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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Nurse?»
    «Himmel, nein! Niemand. Warum sollte
es jemand sein?»
    «Ich dachte, irgendwer hätte dir
vielleicht gesagt, du sollst versuchen, ob du mich dazu überreden kannst, daß
ich Damerel verbiete, nach Undershaw zu kommen.»
    «Weil ich da schon viel darauf gäbe!
Weiß es Lady Denny? Warum sollte sie wünschen, daß du Jasper nicht triffst? Mag
sie ihn nicht?»
    «Nein – das heißt, sie kennt ihn
nicht, sondern nur seinen Ruf, und ich bilde mir ein, sie glaubt, er würde mich
zum Narren halten.»
    «Oh!» Er schaute stirnrunzelnd
geradeaus und ließ seine Pferde etwas langsamer gehen, als sie sich dem
Pförtnerhaus am Parktor näherten. «Ich weiß nicht viel über solche Sachen, aber
ich glaube nicht, daß du dich zum Narren halten ließest. Soll ich Jasper fragen,
welche Absichten er hat?»
    Sie mußte wider Willen lachen: «Ich
bitte dich, es nicht zu tun!»
    «Nun, ich möchte es auch lieber gar
nicht», gestand er. «Außerdem sehe ich keinen Sinn darin – er könnte es mir ja
doch nicht sagen, selbst wenn er es vorhätte, daß er dich verführen will, und
jedenfalls, was für eine verdrehte Vorstellung! Denn als ich Nurse loswerden
wollte, sagte er, sie müsse in der Priory bleiben, um die Anstandsdame für dich
zu spielen! Ich habe nie viel von den Geschichten gehalten, die die Leute über
ihn erzählten, aber ich möchte fast behaupten, sie sind nicht wahr. Jedenfalls
weißt du wahrscheinlich mehr darüber als ich, und wenn du dich nicht um sie
kümmerst, warum sollte ich es dann?»
    Sie hatten inzwischen das Tor
passiert und tollten durch die Allee, die sich durch den Park schlängelte.
Venetia sagte: «Ich weiß nicht, warum sich überhaupt jemand darum kümmert, aber
sie scheinen alle zu glauben, ich muß eine dumme Unschuld mit mehr Haaren auf
dem Kopf als Verstand sein, weil ich mein ganzes Leben nur hier gelebt habe.
Ich bin froh, daß du das nicht glaubst, mein Herz. Ich kann noch nicht sagen,
was passieren kann, aber wenn Damerel mich heiraten wollte – dir zumindest
würde das nicht mißfallen, nein?»
    «Nein, ich glaube, ich wäre sogar
froh darüber», antwortete er. «Ich werde natürlich ohnehin nächstes Jahr nach
Cambridge gehen, aber da gibt's dann die Ferien, weißt du, und ich würde sie
bei weitem lieber bei Damerel als in Conways Haus verbringen.»
    Über diesen Gesichtspunkt mußte sie
lächeln. Mehr wurde dazu nicht gesagt, denn in diesem Augenblick brachte die
letzte Kurve der Allee das Haus in Sicht, und Venetia war überrascht, als sie
sah, daß eine beladene vierspännige Postkutsche vor der Haustür stand.
    «Nanu, was ist denn das?» rief
Aubrey aus. «Guter Gott, das muß Conway sein!»
    «Nein, er ist es nicht», sagte
Venetia, als sie eines Federhuts ansichtig wurde. «Es ist ein Frauenzimmer!
Aber wer in der Welt – oh, könnte es Tante Hendred sein?»
    Als jedoch Aubrey die Pferde hinter
der Postkutsche anhielt und die Besucherin sich umdrehte, starrte Venetia auf
eine völlig fremde Person hinunter. Sie war noch erstaunter, als sie
entdeckte, daß die Fremde anscheinend das Abladen einer ungeheuren Anzahl von
Reisetaschen und Koffern von der Chaise überwachte. Venetia schaute Ribble verblüfft an und hob die
Brauen in einer stummen Frage. Aber er schaute ziemlich niedergeschmettert drein,
und bevor sie noch eine Erklärung verlangen konnte, trat die Fremde – eine Dame
mittleren Alters, nach der letzten Mode gekleidet – vor und sagte mit einem Air
liebenswürdiger Sicherheit: «Miss Venetia Lanyon? Aber ich brauche nicht zu
fragen! Und der arme kleine lahme Junge? Ich jedenfalls bin Mrs. Scorrier, wie
Sie vielleicht erraten haben werden – obwohl der Butler von unserer zu
erwartenden Ankunft nicht informiert worden zu sein scheint!»
    «Verzeihung, Ma'am», sagte Venetia
und stieg aus dem Phaeton, «aber hier muß ein Irrtum vorliegen! Ich fürchte,
ich verstehe nicht!»
    Mrs. Scorrier starrte sie einen
Augenblick mit einem Ausdruck an, der von Liebenswürdigkeit weit entfernt war.
«Wollen Sie mir erzählen, daß das, was der Mann sagte, stimmt, und Sie wirklich
keinen Brief von – aber ich hätte es doch wissen müssen! Oh, ich hätte es
wirklich erraten können, als ich in London entdeckte, daß der Gazette keine
Bekanntgabe eingesandt worden war!
    «Bekanntgabe?» wiederholte Venetia. «Gazette?»
    Mrs. Scorrier gewann ihre
Liebenswürdigkeit zurück und sagte mit einem kleinen Lachen: «Wie schlimm und
wie vergeßlich von ihm! Ich werde ihn

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