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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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«Lassen wir
das, Madame. Sie ist nichts. Wie hat mein Vater von ihr erfahren?»
    Sie
schüttelte den Kopf. «Keine Ahnung. Aber eines weiß ich, Dominique, es wird
dir nie gelingen, irgend etwas vor Monseigneur zu verbergen. Und ich glaube,
er ist nicht besonders erfreut über deine Eskapade. Es wäre vielleicht besser,
wenn du dich woanders amüsierst.»
    «Beruhige
dich, maman. Ich weiß schon, was ich tue.»
    «Nun, das
will ich hoffen», sagte Leonie zweifelnd. «Bist du auch ganz sicher, daß das zu
keiner Mesalliance führen wird?»
    Er betrachtete
sie mit einem fast finsteren Ausdruck. «Sie haben eine wenig schmeichelhafte
Meinung von meinem Verstand, Madame. Trauen Sie mir denn zu, daß ich so leicht
vergesse, was ich meinem Namen schuldig bin?»
    «Ja», sagte
Ihre Gnaden offen. «Denn wenn du den Teufel in dir hast, mein Lieber – was ich
übrigens vollkommen verstehe –, traue ich dir zu, daß du alles vergißt.»
    Er zog
seine Hand aus der ihren und stand auf. «Mein Teufel will mich jedenfalls nicht
zur Ehe verführen, maman», sagte er.

3
    Mrs. Challoner wohnte in einem
vornehmen Stadtteil, fast schon am Rand jenes Viertels, in dem die feine Welt
residierte. Ihr Witwenleibgedinge war keineswegs dazu angetan, einer Frau von
ihren Ambitionen zu genügen, aber sie verfügte gottlob über eine zusätzliche
Einkommensquelle in ihrem Bruder, einem Kaufherrn der City mit beträchtlichem
Vermögen. Von Zeit zu Zeit bezahlte er ein paar ihrer dringlicheren
Rechnungen, und wenn er sich auch äußerst widerwillig dazu herbeiließ und Frau
und Töchter ihm ständig davon abrieten, konnte man doch als Helfer in der Not
auf ihn zählen, falls die Dinge sich allzusehr zuspitzten. Er sagte dann stets
grollend, er tue das nur seiner kleinen Sophia zuliebe, denn er könne
schließlich nicht zusehen, wie ein so enorm hübsches Mädchen in Lumpen
herumlief, wozu sie, wie ihm Mrs. Challoner versicherte, ohne seine
Großzügigkeit unweigerlich verurteilt war. Seine ältere Nichte erweckte keine
so edelmütigen Gefühle in seiner Brust, aber da sie sich nie bemühte, ihn zu
becircen, sondern in ihrer ruhigen Art stets nur erklärte, daß es ihr an nichts
fehle, war das vielleicht nicht weiter verwunderlich. Obwohl er es natürlich
niemals zugegeben hätte, flößte ihm Mary Challoner eine gewisse Scheu ein,
denn sie besaß eine große Ähnlichkeit mit ihrem Vater, und Henry Simpkins
hatte sich in Gesellschaft seines eleganten Schwagers nie wohl gefühlt. Charles
Challoner war ein leichtsinniger, verdorbener Bursche gewesen, zu dem seine
eigene vornehme Familie jeden Verkehr abbrach, als er die kompromittierende
Verbindung mit Miss Clara Simpkins einging. Er war faul und verschwenderisch
und von einer Moral, die einen sittsam lebenden Kaufmann geradezu erschütterte.
Aber bei alledem verfügte er über die Gabe, durch eine leicht herablassende,
arrogante Art eine unüberbrückbare Kluft zwischen sich und den Verwandten
seiner Frau zu schaffen, was ihn andererseits nicht daran hinderte, finanzielle
Unterstützung für seinen Haushalt von ihnen anzunehmen oder ihnen die Gnade zu
erweisen, ihn vor dem Schuldturm retten zu dürfen, wenn er das Pech hatte,
seinen Gläubigern zum Opfer zu fallen. Trotzdem konnte man von einem Mann
seines Standes nicht erwarten, daß er sich mit einem (wie er es so treffend
ausdrückte) «Philisterpack» sozusagen auf du und du stellte. Dieses lässig
unverschämte Selbstbewußtsein und seine vornehm geschnittenen Züge hatte er
seiner ältesten Tochter vererbt, in deren Gegenwart sich der gute Onkel Henry
nun verständlicherweise recht unbehaglich fühlte und mit so manchem stillen
Stoßseufzer wünschte, sein Sohn hätte sich, wenn er sich schon unbedingt in
eine seiner Cousinen verlieben mußte, doch die unkompliziertere und hübschere
Sophia ausgesucht.
    Mrs.
Challoner hatte nur diese zwei Töchter, und seit Marys sech zehntem Geburtstag
bestand das Lebensziel der Dame darin, die beiden möglichst bald und möglichst
vorteilhaft unter die Haube zu bringen. Der bemerkenswerte Erfolg, den eine
gewisse irische Witwe einst in dieser Hinsicht erringen konnte, hatte ihr –
nach Meinung ihres Bruders – absolut lächerliche Flausen in den Kopf gesetzt,
aber selbst wenn sie zugab, daß Mary trotz ihrer hervorragenden Erziehung kaum
mehr erhoffen durfte als eine halbwegs anständige Partie, so fand sie doch, daß
weder Maria noch Elizabeth Gunning in ihrer Glanzeit imstande gewesen wären, ihre

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