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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
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nicht
erinnern, wo ich ihn her habe.»
    «Ausgezeichnet»,
sagte der Marquis im Brustton der Überzeugung. «Er stammt ja auch aus meinem Keller.»
    «Tatsächlich?
Eines muß ich dir lassen, Vidal, du hast den Geschmack deines Vaters geerbt,
und das ist einer eurer größten Vorzüge.»
    Der Marquis
verneigte sich. «Wir danken dir. Was gibt dir Anlaß zu ernsten Bedenken?»
    «Bin ja
gerade dabei, es dir zu erklären, nicht? Unterbrich mich nicht dauernd, mein
Junge. Eine teuflisch schlechte Gewohnheit.» Er leerte sein Glas und stellte es
nieder. «So, nun ist mein Kopf ein bißchen klarer. Es geht um dieses blonde
Kind, Dominic. Na, der Flachskopf, mit dem du neulich abends in Vauxhall
Gardens warst. Kann mich nicht an ihren Namen erinnern.»
    «Und?»
sagte Seine Lordschaft.
    Rupert
langte wieder nach der Flasche. «Avon hat davon Wind bekommen.»
    «Und?»
    «Sag nicht
ständig 'und', verdammich!» rief sein Onkel gereizt. «Avon weiß Bescheid,
und er ist keineswegs begeistert.»
    «Erwartest
du, daß ich in kalten Schweiß ausbreche?» fragte Vidal. «Natürlich weiß mein
Vater Bescheid. Das ist so seine Gewohnheit.»
    «Und eine
verdammt schlechte noch dazu», sagte Rupert mitfühlend. «Du weißt klarerweise
selbst am besten, was du tust, oder zumindest bildest du dir das ein, aber wenn
ich dir einen Rat geben darf, dann laß die Finger von – wie zum Teufel heißt
sie?»
    «Ist doch
unwichtig.»
    «Nein, ganz
und gar nicht», widersprach ihm Rupert. «Kann sie nicht immer Kind, Flachskopf
oder einfach 'sie' nennen – bringt mich aus dem Konzept.»
    «Wie du
meinst», gähnte Vidal. «In fünf Minuten hast du's ohnehin vergessen. Sophia.»
    «Ach ja»,
nickte Mylord. «Konnte den Namen nie ausstehen seit meinem Techtelmechtel mit
einer Witwe, die auch so hieß. Weißt du übrigens, daß mich das Weib um ein Haar
geheiratet hätte?»
    «Das war
nicht Sophia», berichtigte ihn Vidal. «Das war Maria Hiscock.»
    «Nein,
nein, das ist eine andere», sagte Rupert ungeduldig. «Sophia war lange vor
deiner Zeit. Bin ihr nur mit knapper Not entwischt. Laß dir das eine Warnung
sein, Dominic.»
    «Du bist
wahrhaft die Güte in Person», antwortete Vidal höflich. «Ich kann nur
wiederholen, was ich meines Wissens bereits etliche Male geäußert habe – ich
gedenke im Augenblick nicht, mich zu vermählen.»
    «Aber ist
diese Sophia nicht ein bißchen anders als die übrigen?» fragte Seine Lordschaft
neugierig. «Ein gutbürgerliches Töchterlein? Wetten, daß du da eine Menge Staub
aufwirbelst?»
    «Keine
Angst. Ja, wenn's die Schwester wäre ...» Vidal lachte auf. «Die gehört zu meinen
Feinden, von denen du früher sprachst, oder ich müßte mich gewaltig irren.»
    «Kenne ich
nicht, wie? Na, die Mutter wird sich jedenfalls nach Kräften bemühen, dich zum
Altar zu schleifen. Bei meiner Seele, die gräßlichste Harpyie, die mir je
untergekommen ist!»
    «Und die
Schwester würde mich liebend gern zum Teufel jagen», sagte Vidal. «Fräulein
Blaustrumpf hat nicht viel für mich übrig.»
    Lord Rupert
zog eine Augenbraue hoch. «So? Vielleicht du für sie um so mehr?»
    «Guter
Gott, nein! Wir haben nichts miteinander zu tun. Sie würde mir den Spaß
verderben, wenn sie könnte.» Er entblößte mit einem bösen Lächeln die Zähne.
«Nun, wenn sie beabsichtigt, mit mir die Klingen zu kreuzen, wird sie
wahrscheinlich Gelegenheit haben, allerhand zu lernen.» Er griff nach Hut und
Stock und schlenderte zur Tür. «Ich verlasse dich jetzt, geliebter Onkel. Du
wirst mir nämlich zu moralisch.» Damit ging er, und die Tür schloß sich hinter
ihm, bevor dem erstaunten und entrüsteten Lord Rupert eine passende Antwort
einfiel.

4
    Als Lord Carlisle entdeckte, daß sein
sonst so solider Schützling von einer Spielleidenschaft besessen war, die man
bei ihm kaum vermutet hätte, glaubte er ihm keine größere Gefälligkeit erweisen
zu können, als ihn in das neuste für dieses Laster zuständige Etablissement
einzuführen. Der junge Mann schien eine Menge Geld zur Verfügung zu haben, und
wenn er es beim Würfeln verlieren wollte, so war das seine Sache. Seit einiger
Zeit trug Mr. Comyn ohnehin eine tiefernste Miene zur Schau, und Mylord zögerte
keinen Augenblick, Miss Marling dafür verantwortlich zu machen, seit diese
springlebendige Demoiselle in der Obhut ihres Bruders nach Paris gereist war.
    «Zum Teufel
mit allen Weibern!» sagte Carlisle fröhlich.
    «Kopf hoch,
Mann! Es gibt keine einzige, die auch nur ein
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