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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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nicht gutmachte, würde Damerel glauben, er täte dies nicht, weil er Angst
hatte. So drehte er wieder um, denn was immer sonst Damerel von ihm sagen
mochte, daß er, Oswald, nicht mehr Mut als ein Hahn auf dem Misthaufen hätte,
durfte er nie und nimmer von ihm behaupten. Die Forderung mußte angebracht
werden, aber soviel sich Oswald auch bemühte, er konnte sich nicht mehr in
seinen früheren Eifer versetzen. Ein unbehaglicher Verdacht, daß Leute, die mit
dem Ehrenkodex vertrauter waren als er, seine Handlung als derb unschicklich
verurteilen würden, nagte an ihm; und als er sich in Damerels Weg aufpflanzte,
hätte er alles darum gegeben, was er besaß, um hundert Meilen weit weg zu sein.
    Damerel hielt den Grauschimmel an
und maß seinen jugendlichen Feind höhnisch. «Alles, was noch fehlt, um das Bild
vollkommen zu machen, ist eine Maske und zwei große Pistolen im Gürtel»,
bemerkte er.
    «Ich habe auf Sie gewartet, Mylord!»
sagte Oswald zähneknirschend.
    «Das sehe ich.»
    «Ich bilde mir ein, Eure Lordschaft
muß wissen, warum! Ich sagte – ich habe Ihnen gesagt, daß Sie von mir hören
würden!»
    «Das hast du, aber du hast Zeit
genug gehabt, dich zu besinnen. Versuche doch, etwas klüger zu sein, und geh
heim!»
    «Glauben Sie, ich fürchte mich?»
fragte Oswald wild. «Ich nicht, Mylord!»
    «Ich sehe keinen Grund, warum du das
solltest», sagte Damerel. «Du mußt doch wissen, daß nicht die geringste
Möglichkeit besteht, meinerseits eine Forderung von dir anzunehmen.»
    Oswald wurde rot. «Ich weiß nichts
dergleichen! Wenn Sie damit sagen wollen, daß ich Ihres Degens unwürdig sei,
erlaube ich mir, Ihnen zu sagen, Sir, daß ich genauso hochgeboren bin wie Sie!»
    «Red nicht so schwülstig. Wie alt
bist du?»
    Oswald starrte ihn wütend an. In den
Augen, die ihn so gleichgültig prüfend anschauten, glitzerte es verächtlich,
und das erfüllte ihn mit dem primitiven Wunsch, mit der Faust zwischen sie zu
fahren. «Mein Alter ist unwichtig!» schnappte er.
    «Im Gegenteil – das ist das Allerwichtigste
dabei.»
    «Hier vielleicht. Aber mir ist das
gleichgültig, und Ihnen kann es das auch sein! Ich bin in der Welt ein bißchen
herumgekommen und war an Orten, wo ...» er hielt inne, weil ihm plötzlich
einfiel, daß er zu einem Mann sprach, der weitgereist war.
    «Wenn du Orte besucht hast, wo
Männer in meinen Jahren Forderungen von Jungen annehmen, die gut ihre Söhne
sein könnten, dann mußt du ja in eine nette Gesellschaft geraten sein», bemerkte
Damerel.
    «Nun, jedenfalls glaube ich, ein
recht guter Schütze zu sein!» sagte Oswald.
    «Du erschreckst mich. Aus was für
Gründen hast du eigentlich die Absicht, mich zu fordern?»
    Die zornigen jungen Augen schauten
ihn noch einen Augenblick an und wandten sich dann ab.
    «Ich dränge
dich nicht um eine Antwort», sagte Damerel.
    «Warten Sie!» stieß Oswald hervor,
als sich Crusader in Bewegung setzte. «So können Sie mich nicht abspeisen! Ich
weiß, ich hätte nicht sollen – ich habe nie gemeint – ich weiß nicht, wie ich
dazukam – aber es war nicht nötig, daß gerade Sie ...»
    «Rede nur!» sagte Damerel
ermutigend, als Oswald schwieg. «Es war nicht nötig, daß ich Miss Lanyon aus
einer Situation rettete, die ihr ganz offenkundig keine Freude machte. Ist es
das, was du meinst?»
    «Verflucht, nein!» Oswald suchte
nach Worten, um seine hoffnungslos verwirrten Gedanken auszudrücken; es fiel
ihm nichts ein als der uralte Schrei der Jugend: «Sie verstehen mich nicht!»
    «Du kannst die erstaunliche
Selbstbeherrschung, mit der ich bisher meinen Zorn unterdrückte, der Tatsache
zuschreiben, daß ich dich verstehen kann», war die völlig unerwartete Antwort.
«Geduld wurde jedoch nie zu meinen wenigen Tugenden gezählt, also: je eher
wir uns trennen, um so besser. Du tust mir sehr leid, aber es gibt kein Mittel,
mit dem ich dir helfen könnte, dich von diesen Qualen zu erlösen, weißt du, und
deine Unfähigkeit, den Mund zu öffnen, ohne mit Schwulst loszulegen, entfremdet
dir mein Mitgefühl beträchtlich.»
    «Ich brauche Ihr verdammtes
Mitgefühl nicht!» schleuderte ihm Oswald unerträglich verletzt entgegen. «Das
eine aber können Sie tun, Mylord! Sie können damit aufhören, zu versuchen,
Venetia an der Nase herumzuführen!» Er sah, wie Damerels Augen aufblitzten,
und fuhr schnell und unbedacht fort: «In ihr Haus hineing-gehen, als wäre es Ihr eigenes, ihr mit Ihrer Lebemannart zu sch-schmeicheln, sie

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