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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
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halb so betrübtes Gesicht
verdient.»
    Mr. Comyn
blickte ihn gelassen an. «Sehr freundlich von Ihnen, Sir, aber Sie verkennen
mich», antwortete er höflich. «Ich glaube, ich bin von Natur aus ein etwas
schwermütiger Mensch, was Sie vielleicht zu diesem irrigen Schluß verleitet.»
    «Papperlapapp!»
sagte Seine Lordschaft. «Mir können Sie nichts vormachen, mein Freund. Sie ist
fort, wie? Natürlich, denn der junge Marling ist allein zurückgekommen.»
    Mr. Comyn
preßte die Lippen zusammen. «Ah, Sie mögen ihn nicht?» fragte Mylord lachend.
«Ist aber auch wirklich ein langweiliger Bursche.» Er schlug Mr. Comyn auf die
Schulter. «Bei einem guten Tropfen werden Sie die schöne Juliana bald
vergessen. Wissen Sie was? Ich nehme Sie mit zu Timothy.»
    «Ich
schätze mich glücklich, Eure Lordschaft begleiten zu dürfen», erwiderte Mr.
Comyn mit einer Verbeugung.
    «Ach,
lassen wir die Förmlichkeit, solange wir uns in diesen vier Wänden befinden»,
fuhr Carlisle fort. «Es ist die neueste Spielhölle. Vidal und Fox haben sie in
Mode gebracht. Die Einsätze sind allerdings sehr hoch, aber das wird Sie wohl
nicht stören, nehme ich an. Nichtsdestoweniger», meinte er nachdenklich, «würde
ich mich an Ihrer Stelle nicht an Vidals Tisch setzen. Das Tempo, das er
einschlägt, ist für die meisten von uns doch etwas zu scharf. Weiß nicht, ob
Sie dem Teufelsbalg schon über den Weg gelaufen sind.»
    «Ich hatte
die Ehre, Seine Lordschaft letzte Woche auf der Soiree zu treffen», sagte Mr.
Comyn. «Es wird mir ein Vergnügen sein, diese Bekanntschaft zu erneuern.»
    Carlisle
starrte ihn einen Moment perplex an. «Was, im Ernst?» Timothy's war ein
verschwiegen wirkendes Etablissement in einer Seitenstraße von St. James's. Ein
unauffälliges Individuum, das scheinbar ziellos vor dem Haus auf und ab
schlenderte, wurde Mr. Comyn als Spitzel enthüllt, der vor eventuell hier
auftauchenden Konstablern warnen sollte. Die Fenster waren mit dichten
Vorhängen abgeschirmt, und als ein in Trauergewänder gehüllter Pförtner Lord
Carlisle und seinen Schützling einließ, kniff Mr. Comyn unwillkürlich die Augen
zusammen, so sehr war er von der strahlenden Helligkeit geblendet. Die
schwarze Livree des Türstehers hatte ihn zwar einigermaßen außer Fassung
gebracht, aber Mylord erklärte ihm, während sie hinaufgingen, diese
Kostümierung entspringe einer Marotte von Mr. Fox, der gern zu solchen Scherzen
neigte.
    «Sicherlich
ist doch Mr. Fox nicht der Eigentümer eines Spielsalons?» fragte Comyn zutiefst
verblüfft.
    «O nein,
aber er ist Vidals Busenfreund, und Timothy stand, soviel ich weiß, im Dienste
des Herzogs von Avon, bis er den Drang verspürte, sich höheren Aufgaben zu
widmen. Sie sehen also, für Meister Timothy sind die Wünsche Vidals und seiner
Freunde das Amen im Gebet.»
    Sie hatten
mittlerweile den obersten Treppenabsatz erreicht, und Lord Carlisle betrat, Mr.
Comyn im Schlepptau, den ersten Spielsalon, einen etwas überfüllten Raum, in
dem man offenbar nur dem Pharao und Basset frönte.
    Mylord ging
weiter, wobei er hin und wieder jemand einen Gruß zunickte, und führte Mr.
Comyn durch einen Bogengang in ein zweites, kleineres Zimmer. Als Mr. Comyn das
Klappern der Würfel hörte, strahlten seine Augen auf. Ein einziger Tisch stand
in der Mitte des Salons, den eine beträchtliche Anzahl von Zuschauern umringte.
    «Hm! Vidal
hält die Bank», knurrte Carlisle. «Würde an Ihrer Stelle nicht mittun.»
    Mr. Comyn
erspähte Lord Vidal am anderen Ende des Tisches. Vor ihm stand ein Glas, seine
Krawatte war gelockert, und eine Strähne leicht gepuderten Haars hatte sich aus
dem Band gelöst, das es im Nacken zusammenhielt. Er trug einen reichverbrämten
Rock aus purpurfarbenem Samt und eine geblümte Weste, an der ein paar Knöpfe
offenstanden. Im hellen Kerzenlicht wirkte er blaß und fast noch liederlicher
als sonst. Als Mr. Comyn näher trat, blickte der Marquis auf, doch seine
unnatürlich glänzenden Augen verrieten kein Zeichen des Erkennens.
    Carlisle
zupfte den jungen Mann am Ärmel. «Spielen Sie lieber Pharao», flüsterte er ihm
ins Ohr. «Sieht ganz so aus, als wäre Vidal in einer gefährlichen Stimmung.
Schauen Sie nur, wer da am Tisch sitzt! Oh, das können Sie natürlich nicht
wissen! Der Kerl neben Jack Bowling – der mit dem roten Gesicht und der Perücke
mit dem Haarbeutel – heißt Quarles. Die beiden sind wie Hund und Katze – das
gibt bestimmt bald Ärger. Besser, man hält sich da
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