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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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bereit und zeigte bald, daß sie die Fähigkeit besaß, mehr als ihren
Anteil an einem Gespräch zu führen, während sie gleichzeitig immer wieder hie
und da Bemerkungen in ein anderes einwarf. Was immer an ihre Tochter gerichtet
wurde, beantwortete sie, und was immer Charlotte sagte, korrigierte oder
ergänzte sie. Sie benahm sich gutgelaunt, sie lächelte fast ständig, aber es
dauerte nicht lange, bis Venetia überzeugt war, daß sie sie mit mißtrauischer
Feindseligkeit betrachtete. Mrs. Scorrier bedachte sie zwar verschwenderisch
mit Komplimenten, gleichzeitig jedoch gelang es ihr, abfällig zu sein. Und
Venetia, die noch nie ihresgleichen begegnet war, wußte nicht, wie sie sich
ihre Haltung erklären sollte. Sie schien entschlossen zu sein in der Schwägerin ihrer Tochter eine
Gegnerin zu sehen, die man unbedingt überwältigen mußte. Indem sie über die
Veränderungen sprach, die Charlotte zweifellos in Undershaw einführen würde,
und Venetia versicherte, wie gut sie ihre Gefühle in der neuen Situation
verstand, da Venetia nun gezwungen sein würde, die Zügel jemand anderem
auszuhändigen, gab sie unmißverständlich zu verstehen, daß sie eifersüchtig auf
Charlottes Rechte bedacht und sehr bereit war, zu deren Verteidigung zu
kämpfen.
    Nach fast einer Stunde, als Mrs.
Gurnard höchst würdevoll hereinkam, um die beiden Damen in die Schlafzimmer zu
führen, wußte Venetia, daß es mit der Gemütlichkeit von Undershaw vorbei war
und die unmittelbare Zukunft nichts als Streit und Ärger versprach. Außer
ihrer Feindseligkeit verfügte Mrs. Scorrier über eine herrschsüchtige
Veranlagung und den unbeherrschbaren Wunsch, jedermann, von Venetia bis
hinunter zum Gärtnerjungen, zu zeigen, wie man jede Aufgabe besser ausführen
konnte, ob es sich nun um die Leitung eines Haushalts oder die Aufbewahrung von
Geranien handelte. Selbst die Köchin, deren Makronen, wie Mrs. Scorrier erklärt
hatte, ebenso gut wie die Gunters waren, sollte ein Rezept erhalten, das noch
besser war. Und als sei die Vision, die durch dieses Versprechen
heraufbeschworen wurde, nicht schon schrecklich genug, versprach sie ferner,
Venetia den Namen eines ausgezeichneten Chirurgen zu liefern, der, wie sie
überhaupt nicht bezweifelte, genau wissen würde, wie Aubreys Lahmheit zu kurieren
sei. Venetia sprach sie zwar von Bosheit frei, konnte es aber leicht verstehen,
warum sich so viele Leute – wie sie selbst erzählte – so oft schändlich zu ihr
benahmen.
    Sowie sie sich überzeugt hatte, daß
das Schlafzimmer, das für Charlotte hergerichtet worden war, deren rangmäßiger
Vorgängerin gehört hatte, billigte sie es erfreut. Aber als Venetia Charlotte
zulächelte und sagte: «Sie werden mir sagen, nicht wahr, falls Sie nicht alles
haben, was Sie brauchen?» drohte sie mit dem Finger und sagte munter: «Nein,
nein, Miss Lanyon, ich bitte Sie, ermutigen Sie meine faule kleine Katze
nicht, sich auf Sie zu verlassen. Ich habe ihr gesagt, daß sie es jetzt, da sie
eine verheiratete Dame und die Herrin ihres eigenen Hauses ist, lernen muß,
selbst Befehle zu geben und sich nicht auf mich oder Sie zu verlassen, für sie zu handeln.»
    Als Venetia gleich darauf ihr
eigenes Zimmer verließ und wieder hinunterging, fand sie Charlotte allein im
Salon sitzen. Sie trug ein elegantes seidenes Abendkleid mit einer kleinen
Schleppe, schaute aber bei weitem eher wie ein ängstliches Schulmädchen denn
wie eine mondäne verheiratete Frau aus, und sie erhob sich instinktiv, sowie sie Venetia erblickte. Froh,
eine Gelegenheit zu haben, mit ihr ohne die Einmischung von Mrs. Scorrier reden
zu können, gab sich Venetia alle Mühe, ihr die Schüchternheit zu nehmen. Es
gelang ihr nur zum Teil, und sie erkannte bald, daß die fügsame Veranlagung
und ihr liebenswürdiges Gemüt Charlotte dazu drängten, Freude zu machen, es ihr
diese nachgiebigen Eigenschaften aber zugleich auch unmöglich machten, der
Herrschsucht ihrer energischen Mutter zu widerstehen. Wenn sie es in Worte
gekleidet hätte – ein Kunststück, zu dem sie gänzlich unfähig war –, daß Mrs.
Scorrier sie gewarnt hatte, sich vor ihrer Schwägerin in acht zu nehmen,
hätte diese Tatsache nicht offenkundiger sein können. Und da sie weder Sinn für
Humor noch die Gewohnheit hatte, offen zu reden, diente Venetias lächelnde
Bitte, Charlotte möge sie doch nicht als Menschenfresserin ansehen, nur dazu,
sie in stammelnde Verlegenheit zu bringen. Nur wenn sie von Conway sprach,
wurde sie

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