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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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vollkommen natürlich und vergaß ihre Schüchternheit über ihrer
Heldenverehrung. Er war ein Halbgott, der sich durch ein Wunder in sie verliebt
hatte; allein der Gedanke an seine Großartigkeit ließ ihre Wangen erglühen und
ihre sanften Augen leuchten; und als sie seine waghalsigen Taten und weisen
Äußerungen schilderte, wurde sie geradezu lebhaft.
    Venetia hätte sich über dieses
unkenntliche Porträt ihres Bruders amüsieren können, aber sie war auch gerührt
und begriff jetzt auch, was es gewesen war, das Conway an diesem etwas
törichten Mädchen angezogen hatte. Sie sagte gütig: «Sie müssen sehr unglücklich
gewesen sein, daß Sie gezwungen waren, ihn zu verlassen. Sie tun mir
aufrichtig leid!»
    Tränen schossen Charlotte in die
Augen. «Oh, es war so schrecklich! Ich wollte nicht gehen, aber er hielt es
für das einzig Richtige, weil Oberst Skidby unhöflich zu Mama war, was es so
sehr peinlich für Conway machte, weil Mama es sich natürlich nicht gefallen
lassen konnte, daß man sie beleidigte, und daher konnten wir den Oberst nicht
zu unseren Gesellschaften einladen, was für Conway äußerst unbehaglich war!
Stellen Sie sich bloß vor – dieser gräßliche Mann verbreitete höchst unwahre
Geschichten über die arme Mama, und sehr, sehr viele Leute glaubten ihm und
stellten sich auf seine Seite und benahmen sich sehr unfreundlich, so daß sie
wirklich einfach gezwungen war, die ganze Geschichte Lord Hill zu erzählen,
weshalb Conway sagte, daß – was ihn zu der Meinung veranlaßte, es sei das
beste, wenn wir nach England zurückkehrten!» Sie beendete diese impulsive
Erzählung bedrückt und fügte hastig hinzu: «Und außerdem fühlte ich mich nicht
sehr gut!»
    «Kein Wunder!» sagte Venetia mit
einem lustigen Zwinkern in den Augen. «An Ihrer Stelle, vermute
ich stark, hätte ich mich einfach ins Bett gelegt! Ich kann mir nichts Ärgeres
vorstellen, als im Mittelpunkt eines Streits zu stehen.»
    «Oh, es war so gräßlich!» sagte
Charlotte unwillkürlich und erschauerte bei der bloßen Erinnerung. «Es machte
mich ganz hysterisch, daher wollte mich Mama natürlich nicht verlassen –
nicht, daß das überhaupt in Frage gekommen wäre, denn ich könnte es nie
ertragen, mich von ihr zu trennen, und schon gar nicht, wenn es mir nicht gut
geht!» Sie begann ihr Taschentuch zu kneten und sagte stockend: «Mama – Mama
sagt manchmal Sachen – aber sie meint es nicht so – und sie hatte soviel zu
ertragen, weil Papa nicht reich war, und seine Familie benahm sich in einer so
unangenehmen Art, indem sie sich auf die Seite meiner Tante Elizabeth stellte,
als sie zur armen Mama rüde war, und sie erlaubten ihr nicht, sich zu
entschuldigen, so daß Mama nichts anderes übrigblieb, als die Verbindung zu
lösen. Und dann starb Papa am Fieber, das er sich in Spanien zugezogen hatte,
denn er war Offizier, wie Conway, wissen Sie, und so hatte Mama nur meine
Schwester und mich, für die sie leben konnte.»
    «Haben Sie nur die eine Schwester?»
erkundigte sich Venetia, nicht imstande, eine passende Bemerkung für Mrs.
Scorriers schwere Prüfungen zu finden.
    «Ja, meine Schwester Frances. Sie
ist älter als ich, aber wir waren die besten Freundinnen! Es war so traurig!
Sie heiratete vor zwei Jahren und hat ein liebes kleines Baby, das ich noch nie
gesehen habe, weil mein Schwager, den wir für einen höchst liebenswürdigen
Mann gehalten hatten, derart eifersüchtig veranlagt ist, daß er Mama gegenüber
sehr unfreundlich war, als wir bei ihm und Frances leben wollten, und sagte, er
würde es nicht dulden, daß sie sich einmische und Wirbel stifte in seinem Haus,
nur weil sie es für ihre Pflicht hielt, meiner Schwester zu raten, die Wirtschafterin
hinauszuwerfen, die ganz entsetzlich verschwenderisch war, und sogar, wie Mama
vermutete, unehrlich!»
    Bevor sich Venetia noch von der
Wirkung dieser ungekünstelten Rede erholen konnte, war Mrs. Scorrier ins Zimmer
gekommen, und der Impuls, Charlotte zu warnen, daß jeder Versuch, Undershaw
von dessen Wirtschafterin zu befreien, nur zum Unbehagen ihrer Mama führen
würde, mußte unterdrückt werden.
    Mrs. Scorrier kam herein, ganz
Liebenswürdigkeit und voll munterer Pläne für die Zukunft. Sie schien aus dem Hausmädchen,
das von Mrs. Gurnard zu ihrer Bedienung hinaufgeschickt worden war, jedes
Detail der Organisation von Undershaw herausgezogen zu haben, und sie sah viel
Raum für Verbesserungen. Was für ein unverheiratetes Frauenzimmer,

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