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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Imber dabei antraf, wie er mit einem Ausdruck der Langmut eine Flasche
Brandy in die Karaffe umfüllte.
    «Wieder einmal soweit!» sagte Imber.
«Ich hab mir's ja gedacht, daß es nicht lange dauern wird, bevor er wieder
rückfällig wird. Mit dem Diabolino ist er außerdem fertig geworden, wenn ihm
also das nicht schmeckt, was immer gut genug für Seine verstorbene Lordschaft
war, dann gehört es sich nicht für ihn, mir die Schuld zu geben. Ich habe ihm
schon vor einer Woche gesagt, wie's steht.»
    «Ich trage es ihm hinauf», sagte
Marston.
    Imber rümpfte zwar die Nase, erhob
aber keine Einwendungen. Er war ein alter Mann, und seine Füße taten ihm weh.
Er nahm Marstons Hilfe immer an, dachte aber gering von ihm, weil er auch Aufgaben verrichtete, die außerhalb
seiner Zuständigkeit lagen. Einige von ihnen sogar ziemlich untergeordnete
Dienste – es machte ihm nichts aus, Scheite für Kamine hereinzutragen oder sie
sogar zu sägen; und es war bekannt, daß er, wenn Nidd abwesend war, das Pferd
seines Herrn absattelte und es abrieb. Den Kammerdiener des verstorbenen Lords
hätte man nie dabei erwischt, sich so zu erniedrigen, dachte Imber, und
verglich ihn mit jenem korrektesten aller gentlemen's gentlemen. Wie der
Herr, so der Knecht, dachte er. Der verstorbene Lord hatte ein sehr steifes
Rückgrat besessen – er wußte, was seinem Rang zukam, und hatte immer die
richtige Distanz gewahrt. Nie hatte es auch nur einer gewagt, sich ihm
gegenüber Freiheiten herauszunehmen, ebensowenig wie er mit seiner
Dienerschaft nie in der familiären Art des derzeitigen Lords gesprochen hatte.
Unangesagt – und nur von Kammerdiener und Reitknecht begleitet – in die Priory
zu kommen und dann länger hier zu wohnen, bei mehr als der Hälfte abgesperrter
Räume und ohne einen einzigen Lakaien, der dem Haushalt Ansehen verliehen
hätte: die Vorstellung schreckte schon bei dem bloßen Gedanken zurück, daß
Seine verstorbene Lordschaft sich derart ungehörig betragen hätte. Das kam
alles von dem Leben in fremden Ländern, unter Leuten, die sehr wahrscheinlich
nicht viel besser als Wilde waren. Das war es, was Seine derzeitige Lordschaft
gesagt hatte, als er, Imber, gewagt hatte, anzudeuten, der Fuß, auf dem er mit
Marston stand, schicke sich nicht für einen Gentleman seines Ranges. «Marston
und ich sind alte Freunde», hatte er gesagt. «Wir waren in viel zu vielen
Klemmen miteinander, um formell zueinander zu stehen.» Es war daher kein
Wunder, daß sich Marston über Imbers Gesellschaft erhaben dünkte und zu hochnäsig
war, um sich in einen gemütlichen Klatsch über Seine Lordschaft einzulassen.
Er war in seiner ruhigen Art ja recht angenehm, aber wie versiegelt, und hatte
einen Trick, daß er nicht zu hören schien, was er nicht zu beantworten
wünschte. Wenn er Seine Lordschaft so verrückt gern hatte, warum verteidigte
er ihn dann nicht, statt wie eine Holzfigur dreinzuschauen? dachte Imber
grollend, als er ihm zusah, wie er das Tablett aufhob und forttrug, den steingepflasterten
Gang hinunter, der zur vorderen Halle führte.
    Damerel hielt sich in der Priory bei
den Mahlzeiten nicht an die städtischen Stunden. Er erlaubte den Imbers, das
Dinner um sechs Uhr zu servieren. Seit Aubreys Ankunft hatte er seine lästige
Gewohnheit aufgegeben, mit seinem Portwein im Speisezimmer herumzusitzen,
sondern hatte ihn in Aubreys Zimmer mitgenommen, solange Aubrey bettlägerig
war, und hatte sich später angewöhnt, ihn in der Bibliothek zu trinken. Heute
abend jedoch hatte er kei ne Neigung gezeigt, den Tisch zu verlassen, sondern
lümmelte in seinem großen geschnitzten Stuhl herum, als hätte er vor, die ganze
Nacht hierzubleiben.
    Marston warf einen prüfenden Blick
auf ihn, bevor er aus dem dunklen Eingang in das Licht der Kerzen trat, die auf
dem Tisch standen. Damerel starrte vor sich hin, in düsteres Brüten versunken,
die Augen leicht verschwommen. Er gab kein Zeichen von sich, daß er Marstons
Eintritt bemerkt hätte, aber dieser eine Blick hatte genügt, Marston die
Beruhigung zu geben, daß Imber übertrieben hatte. Er hatte vielleicht ziemlich
tief ins Glas geschaut, aber er war nicht einmal angesäuselt – gerade nur ein
bißchen bekümmert, bestimmt aber nicht ein Schiffbrüchiger. Es war nur sehr
selten, daß er wirklich blau war, denn er war einer, der sie alle unter den
Tisch trinken konnte, wie man so sagt.
    Marston stellte die Karaffe nieder,
ging zu dem großen offenen Kamin hinüber und legte ein Scheit

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