell zurück. «Wenn er es wäre, dann wäre es etwas anderes!»
    «Was zum Teufel – oh, du sprichst
von ihrem älteren Bruder, nicht? Den meinte ich nicht.»
    «Was – Aubrey?» rief Oswald
ungläubig aus. «Dieser schäbige kleine Affe? Der würde viel nützen – selbst
wenn er es ver suchte! Was weiß der über irgend etwas anderes als seine muffigen
Klassiker? Wenn er überhaupt darüber nachdenken würde, hätte er nicht die
geringste Ahnung, was für ein Spiel Sie spielen!»
    Damerel nahm seine Zügel auf und
sagte trocken: «Verachte ihn nicht in diesem Punkt. Auch du hast nicht die
geringste Ahnung.»
    «Ich weiß jedenfalls, daß Sie nicht
Heirat im Sinn haben!» gab Oswald zurück.
    Damerel schaute ihn einen Augenblick
lang an, ein seltsam beunruhigendes Lächeln in den Augen. «Wirklich?» sagte
er.
    «Ja, bei Gott weiß ich das!» Als
sich Crusader in Gang setzte, riß Oswald sein eigenes Pferd herum und starrte
Damerel in plötzlicher Bestürzung nach. Er stammelte: «Heirat?! Sie und
Venetia? Sie würde nicht – das könnte sie ja gar nicht!»
    In seiner Stimme klang unverhüllt
ein Umschlag der Stimmung, aber die einzige Antwort, die es Damerel entlockte,
war ein Auflachen, als er Crusader durch das Tor der Priory lenkte und in
leichtem Galopp die lange, unkrautüberwucherte Allee entlangritt.
    Oswald wäre kaum entsetzter gewesen,
hätte Damerel offen die unanständigste Absicht erklärt. Er blieb als Beute des
Zweifels und der Ungläubigkeit zurück und mit keiner anderen Möglichkeit, als
zahm nach Ebbersley heimzureiten. Es war ein langer, trübseliger Ritt, und da
seinen Geist nur die demütigendsten Überlegungen beschäftigten, versank er
sehr bald in eine derart düstere Stimmung, daß nicht einmal das Wissen, daß
seine letzten Worte Damerel endlich bis ins Mark getroffen hatten, viel dazu
beigetragen hätte, seine Stimmung zu heben.
    Als Marston Damerels Rock und
Reithosen, die dieser abgeworfen hatte, aufhob, schaute er seinen Herrn
nachdenklich an, machte aber keine Bemerkung, weder jetzt noch viel später,
als er

Weitere Kostenlose Bücher