Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
Vom Netzwerk:
fürchterlich ausschelten, das verspreche
ich Ihnen! Ich glaube wirklich, daß Sie in größter Verlegenheit sein müssen.
Nun, ich habe Ihnen eine Überraschung mitgebracht, aber keine, wie ich hoffe,
unerfreuliche! Charlotte, mein Liebling!»
    Auf diesen Ruf hin, der zur offenen
Tür gerichtet war, tauchte ein sehr hübsches Mädchen aus dem Haus auf, mit großen,
ängstlichen lichtblauen Augen, einer Menge flachsblonder Ringellocken und
einem sanften, überempfindsamen Mund, und sagte mit nervöser, atemloser
Stimme: «Ja, Mama?»
    «Komm her, mein Liebes!» lud sie
Mrs. Scorrier ein. «Liebes Kind! Du hast schon darauf gebrannt, deine neue
Schwägerin und deren kleinen lahmen Bruder kennenzulernen, nicht? Hier sind sie
beide! Ja, Miss Lanyon – das ist Lady Lanyon!»

11
    Der Schock verschlug Venetia eine Weile die
Sprache, was vielleicht ein Glück war, weil der erste Gedanke, der ihr durch
den Kopf schoß, der war, dies könne unmöglich wahr sein. Sie erkannte jedoch
sofort, daß es stimmen mußte. Und als ihr die ungewöhnliche Situation bewußt wurde, begann sie
zu lachen. «Oh, einfach unverschämt von Conway – das sieht ihm ähnlich!» rief
sie aus. Sie streckte Charlotte die Hand hin. «Seien Sie willkommen! Welch
einen schockierenden Empfang haben Sie in Ihrem neuen Heim erlebt! Sie müssen
uns verzeihen, denn wir hatten wirklich nicht die leiseste Ahnung, daß uns
diese Freude bevorstand! Ich sehe, daß Conway nicht mit Ihnen gekommen ist. Wo
– oh, Sie werden uns das alles gleich erzählen, aber zuerst muß ich Mrs.
Gurnard aufsuchen – unsere Haushälterin – und ihr sagen, welche Zimmer sie
herrichten soll. Erlauben Sie, daß ich Sie hineinführe! Ich bin überzeugt, Sie
müssen beide von Ihrer Reise müde sein.»
    Sie ging in das Haus voraus, in den
Salon, in dem kurz vorher ein Kaminfeuer angezündet worden war, und bat die
beiden Damen, Platz zu nehmen. Charlotte, die anscheinend zu schüchtern war,
um die Augen auch nur mehr als einen Augenblick lang zu heben, murmelte irgend
etwas über zuviel Güte, und es täte ihr leid, worauf Venetia lächelnd
antwortete: «Da wir beide jetzt um Entschuldigung gebeten haben, glaube ich,
wir sollten uns zusammentun, um den wahren Schuldigen zu beschimpfen, nicht?
Ich glaube, Conway würde so ziemlich alles andere eher tun, als einen Brief
schreiben – eine Herkulesarbeit für ihn! –, aber es ist wirklich zu schlimm,
daß er uns gerade bei dieser Gelegenheit im Stich gelassen hat. Wollen Sie
nicht Hut und Umhang ablegen? Sicher hätten Sie gern eine Erfrischung nach
Ihrer Reise – möchten Sie gerne Tee? Sie werden ihn sofort bekommen, und dann
führe ich Sie hinauf!»
    «Danke! Sehr gütig! Wenn es keine
Mühe macht!»
    Mrs. Scorrier, die sich abschätzend
umgeschaut hatte, lachte darüber und rief aus: «Miss Lanyon muß rein glauben,
daß du eine rechte Gans bist, mein Liebes, wenn du so redest! Du mußt daran
denken, daß du schließlich in deinem eigenen Haus bist, nicht, liebe Miss
Lanyon? Tee wäre uns sehr willkommen, obwohl ich mir im allgemeinen einen
solchen Luxus zu dieser Stunde nicht erlaube. Aber Charlotte ist, wie ich Ihnen
mitteilen muß, in anderen Umständen, und obwohl wir heute nacht in Doncaster
geschlafen haben, muß ich sagen, daß sie ziemlich fertig ist.»
    «In anderen Umständen?!» Venetia
schaute Charlotte etwas verblüfft an. «Dann sind Sie ja schon einige Zeit
verheiratet?»
    «Juli», flüsterte Charlotte und
wurde rot. «Conway war auf Urlaub – in Paris.»
    «Ich wundere mich nicht, daß Sie
verblüfft dreinschauen, Miss Lanyon!» sagte Mrs. Scorrier, machte es sich auf
einem Sofa neben dem Kamin bequem und zog die Handschuhe aus. «Ich jedenfalls war derart verblüfft, daß
ich mich einfach von Sir Conway überrennen ließ, eine derartige
Wirbelwind-Romanze war das! Liebe auf den ersten Blick, und Sir Conway gab
einfach nicht nach und entführte sein Juwel auch gleich darauf mit ins
Hauptquartier. Ja, ich glaube, wenn ich meine Zustimmung verweigert hätte,
wäre er einfach mit ihr durchgebrannt!»
    «O Mama!» protestierte
Charlotte schwach.
    «Aber – Sie kannten einander früher
nicht? Ich hatte angenommen – nun, das war ja wirklich romantisch! Ich freue
mich schon darauf, daß Sie mir alles erzählen – sobald Sie Tee getrunken haben!»
    Sie entschuldigte sich liebenswürdig
und ging hinaus, um mit Mrs. Gurnard zu konferieren. Sie hatte sie schon am Fuß
der Treppe stehen gesehen, als sie das Haus betrat,

Weitere Kostenlose Bücher