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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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und stützte das Kinn in die Hände. «Darf man erfahren,
wie?»
    «Ja, du
täuschst dich eben, wenn du denkst, daß du als einzige in der Familie Köpfchen
hast», sagte Sophia lachend. «Aber du wirst sehen, ich mache meine Sache gar
nicht so schlecht. Natürlich versucht Vidal nur, zu einem billigen Vergnügen zu
kommen! Gott, hältst du mich für so beschränkt, daß ich seinen Ruf nicht kenne?
Doch was passiert wohl, wenn ich mich überreden lasse, mit ihm durchzubrennen?»
Sie warf ihrer Schwester einen Blick zu. «Na, was meinst du?»
    «Ich bin
viel zu taktvoll, um auch nur eine Vermutung zu äußern», sagte Mary zwinkernd.
    «Nein,
nein, sei unbesorgt um meine Tugend», lachte Sophia. «Vidal soll sich ruhig in
der Hoffnung wiegen, daß ich leicht zu haben bin, aber er wird feststellen
müssen, daß er nichts erreicht, bevor er mir nicht den Ring an den Finger
steckt. Nun, was hältst du davon?»
    Mary
schüttelte den Kopf. «Es ist sinnlos, wir würden nur wieder streiten.»
    «Und wenn
er sich weigert», fuhr Sophia fort, «wird Mama ihm schon was erzählen, da
kannst du Gift darauf nehmen.»
      «Das
glaube ich dir aufs Wort», pflichtete Miss Challoner ihr bei.
    «Oh, ich
meine nicht Vidal», sagte Sophia. «Dann geht sie zum Herzog persönlich! Und ich
glaube, Vidal wird mit fliegenden Fahnen zum Traualtar rennen, denn schließlich
hat Onkel Henry auch noch ein Wörtchen mitzureden, und er würde ganz gewiß
einen Riesenskandal machen. Vidal bleibt gar keine andere Wahl, als mich zu
heiraten.»
    Miss
Challoner holte tief Luft und lehnte sich in die Kissen zurück. «Du meine Güte,
ich hatte ja keine Ahnung, daß du so romantisch bist!»
    «Nicht
wahr, da staunst du!» nickte Sophia unschuldig. «Ich habe eigentlich immer
davon geträumt, mich einmal entführen zu lassen.»
    Miss
Challoner musterte sie scharf. «Liebst du ihn denn überhaupt?» fragte sie.
    «Oh, ich
habe ihn sehr gern, obwohl – Mr. Fletcher kleidet sich vielleicht mit mehr
Geschmack, und Henry Marshall hat die netteren Manieren. Aber Vidal ist eben
ein Marquis, verstehst du.» Sie warf einen letzten selbstgefälligen Blick in
den Spiegel und hüpfte ins Bett. «Jetzt hast du was, worüber du brüten kannst,
stimmt's?»
    «Das
kann man wohl sagen», bestätigte Miss Challoner.
    Es dauerte
in der Tat lange, bis sie einschlief. Neben ihr träumte Sophia von ihrer
rosaroten Zukunft, aber Mary starrte in die Dunkelheit und sah in Gedanken ein
Gesicht mit einem schmallippigen, hochmütigen Mund und schwarzen Brauen vor
sich, die ein Paar Augen überschatteten, das selbst in ihrer Phantasie
gleichgültig durch sie hindurchzustarren schien.
    «Du bist
verrückt, meine Liebe», dachte Mary. «Was für einen Grund hätte er schon, dich
zu bemerken?»
    In ihrer
grenzenlos bescheidenen Art, die nicht einmal einen Anflug von Eitelkeit
kannte, fand sie es sogar verständlich, daß er sie übersah. Es gelang ihr auch
nicht zu erklären, warum sie das Gegenteil wünschen sollte. Sie begann darüber
nachzugrübeln. Befand sie sich womöglich auf dem besten Weg, sich in einen
schmachtenden Backfisch zu verwandeln? In ein kindisches Schulmädchen, das
nach einer hübschen Larve seufzte? Gott mochte der Frau gnädig sein, die Vidals
Leidenschaft entfachte! Ja, das klang schon besser. Wie der Vater, so der Sohn.
Die Affären des alten Herzogs waren früher Stadtgespräch gewesen und hatten ihm
einen recht bezeichnenden Spitznamen eingetragen, wenn sein Lebenswandel auch
heute über jeden Tadel erhaben war. Teufel, so nannte man ihn doch? Oder
jedenfalls so ähnlich. Und den Sohn nannte man Teufelsbalg, und das nicht von
ungefähr, wenn nur die Hälfte der Schauermärchen stimmte, die man sich über ihn
erzählte. Lieber Gott! Sophia war diesem Mann auf keinen Fall gewachsen. Er
würde sie zerbrechen wie ein Porzellanpuppe. Aber wie sollte man das
verhindern? Auch darauf schien es keine Antwort zu geben. Sie hätte über den
Plan der Kleinen lachen können, wäre er nicht so abscheulich gewesen.
Natürlich verdiente Vidal, daß man es ihm mit gleicher Münze zurückzahlte, aber
das – nein, das war eine schmutzige Sache, selbst wenn sie glückte. Himmel, was
für eine Idee! Anscheinend war Mama genauso dumm wie Sophia. Was würde es der
hochwohlgeborenen Familie Alastair schon ausmachen, der Liste ihrer Skandale
noch einen hinzuzufügen? Der Jammer war nur, daß weder Mama noch Sophia jemals
einsehen würden, daß ihnen in dieser Schlacht eine bittere

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