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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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und hatte, ohne es zu
wagen, ihrem sprechenden Blick zu begegnen, gewußt, daß die Haushälterin alles
andere als erfreut war. Mrs. Gurnard hatte sich inzwischen in der Gestalt von
Nurse und Ribble Verstärkung geholt, und ein einziger Blick auf diese drei ihr
ergebenen treuen Dienstleute genügte Venetia, zu wissen, daß es Wirbel geben
würde. Dessen Quelle wurde denn auch unverzüglich enthüllt – nachdem Venetia
Mrs. Gurnard auftrug, den Ankömmlingen Tee hineinzuschicken, antwortete diese
eisig: «Das habe ich bereits angeordnet, Miss Venetia – da die Mama Ihrer
Gnaden es von mir verlangte.» Sie fügte bedacht hinzu: «Es war wirklich nicht
nötig von ihr, darüber mit mir zu reden, denn es lag mir schon auf der Zunge,
Ihre Gnaden zu fragen, ob sie Tee oder ein Glas Wein zu nehmen wünschte, als
Erfrischung nach der Reise.»
    «Miss Venetia!» brach Nurse los,
«ich habe selbst gehört, daß Mrs. Scorrier, oder wie immer sie heißt, Mrs.
Gurnard sagte, sie solle nachschauen, ob das Bettzeug auch wirklich gut
gelüftet sei! Wenn sie die Kühnheit gehabt hätte, so etwas mir zu sagen, dann hätte
ich ihr auf den Kopf zu gesagt, daß dies ein Herrensitz und kein gewöhnlicher
Gasthof ist!»
    «Ich wollte mich nicht derart
erniedrigen, Nurse», sagte Mrs. Gurnard hochmütig. «Aber als sie gar sagte, daß
sofort das beste Schlafzimmer für Ihre Gnaden herzurichten sei ...»
    «– und sie uns noch dazu
informierte, daß eines der Hausmädchen Ihre Gnaden bedienen muß, bis ihre
noble Londoner Zofe herkommt!» warf Nurse ein.
    «– fühlte ich mich verpflichtet, zu
sagen, Miss, daß zweifellos Sie mir diejenigen Befehle geben würden, die Sie
für richtig ansehen werden.»
    «Genau das, was auch ich ihr gesagt
habe!» nickte Ribble bei fällig. «Die Dame scheint das Gefühl zu haben, Miss
Venetia, daß, wenn sie sich nicht selbst um die Sachen kümmert, keiner hier daran
denken würde, morgen nach York zu schicken, um die junge Frau abzuholen, die,
soviel ich verstanden habe, mit der Postkutsche ankommen wird. Ich hoffe, ich
habe sie beruhigen können. Ich habe ihr versichert, Miss, daß ich nicht
verfehlen werde, Sie zu fragen, was Sie anzuordnen wünschen.»
    Mit sinkendem Mut machte sich
Venetia an die Aufgabe, diese aufgeplusterte Empfindlichkeit zu glätten. Aber
nur bei einem der empörten Partner erreichte sie ein gewisses Maß an Erfolg –
als Nurse erfuhr, daß die junge Frau bereits guter Hoffnung war, zeigte sie
durch das fanatische Aufleuchten ihrer Augen, daß dieser Umstand viel dazu
beitrug, sie mit Charlotte zu versöhnen. Obwohl diese in beklagenswertem Maß
der Stellung unwürdig war, die sie auszufüllen berufen worden war, konnte sie –
ja, mußte sie sogar – geduldet werden um des Kindchens willen, über das vollste
Kontrolle auszuüben Nurse jegliche Absicht hegte. Mrs. Gurnard, die voraussah,
daß das glückliche Ereignis Nurse wieder auf ihren leerstehenden Thron erheben
würde, sprach unheilschwanger von ihren fortgeschrittenen Jahren und ihrer
Unfähigkeit, sich an Neuerungen zu gewöhnen; und Ribble, der es sich nicht
herausnahm, eine Bemerkung über eine derart delikate Angelegenheit zu machen,
fügte dem Symposion eine noch düsterere Note hinzu, in dem er bat, sich die
Freiheit nehmen und sich erkundigen zu dürfen, ob Mrs. Scorrier vorhatte,
einen längeren Aufenthalt in Undershaw zu nehmen.
    Nachdem es Venetia gelungen war,
diese wichtigen Mitglieder des Haushalts zu besänftigen, bereitete sie sich
darauf vor, die bei weitem schwerere Aufgabe in Angriff zu nehmen und Aubrey zu
überreden, sich seiner Schwägerin und deren Mama gegenüber zumindest mit
Anstand zu benehmen. Er war zu den Ställen gefahren, ohne auch nur ein
einziges Wort zu sagen, und Venetia hatte es für angezeigt erachtet, ihn nicht
zurückzuhalten. Sie vermutete, daß er durch die Gartentür ins Haus
hereingekommen war, und ging ihn in der Bibliothek suchen, wobei sie, während
sie den breiten Gang hinunterging, der von der vorderen Halle zur Bibliothek
führte, überlegte, daß nur sehr wenig von Mrs. Scorriers einigermaßen
überwältigender Persönlichkeit genügen würde, um Aubrey in einen ebenso
hartnäckigen Einsiedler zu verwandeln, wie es sein Vater nur je gewesen war.
Wie sie erwartet hatte, war er in der Bibliothek. Er hatte ihr Auftauchen
offenbar mit großer Ungeduld erwartet, denn er fragte, noch fast bevor sie die
Tür zum Vorzimmer geschlossen hatte: «Was hast du mit ihnen gemacht?

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