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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
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abend ein Vermögen verloren. Gibt nichts Unberechenbareres als Fortuna
– seit Wochen gewinnt nun schon die Bank. Teufel auch, vielleicht häng ich Pharao
ganz an den Nagel und versuch es mal mit Whist.»

    ... stöhnte Lord Rupert. Das ist eben der Nachteil der reichen Leute: Sie müssen viel mehr bezahlen als die Armen. Und heutzutage hat selbst der Adel nicht mehr das Privileg, Rechnungen als lästige Zumutungen zu betrachten und unbesehen zu verbrennen. Der respektlose Mittelstand besteht inzwischen darauf, für die ihm erwiesene Gnade, Waren liefern zu dürfen, auch noch Geld zu verlangen und es notfalls eintreiben zu lassen. Was für Zeiten! Nicht einmal das Reichsein macht mehr so richtig Spaß ...
    Vidal
lehnte sich mit den Schultern an den Kaminsims und versenkte die Hände tief in
seine Taschen. «Ich strapaziere mich nie für ein aussichtsloses Unternehmen,
Onkel», sagte er honigsüß. «Ich bin einzig und allein um des Vergnügens willen
gekommen, dich zu sehen. Kannst du daran zweifeln?»
    Seine
Lordschaft machte eine Gebärde des Abscheus. «Hör bloß damit auf, mein Junge!»
rief er. «Wenn du anfängst, wie Avon zu reden, schnappe ich über! Wenn du mich
nicht anpumpen willst ...»
    «Der Fall
liegt genau umgekehrt», unterbrach ihn der Marquis.
    Lord Rupert
fiel das Kinn auf die Brust. «Donner und Doria, hast du mir nicht vergangenen
Monat fünfhundert Pfund geliehen? Was für einen Termin hab ich dir versprochen?»
    «Den
Jüngsten Tag wahrscheinlich.»
    Lord Rupert
schüttelte den Kopf. «Wird auch kaum früher möglich sein, wenn das Glück sich
nicht bald wendet», stimmte er düster zu. «Brauchst du's dringend? Unter
Umständen könnte ich Avon um eine Kleinigkeit bitten.»
    «Gott, das
könnte ich schließlich selbst tun, nicht wahr?»
    «Nun,
ehrlich gesagt, Vidal, dazu würde ich mich erst entschließen, wenn die
Amtsdiener hinter mir her sind», gestand Rupert. «Avon ist zwar bestimmt nicht
kleinlich, aber wenn's um solche Dinge geht, kann er höllisch unangenehm
werden.»
    Der Marquis
schaute mit einem Glitzern in den Augen auf ihn nieder. «Sir, ich fühle mich
gezwungen, Sie daran zu erinnern, daß Seine Gnaden die Ehre hat, mein Vater zu
sein.»
    «Schluß
jetzt!» brüllte sein Onkel. «Hör zu, Vidal, wenn du die Absicht hast, den
Hochnäsigen zu spielen und das Abbild deines alten Herrn zu werden, hast du ab
sofort einen Freund weniger. Dann bin ich mit dir fertig.»
    «Mein Gott,
wie soll ich das überleben?» spöttelte der Marquis.
    Lord Rupert
wollte aufspringen, wurde aber wieder auf das Sofa gedrückt. «Nur ruhig Blut»,
sagte sein Neffe. «War doch bloß Spaß.»
    Rupert
entspannte sich. «Du weißt, Dominic, du mußt auf der Hut sein», sagte er
streng. «Einer von der Sorte in der Familie ist schon zuviel. Avon hat eine
verdammt widerliche Art, und wenn du auch darauf verfällst, stehst du, ehe du
dich's versiehst, mit einem Haufen Feinde da.» Er hielt inne und kratzte sich
am Kopf. «Obzwar – die hast du eigentlich schon, wie?»
    Vidal
zuckte die Achseln. «Kann man wohl sagen», meinte er gleichgültig. «Ich
schlafe deshalb allerdings nicht schlechter.»
    «Kalt wie
ein Frosch, stimmt's?» fragte Rupert, indem er ihn musterte. «Geht dir
eigentlich jemals etwas nahe?»
    Der Marquis
gähnte. «Bis jetzt ist mir noch nichts untergekommen, was diesen Aufwand wert
gewesen wäre.»
    «Hm! Nicht
einmal Frauen?»
    Die
schmalen Lippen kräuselten sich. «Die am allerwenigsten.»
    Lord
Ruperts Miene wurde ernst. «So geht das aber nicht auf die Dauer. Es kann einem
nicht alles egal sein, Dominic.»
    «Ist das
eine Predigt, Onkel?»
    «Nur ein
guter Rat, mein Junge. Verdammt, irgend etwas stimmt mit dir nicht. Immer bist
du nur hinter irgendwelchen dubiosen Weibern her, und ich freß einen Besen,
wenn sie dir nicht alle miteinander völlig schnuppe sind ...» Er schlug sich
plötzlich mit der Hand auf die Stirn. «Ha! jetzt weiß ich, was ich dir sagen
wollte!»
    «Oh?»
Vidals Stimme verriet schwaches Interesse. «Hast du eine neue Flamme, Rupert?
Pfui, in deinem Alter!»
    «Blödsinn!
Hältst du mich schon für senil?» sagte seine Lordschaft empört. «Nein, es
betrifft dich, Dominic, und diesmal ist es eine ernste Sache. Wo ist der
Burgunder? Trink einen Schluck, mein Junge – wird dir nicht schaden.» Er nahm
die Flasche und goß zwei Gläser ein. «Ja, also wie gesagt, diesmal ist es
ernst. Wie schmeckt dir übrigens der Tropfen? Nicht übel, was? Kann mich
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