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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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verbrennen,
aber wenn Sophia den Marquis heute versäumte, klappte es vielleicht ein
anderes Mal. Sie hatte keine Ahnung, wohin Vidal ihre Schwester bringen wollte.
Eine Kutsche – das bedeutete eine gewisse Entfernung. Bestimmt brachte er sie
in irgendein verschwiegenes Haus auf dem Land. Oder wollte er Sophia gar eine
Flucht nach Gretna Green vorgaukeln?
    Sie setzte
sich wieder und glättete mechanisch den Brief. Es hatte keinen Sinn, ihn ihrer
Mutter zu zeigen. Sie wußte von Sophia, welch wahnwitzige Träume Mrs. Challoner
hegte, und kannte sie gut genug, um ihr die grenzenlose Dummheit zuzutrauen,
eine Entführung sogar zu begrüßen. Ihr Onkel konnte nichts tun, soweit sie imstande
war, das zu beurteilen, und sie hatte außerdem nicht den Wunsch, Sophias Leichtfertigkeit
in alle Welt hinauszuposaunen.
    Wann ihr
die Idee zum erstenmal kam, konnte sie nicht sagen. Wahrscheinlich nistete sie
schon lange in einem verborgenen Winkel ihres Gehirns und war dort allmählich
herangereift. Wieder hob sie die Hand an die Wange. Der Einfall war so
verwegen, daß er sie zutiefst erschreckte. Ich kann nicht! dachte sie. Nein,
ich kann nicht!
    Doch die
Idee ließ sie nicht los. Was konnte er schon tun? Was brauchte sie von ihm zu
befürchten? Er war aufbrausend, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß er
ihr, egal wie wütend er auch war, tatsächlich ein Leid zufügen würde.
    Sie mußte
eine Rolle spielen, eine ekelhafte Rolle, aber wenn sie das fertigbrachte, war
es das unfehlbarste Mittel, der Leidenschaft des Marquis für Sophia ein Ende
zu machen. Sie merkte plötzlich, daß sie zitterte. Er wird mich für genauso
leichtfertig halten wie Sophia! überlegte sie niedergeschlagen. Aber war es nicht
gleichgültig, was er von ihr dachte? Und ihre Schwester selbst? Was würde sie
dazu sagen? Welchen Anfällen von Raserei würde sie sich hingeben? Aber auch das
war nicht maßgeblich. Lieber wollte sie Sophias Haß ertragen als zusehen, wie
man sie zugrunde richtete.
    Sie zog den
Brief zu Rate. Elf Uhr war die angegebene Stunde. Ihr fiel ein, daß sie heute
abend mit Mutter und Schwester bei Henry Simpkins eingeladen war, und sie
begann unverzüglich, sich einen Plan zurechtzulegen.
    Vor dem
Fenster stand ein Tisch mit ihrer Schreibmappe. Sie rückte einen Stuhl heran
und brachte langsam und mit vielen Pausen folgende Zeilen zu Papier:
    «Mama ...»
begann sie, ebenso abrupt wie der Marquis – «ich treffe mich an Sophias Stelle
mit Lord Vidal. Sein Brief an sie fiel mir zufällig in die Hände. Du wirst
sehen, wie verzweifelt die Lage ist, denn ganz offenkundig denkt er nicht im
Traum an eine Heirat. Ich habe die Absicht, ihm zu zeigen, daß sie nicht so
leicht zu haben ist, wie er sich das vorstellt. Mach dir keine Sorgen um meine
Sicherheit oder meine Ehre, auch wenn ich erst sehr spät nach Hause komme.» Sie
überflog die Zeilen, zögerte und setzte dann ihren Namen darunter. Sie
bestäubte das Blatt Papier mit Streusand, faltete es gemeinsam mit dem Brief
des Marquis zusammen, adressierte es an ihre Mutter und drückte das Siegel
darauf.
    Weder Mrs.
Challoner noch Sophia erhoben viele Einwände, ohne sie ausgehen zu müssen. Mrs.
Challoner dachte, es sei freilich ein Jammer, daß Mary ausgerechnet dann an
heftigen Kopfschmerzen leiden mußte, wenn Onkel Henry dem jungen Volk ein
Tänzchen versprochen hatte, aber sie machte keinen Versuch, ihre Tochter zu
überreden, sie doch noch zu begleiten.
    Mary lag,
ein Fläschchen mit Hirschhornsalz in der Hand, im Bett und sah Sophia beim
Ankleiden zu.
    «Was sagst
du, Mary!» schwatzte Sophia. «Onkel Henry ist es tatsächlich gelungen, Dennis
O'Halloran einzuladen. Er ist schrecklich hübsch, findest du nicht?»
    «Hübscher
als Vidal?» fragte Mary und wunderte sich, wie Sophia den etwas geckenhaften
Mr. O'Halloran Vidals dunkler, strenger Schönheit vorziehen konnte.
    «Ach,
schwarzes Haar hat mir eigentlich nie gefallen», antwortete Sophia. «Und Vidal
ist noch dazu so nachlässig. Stell dir vor, um nichts in der Welt will er eine
Perücke tragen, und sogar wenn er sich das Haar pudert, scheint noch immer das
Schwarz durch.»
    Mary
stützte sich auf den Ellbogen. «Sophy, du liebst ihn nicht, hab ich recht?»
    Sophia
zuckte lachend die Schultern. «Gott, Schwester, wie dumm du bist! Liebe? Pah!
Es ist absolut nicht notwendig, daß man seinen Ehemann liebt, das kannst du
mir glauben! Ich habe ihn sehr gern, aber ich will mich gar nicht so furchtbar
in jemanden verlieben,

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